Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel meines Herzens

Insel meines Herzens

Titel: Insel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
Vom Netzwerk:
Polonus erwähnt hatte, gab es einen zweiten Weg hierher, also auch einen Weg hinaus. Die Richtung, in die Deilos fliehen wollte?
    »Nirgendwo kann er sich verstecken«, betonte sie.
    »Er wird beschützt. Hast du nicht mit angesehen, wie bedingungslos ihm seine Leute gehorchen?«
    »Nur sehr wenige.«
    »Darauf kommt es nicht an. Alle Reinen und Starken werden sich ihm anschließen, die Schar seiner Anhänger wird wachsen. Und es dürfte Atreus wohl kaum gelingen, die Gefahr des unterirdischen Feuers für alle Zeiten zu verheimlichen. Sobald die Akoraner die Wahrheit erkennen, werden sie sich auf Deilos’ Seite stellen.«
    Was ihr Bruder behauptete, ergab keinen Sinn. Das verstand Brianna trotz ihrer Kopfschmerzen. »Warum hat er die Leute nicht einfach informiert?«
    Polonus runzelte die Stirn. »Wovon redest du?«
    »Bei der Gerichtsverhandlung hörten ihm so viele zu. Warum erzählte er ihnen nicht von diesem Ort? Wenn er glaubt, mit dem Hinweis auf das zornige Akora wird er sie für sich gewinnen – wieso hat er darauf verzichtet und nicht geschildert, was hier unten passiert?«
    »Das hätte er tun können«, gab Polonus zu. Zum ersten Mal klang seine Stimme unsicher. Doch er ließ sich nicht beirren. »Gewiss hat Deilos seine Gründe...«
    »Keine guten ! Begreifst du denn nicht...«
    »Brianna, du bist meine Schwester, und ich möchte verhindern, dass dir ein Leid geschieht. Aber halt bitte den Mund!«
    » Mich willst du retten? Und die anderen...?« Doch sie wollte nicht an seine Verbrechen denken. Selbst wenn Deilos nichts anderes anzulasten wäre – er hatte ihren Bruder auf den Pfad des Bösen gelockt. Allein schon deshalb verdiente er die schlimmste aller Strafen.
    »Still!«, befahl Polonus.
    Nur weil sie – von schwerem Kummer überwältigt – nichts mehr zu sagen wusste, gehorchte sie.
    Sie gingen weiter. Immer tiefer folgten sie Deilos in die Senke hinab. Wohin Brianna auch schaute, überall sah sie rot glühende Lava an die Oberfläche quellen. Der Boden, über den sie ging, war halbwegs kühl, gerade noch erträglich. Aber in den Felsenritzen leuchteten Feuerströme. Und in den dichten Dampfwolken, die unentwegt emporstiegen, lag beißender Schwefelgeruch.
    Briannas Augen brannten. Als sie die schmerzenden Lider berührte, streifte ihr Arm die Seidenstola, die ihre Schultern immer noch umhüllte.
    Obwohl Polonus ihre Hand festhielt, beachtete er seine Schwester nicht mehr. Stattdessen konzentrierte er sich auf Deilos und die Männer, die ihren Weg zielstrebig fortsetzten.
    Dass jemand hierher kommen würde, wagte sie kaum zu hoffen. Aber eine geringe Hoffnung war besser als gar keine. Nach einem forschenden Blick auf ihren Bruder zuckte sie die Achseln, und die Stola glitt hinab. Mit ihrer freien Hand erfasste sie den Rand des dünnen Stoffs. Langsam und vorsichtig zerrte sie daran, bis er vollends an ihrem Rücken herabrutschte. Dann raffte sie ihn unauffällig an ihrer Seite zusammen. Während sie ein stummes Gebet zum Himmel schickte, ermutigte sie sich mit einem tiefen Atemzug und ließ die Stola fallen.
    »Komm, wir müssen schneller gehen!«, drängte Polonus und zog sie mit sich.
    Dicht gefolgt von den Kriegern, eilte Atreus durch die versengte Landschaft. Nur einmal blieb er stehen, um eine Feuerfontäne zu beobachten, die aus der Lava emporsprang und beinahe das Höhlendach erreichte. Innerhalb weniger Sekunden sank sie in sich zusammen, und obwohl ihr keine weitere folgte, spürte er die Bedenken seiner Männer und versuchte sie zu beruhigen.
    »Schaut euch um! Seht ihr die geschwärzten Felsen? Immer wieder steigen solche Flammen hoch und hinterlassen ihre Spuren. Aber sie richten keinen Schaden an.«
    Sie nickten und ließen sich widerstandslos noch tiefer in die Senke hinabführen. Bei jedem Schritt hielten sie nach neuen Flammenexplosionen Ausschau.
    Wenn man eine so bedrohliche Hölle lebend durchqueren wollte, musste man sich in Acht nehmen. Doch die erforderliche Vorsicht würde Zeit kosten, und die fehlte ihm. Der Pfad wand sich am Höhlenrand abwärts. Außerdem gab es eine Abkürzung, die steil und geradewegs nach unten verlief – durch die Mitte der Senke, über vermeintlich festen Boden, in Wirklichkeit eine wogende Kruste.
    »Geht hier weiter!«, wies er seine Krieger an und zeigte auf den Weg, der ein geringeres Risiko darstellte. »Am anderen Ende treffen wir uns.«
    »Vanax...«
    Nie zuvor hatte er einen Befehl wiederholen müssen. Aber unter diesen Umständen durfte

Weitere Kostenlose Bücher