Insel meines Herzens
Tiefe ihrer Seele.
Und so fiel sie hinab, entglitt ihrem Feind Deilos und landete auf dem Boden, der sie mit der Wärme einer liebenden Mutter empfing.
Schnell wie der rauschende Wind stürzte sich Atreus auf Deilos, der ihn erbittert angriff und das Geschrei des Wahnsinns ausstieß.
Da Atreus größer und stärker war, schien er den Sieg zu erringen. Aber dann griff Deilos – stets tückisch, stets der Überlebende – unter seine Tunika und zog einen schmalen Dolch hervor.
»Stirb!«, rief er grinsend.
Die Schneide raste heran und hätte Atreus mitten ins Herz getroffen, wäre Deilos nicht von einem plötzlichen heftigen Windstoß aus dem Gleichgewicht geworfen worden. Deshalb verfehlte er sein Ziel, der Dolch schürfte nur den Arm seines Gegners auf.
Fluchend sprang Deilos zurück. »Verdammt!«
»Du kannst nicht gewinnen«, erklärte Atreus in sanftem Ton. »Damit musst du dich abfinden.«
»Soll ich dir erlauben, mein Schicksal zu bestimmen? Niemals.«
Deilos spähte über die Schulter, ins flackernde Feuer, wandte sich wieder nach vorn und sah seine Männer, tot oder gefesselt. In seinen Augen glühte wilder Hass.
Dann musterte er Brianna. »Wie rührend, dass er um Ihretwillen hierher kam! Und doch – auf seltsame Weise folgerichtig.«
Sinnloses Gefasel... Der endgültigen Niederlage nahe, schien er in wachsendem Wahn zu stammeln. Trotzdem konnte sie ihren Blick nicht von ihm losreißen, seine Worte nicht ignorieren.
»Was hat Atreus Ihnen erzählt?«, zischte er. »Was wissen Sie über Ihre Ankunft auf Akora, Xenos- Frau?«
Dieser abscheuliche, böse Mann wollte alles zerstören, was gut und gerecht war. Was er behaupten würde, durfte sie nicht ernst nehmen. Instinktiv schaute sie Atreus an, der sie voller Sorge beobachtete.
Inmitten der Hitze begann sie zu frieren.
»Der französische Admiral war ein Narr«, fuhr Deilos fort. »Er suchte die Lorbeeren des Ruhms, aber die nötige Kampfkraft fehlte ihm. Gleichwohl lieferte er uns eine ehrenwerte Schlacht und stellte uns auf eine harte Probe.«
Obwohl sie ihn mit Nichtachtung strafen wollte, konnte sie nicht länger schweigen. »Was reden Sie da?«
»Atreus und ich wurden gemeinsam zu Kriegern ausgebildet, und wir gehörten derselben Kompanie an. Hat er das nicht erwähnt? Welch ein beklagenswertes Versäumnis, Atreus! Aber vielleicht erweise ich dir einen schlechten Dienst, und du hast aus reiner Bescheidenheit nichts verlauten lassen.« Wieder zu Brianna gewandt, fügte Deilos hinzu: »Er war der Held des Tages, von ganz Akora bejubelt. Hatte je zuvor ein junger Mann, noch in der kriegerischen Ausbildung, eine so grandiose Tat vollbracht und eine Kanone so zielsicher abgefeuert? Gewiss, er war der Enkel des Vanax, und möglicherweise wollten einige Leute nur deshalb das Beste in ihm sehen. Aber um bei der Wahrheit zu bleiben – er hat die Lobeshymnen verdient. Während der Schlacht frischte der Wind auf, und der französische Admiral hätte eine Gelegenheit zum Rückzug gefunden, wäre Atreus nicht so fest entschlossen gewesen, zum tödlichen Schlag auszuholen.«
Entzückt über ihr sichtliches Entsetzen, lächelte Deilos.
»Er brachte Ihre Eltern um, süße Brianna, seine Hand schickte die beiden in den Tod. Hören Sie ihre Schreie bis zu dieser Stunde?«
Oh ja, möge der Himmel mir helfen ...
Als er die Antwort in ihrem Gesicht las, warf er seinen Kopf zurück und brach in schrilles Gelächter aus.
Immer noch lachend, sprang er in die Flammen.
Kapitel 19
E s war eine Zeit der Träume. Undeutlich fühlte sie kühles Leinen unter ihren Gliedern, kaltes Wasser zwischen ihren Lippen, eine milde Brise. Und sie hörte leise Stimmen.
Irgendwann erwachte sie im Schatten der Nacht und roch Jasmin. Durch das hohe Bogenfenster gegenüber ihrem Bett sah sie eine silberne Mondsichel.
Eine Hand berührte ihre Stirn, Brianna wandte den Kopf zur Seite und sah... Elena?
Träume.
»So inständig habe ich mich nach einer Tochter gesehnt und um diese Gnade gebetet. Natürlich sind mir meine Söhne lieb und teuer. Aber eine Tochter...«
Leonis Stimme. Sanft und vertraut.
»Als sie zu uns kam, war sie sehr schwach und ganz verloren. Wochenlang schlief ich neben ihr. Zu ihrem Wohl und zu meinem eigenen. Wenn ich nachts erwachte, musste ich sie sehen und mich vergewissern, dass sie noch atmete.«
All das hörte Brianna in Träumen – Fragmente, die wie Blütenblätter auf das Meer ihrer Ohnmacht herabfielen, umherschwammen und versanken. Das und
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