Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel meines Herzens

Insel meines Herzens

Titel: Insel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
Vom Netzwerk:
sehr grausam verhalten. Wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf... Dies war immerhin Delphines Zuhause. Hier hätte sie jederzeit willkommen sein müssen.«
    Stattdessen hatte ihr Vater sie verstoßen. Und trotzdem war sie einmal hier gewesen, mit ihrem Mann und ihrem Kind.
    Ein langer Flur voller Schatten... Am Ende ein Licht... Der Duft von Zimt...
    »Was für ein reizendes Kind... Das Ebenbild der Mutter... Oh, dieser schreckliche alte Mann...«
    »Still, Bridie, halt den Mund...«
    »Setz dich, meine Liebe«, bat die Countess mit sanfter Stimme.
    Aber Atreus führte sie bereits zu einem Sofa, und sie nahmen nebeneinander Platz. Erst nach einer Weile merkte sie, dass sie seine Hand umklammerte, und ließ sie errötend los. Ihr Blick fiel auf den niedrigen Tisch und die Platten, mit diversen Köstlichkeiten gefüllt. Froh über die Ablenkung meinte sie: »Allem Anschein nach habt ihr eine ganz ausgezeichnete Köchin.«
    »Oh ja.« Lady Constance schenkte den Tee ein. »Vielleicht sollte ich die Gelegenheit nutzen und erwähnen, wie gern die älteren Dienstboten dich sehen würden. Sie kannten deine Mutter, musst du wissen. Und sie freuen sich so, dass du hier bist.«
    »Ich begrüße sie natürlich sehr gern«, beteuerte Brianna leise.
    »Wunderbar! Nach dem Tee?«
    Brianna nickte. Nur mit halbem Ohr lauschte sie der Konversation. Der Earl interessierte sich für die Eindrücke, die Atreus in London gewonnen hatte, und stellte ihm mehrere Fragen, die eher unverbindlich beantwortet wurden. Bald wurden die beiden Stimmen von anderen übertönt.
    »Edward, wir müssen versuchen...«
    »Gewiss, ich stimme dir zu. Aber ich möchte nicht, dass du verletzt wirst...«
    »Für Brianna, ihr Erbe...«
    »Der Sohn einer französischen Hure – wagt es – meine Tochter...«
    »Vater!«
    »Wilcox ist kein französischer Name.« Unwillkürlich hatte Brianna diesen Gedanken ausgesprochen, und der Klang ihrer eigenen Stimme verwirrte sie.
    »Was hast du gesagt?«, fragte Kassandra.
    Widerstrebend wiederholte Brianna: »Wilcox ist kein französischer Name.« Zu ihren Gastgebern gewandt, fuhr sie fort: »Tut mir Leid, das muss seltsam erscheinen. Ich sollte erklären, dass ich als Kind schon einmal in diesem Haus war. Jetzt weckt die Rückkehr einige Erinnerungen, dir mir bisher verborgen blieben.«
    »Heiliger Himmel!«, rief die Countess. »Hast du nichts davon geahnt, William?«
    »Gar nichts«, entgegnete ihr Ehemann. Mit schmalen Augen musterte er Brianna. »Heißt das – Delphine und Edward sind irgendwann hierher zurückgekommen und haben dich mitgebracht?«
    »Ja, sie sprachen mit meinem Großvater. Diese Unterredung verlief sehr – unangenehm.« In einer kurzen Pause bekämpfte sie den Kummer, der ihr Herz erfüllte. »Sie schrien... Und ich glaube, ich hörte die Stimme meines Großvaters, der den Sohn einer französischen Hure erwähnte.«
    Die Hollisters wechselten einen betroffenen Blick. Unbehaglich rutschte William auf seinem Stuhl umher. »Ich hatte gehofft, wir müssten dieses Thema nicht anschneiden. Aber vielleicht ist es besser, die Wahrheit zu erzählen. Edward Wilcox war der Sohn eines irischen Soldaten und einer Französin. Leider neigte dein Großvater zu einer ziemlich beklagenswerten Wortwahl, wenn er sich aufregte. Was er damals sagte, bedeutet keineswegs, das Verhalten jener Dame wäre ungehörig gewesen, Wie dem auch sei – Edward wuchs in Frankreich auf und stand eine Zeit lang in den Diensten der französischen Regierung. Da der alte Earl die Franzosen hasste, fand er es verwerflich, dass seine Tochter einen Mann heiratete, dessen Loyalität ihm suspekt erschien.«
    »War sein Misstrauen berechtigt?«, erkundigte sich Brianna, obwohl sie die Antwort fürchtete.
    »Zu dieser Vermutung sehe ich keinen Grund«, versicherte William Hollister. »Wie ich bereits sagte, ich kannte deinen Vater nicht. Aber Delphine wäre wohl kaum seine Frau geworden, hätte sie an seinem Charakter gezweifelt.«
    »Weißt du, wie alt du warst, als du mit deinen Eltern nach Holyhood kamst, Brianna?«, fragte Atreus.
    »Noch nicht acht – denn so alt war ich bei meiner Ankunft auf Akora. Jedenfalls war ich alt genug, um jenes Gespräch zu verstehen und in meinem Unterbewusstsein zu bewahren. Erst jetzt erinnere ich mich daran.«
    Von Sehnsucht überwältigt, betrachtete sie das Porträt ihrer Mutter. Was würde sie dafür geben, zu wissen, was Delphine empfunden und gedacht, erhofft und erträumt hatte, was sie ihre

Weitere Kostenlose Bücher