Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel meines Herzens

Insel meines Herzens

Titel: Insel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
Vom Netzwerk:
unheilvolle Schatten verdüsterten den Tag.

Kapitel 8
    D urch die kristallklare Luft des Wintermorgens wehte der Klang von Kirchenglocken heran, die zu Ehren des Feiertags läuteten. Brianna hörte sie und seufzte, noch nicht bereit, aus ihrem wärmen, komfortablen Bett zu steigen. Trotzdem empfand sie freudige Erregung.
    Weihnachten...
    An diesem Tag! Plötzlich fühlte sie sich wieder wie ein Kind, schlug die Decke zurück und stand lachend auf. In der Kälte erschauerte sie, dann zog sie hastig ihren Morgenmantel und die Pantoffeln an. Nachdem sie das Kaminfeuer geschürt hatte, lief sie zu einem Fenster.
    In der Nacht hatte es geschneit. Frisches Weiß erhellte die alten Mauern. Rings um die hohen Türme tanzten kleine Flockenwirbel. Rauch quoll aus den Schornsteinen. Amüsiert beobachtete Brianna eine Katze, die den Hof überquerte und mit einer Pfote nach schwebenden Schneeflocken schlug, bis sie sich auf ihre Würde besann und weiterstolzierte.
    Und die Glocken läuteten immer noch.
    So schnell wie möglich wusch sie sich mit warmem Wasser, von der tüchtigen Sarah lautlos bereitgestellt, und schlüpfte in ihre Kleider. Ohne ihr Haar zu bürsten, steckte sie es einfach mit den Elfenbeinkämmen hoch, die ihr die akoranischen Eltern geschenkt hatten. Während sie ihr Zimmer verließ, dachte sie an die beiden, ihre anderen Verwandten und ihre Freunde, ihr Heim jenseits der Herkulessäulen. Sie vermisste Akora. Aber Holyhood faszinierte sie genauso – und das Leben, das sie führen würde, wenn sie in England bliebe.
    In den drei Tagen seit ihrem ersten Besuch in Holyhood hatte sie viele Stunden mit dem Earl und seiner Countess verbracht. Onkel William war sehr stolz auf sein Landgut, und es bereitete ihm große Freude, Brianna überall herumzuführen. Und Lady Constance erzählte bereitwillig von Delphine, die ihre liebste Freundin gewesen war.
    »Als wir uns kennen lernten, war ich fünf Jahre alt«, hatte sie berichtet. »Weil Delphine schon sieben war, schaute ich natürlich zu ihr auf. Sie las sehr gern. Nur ganz selten sah man sie ohne ein Buch.«
    »Auch ich bin eine richtige Leseratte. Nur weil ich Joannas und Alex’ Bibliothek in ihrem Londoner Haus erforschte, stieß ich auf die Zeichnung von Holyhood.«
    »Was für ein Schock muss das für dich gewesen sein! Und welch ein Glück, dass du wenigstens einen Teil deiner Erinnerungen wecken konntest!«
    Gewiss, deshalb musste sie sich glücklich schätzen. Doch – was damals geschehen war, erschien ihr jetzt nicht mehr so wichtig, verdrängt von der herzerwärmenden Weihnachtsfreude, die im Lauf des Tages wuchs.
    Atreus ging mit Alex und Royce in die Kälte hinaus, um Kiefernzweige für den Schmuck des Erdgeschosses zu sammeln. Stunden später kehrten sie fröhlich zurück und rochen nach dem Wald, den sie durchstreift hatten. Brianna kam gerade aus der Küche in die Halle. Abrupt hielt sie inne, gefesselt vom Anblick des Mannes, an den sie nicht mehr so unpersönlich zu denken vermochte wie früher – in jener Zeit, wo sie nur den Vanax in ihm gesehen hatte.
    In diesem Moment drehte er sich um und schaute sie an. Schnee bestäubte seine Schultern und die Brust, die Winterluft hatte seine Wangen gerötet, der Wind das dichte schwarze Haar aus der Stirn geweht. Plötzlich wirkte er viel jünger, so als hätte er alle politischen Probleme in London zurückgelassen.
    Aber sobald er sie entdeckte, nahmen sein Augen einen ernsten Ausdruck an. Er legte die gebündelten Zweige, die er mitgebracht hatte, auf den Boden und nickte ihr zu. »Frohe Weihnachten, Brianna.«
    »Das wünsche ich dir ebenfalls, Atreus – frohe Weihnachten.«
    Unverwandt starrte er sie an, und sie fühlte sich schrecklich verlegen – umso mehr, weil seine Mundwinkel zuckten. »An deiner Nase klebt Mehl.« Ehe sie wusste, wie ihr geschah, ging er zu ihr. Ganz vorsichtig wischte er mit einem Zeigefinger das Mehl von ihrer Nasenspitze.
    »Wir haben Kekse gebacken«, murmelte sie und versuchte, das Entzücken zu ignorieren, das die Berührung hervorrief.
    »Ja, ich dachte mir schon, ich hätte Zimt gerochen.« Nach einem tiefen Atemzug fuhr er fort: »Und Mandeln – und Schokolade.«
    »Hier würden wir Hilfe brauchen!«, rief Alex. Er stand auf einer Leiter, Royce auf einer anderen. Zwischen den beiden hing ein langer Zweig. »Das heißt«, fügte Alex gutmütig hinzu, »wenn ihr nicht lieber über Rezepte diskutieren wollt.«
    Ganz leise, nur für Briannas Ohren bestimmt, bemerkte

Weitere Kostenlose Bücher