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Insel zweier Welten: Roman (German Edition)

Insel zweier Welten: Roman (German Edition)

Titel: Insel zweier Welten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraldine Brooks
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ihrer Sprache spräche. Ich nannte ihm meinen Namen, denn gewiss hatten mittlerweile alle Wampanoag von den betenden Indianern und ihrem Pfarrer, meinem Vater, gehört. Ich erklärte, ich hätte etwas von seiner Sprache gelernt, indem ich den Unterricht meines Vaters bei Iacoomis belauscht hätte.
    Bei dieser letzten Aussage verzog der Junge das Gesicht, als hätte er in einen Gallapfel gebissen. Zischend gab er das Wort von sich, das die Indianer für die menschliche Notdurft verwenden und das auch für etwas Widerwärtiges, Stinkendes steht. Ich errötete, weil er einen hilfsbereiten Mann, den mein Vater so sehr liebgewonnen hatte, dermaßen verhöhnte.
    Er schaute in meinen leeren Muschelkorb hinab.
    » Poquauhock?«, fragte er. Ich nickte. Er schloss die Hand um die Finger der anderen Hand, winkte mir und wandte sich dem Strandgras zu, aus dem er zuvor aufgetaucht war.
    Mir blieb es freigestellt, ihm zu folgen oder nicht, und ich wünschte, behaupten zu können, dass ich mehr mit mir gerungen hätte. Während ich Mühe hatte, mit seinen langen, schnellen Schritten mitzuhalten, sagte ich mir, es wäre schließlich großartig, einen besseren Muschelgrund zu finden, da ich dann meine Aufgabe in den nächsten Tagen zügiger erfüllen könnte und mehr Zeit für meine eigenen Beschäftigungen hatte.
    Es sollte das erste von vielen Malen sein, die ich diesem federgeschmückten Kopf durch Seegras und über Sanddünen hinweg folgte, ob nun zu einer Lehmgrube oder zu einem See. Er zeigte mir, wo die wilden Erdbeeren in der Sonne besonders süß und saftig wurden, manche von ihnen mehr als fünf Zentimeter dick und so zahlreich, dass ich an einem Vormittag einen ganzen Scheffel pflücken konnte. Er lehrte mich, zu erkennen, wo die Blaubeersträucher im Sommer reiche Ernte brachten und die Moosbeerpflanzen im Herbst unzählige ihrer blutroten Juwelen an den Stängeln trugen.
    Er bewegte sich durch die Wälder wie ein junger Adam, der der Schöpfung ihre Namen gibt, und ich brachte meinen Lippen bei, die Worte in seiner Sprache zu formen – sasumuneash für Moosbeere, tunockuquas für Frosch. So viele Dinge wuchsen und gediehen hier, die wir gar nicht kannten, weil es sie in England nicht gab, und wir benannten sie nach anderen Dingen, die es vorher hier nicht gegeben hatte: das Katzenkraut zum Beispiel, das auf Katzen eine besondere Anziehungskraft ausübt; oder die Schaf-Lorbeerrose für den flach wachsenden Lorbeer, der sich für einige unserer mühsam erworbenen Jungschafe als tödlich erwiesen hatte. Dabei waren sowohl Katzen als auch Lämmer erst von uns hierhergebracht worden. Und so hatte ich, als er mir den Namen für eine Pflanze oder ein Tier nannte, das Gefühl, zum ersten Mal deren wirklichen Namen zu hören.
    Wir taten beide immer so, als hätten wir uns durch Zufall getroffen, und täuschten Erstaunen darüber vor, dass sich unsere Pfade gekreuzt hatten. Und doch ließ er es mich immer ganz beiläufig wissen, wenn er den Plan hatte, während der einen oder anderen Mondphase oder bei einem bestimmten Sonnenstand zu fischen oder zu jagen. Dann fand ich für mich selber einen Vorwand, warum meine Streifzüge durch die Umgebung mich just zu dieser Zeit an diesen Ort führten, und kaum hielt ich mich in der Nähe auf, war es für ihn ein Leichtes, mich aufzuspüren, denn ich hinterließ, wie er sagte, eine Spur, die leichter zu erkennen war als die einer Herde laufender Rehe.
    Die Stunden, die ich mit ihm verbrachte, rechtfertigte ich mit den Körben voller Köstlichkeiten, die ich von meinen Ausflügen nach Hause brachte. War es denn nicht meine Pflicht, zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen? Während ich dabei zusehen konnte, wie sich die Regale mit Gläsern voller Eingemachtem füllten, zwischen den Deckenbalken zahllose Schnüre mit getrockneten Moosbeeren baumelten und die Streifen geräucherten Schellfischs darauf hoffen ließen, dass wir im Winter keinen Hunger leiden mussten, fühlte ich mich in meiner Selbsttäuschung durchaus bestätigt.
    Doch die Wahrheit, die ich jetzt an dieser Stelle und vor Gott darlege, ist eine ganz andere: dass ich nämlich die Zeit genoss, die ich mit ihm verbrachte. Binnen kurzem hatte er den gesamten Raum in meinem Herzen erobert, den früher Zuriel eingenommen hatte. Einen solchen Freund hatte ich zuvor nie besessen. Als Kind hatte ich kein Bedürfnis danach, weil Zuriel immer an meiner Seite gewesen war, der beste Begleiter, den ich mir wünschen konnte. Als er starb,

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