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Insel zweier Welten: Roman (German Edition)

Insel zweier Welten: Roman (German Edition)

Titel: Insel zweier Welten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraldine Brooks
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Jahrgangsbesten ernannt und damit sogar über den Sprösslingen von Eliot und Dudley sowie allen anderen hochwohlgeborenen Engländern rangieren würde. Als ich das hörte, errötete ich vor Freude: Ich sah seinen betagten Vater Iacoomis vor mir, wie er, als einstmals Ausgestoßener, seinen Sohn sehen würde, wenn er seine Kommilitonen zur Feier geleitete. Ich war entschlossen, dafür zu sorgen, dass man ihn zu diesem Anlass von der Insel holte.
    Außerdem hatte man mir bei unserer Rückkehr nach Cambridge mitgeteilt, dass auch für Calebs Zukunft gesorgt war. Er stand unter den Fittichen von Thomas Danforth, dem hochgeschätzten Richter und der rechten Hand des Gouverneurs. Bei einem seiner zahlreichen Besuche im College als Schatzmeister war ihm Caleb aufgefallen, er hatte ihn in seinen Studien bekräftigt und oft mit ihm über juristische Themen gesprochen, so zum Beispiel über Fragen des natürlichen und des verbrieften Rechts. Caleb würde vom Harvard College direkt nach Charlestown übersiedeln, bei ihm wohnen und unter seiner Anleitung Jura studieren. Es freute mich sehr, das zu hören, auch weil ich mir sicher war, Calebs Gesundheitszustand würde sich bessern, wenn er erst einmal frei von den Entbehrungen und Einschränkungen des Lebens am College war.
    Davon war ich sogar noch mehr überzeugt, als Samuel und ich eines Abends, kurz nach unserer Heimkehr aus Padua, bei Thomas Danforth eingeladen waren und uns an seinen reich gedeckten Tisch setzen durften. Danforth hatte gehört, dass ich seit Jugendtagen mit Caleb bekannt war, und bestürmte mich förmlich mit Fragen bezüglich des Lebens seines Stammes auf der Insel, erkundigte sich nach Calebs Familie, der Rolle des Vaters als sonquem und wie sie sich wohl von der unserer englischen Gesetzgeber unterscheiden mochte.
    Am größten war sein Interesse, als ich ihm erzählte, was ich von den Verhandlungen meines Vaters um Land wusste. Der damalige sonquem hatte den Verkauf für eine gute Sache gehalten, doch nicht sein gesamter Stamm war darin einer Meinung mit ihm gewesen. Statt wie ein englischer Lord die Bedenken seiner Untergebenen einfach zu ignorieren, hatte der sonquem einiges an Land den Andersdenkenden überlassen und nur einen Teil seines privaten Besitzes an die Engländer verkauft. Danforth fand diese Art zu regieren sehr überzeugend. Während des ganzen Abendessens war er voll des Lobes für Calebs Fähigkeiten und meinte, es gebe nichts, was der junge Mann nicht könne, wenn es nur zur richtigen Zeit und Gelegenheit sei. Es freute mich ungemein zu hören, welch hohe Ziele er mit meinem Freund hatte, in dem er bereits einen künftigen Staatsmann zu sehen glaubte. Seine Spekulationen gingen sogar so weit, dass er Caleb eines Tages als seinen Nachfolger auf der Richterbank sah, wo er die Interessen der Eingeborenen der Kolonie würdig vertreten würde.
    Joel wiederum erzählte mir, er sei entschlossen, in die Fußstapfen seines Vaters als Prediger zu treten. Er plante, auf die Insel zurückzukehren und zu schauen, wie es um den Seelenzustand seines Stammes bestellt war und wie er das Bestreben seines Vaters, sie zu Christus zu bringen, befördern könne. Wenn er von der »Gesellschaft für die Verbreitung des Evangeliums« Gelder bewilligt bekäme, würde er einen zweiten Abschluss anstreben und sich ordinieren lassen. Einmal, während der Disputation, nahm er uns beiseite. Zaghaft, die Augen zu Boden gerichtet, fragte er, ob Samuel und ich vor den Abschlussprüfungen im Sommer mit ihm auf die Insel reisen und Trauzeugen bei seiner Hochzeit mit Anne sein würden. Offenbar hatten sich die beiden jungen Leute all die Jahre hindurch, seit der heimlichen Flucht des Mädchens aus Cambridge, geschrieben, was nur Caleb gewusst hatte. Seit etwa einem Jahr waren sie verlobt und konnten es kaum erwarten, endlich vor den Traualtar zu treten und ihre Verbindung vor Gott zu besiegeln.
    Samuel und ich gratulierten ihm von ganzem Herzen, und als ich Samuel einen fragenden Blick zuwarf, sagte er, sicher könne er einen Tutor für die Schule finden, der ihn in unserer Abwesenheit vertreten würde. Ich nahm seine Hand, als er das sagte, und warf ihm einen Blick zu, aus dem, wie ich hoffte, meine ganze Dankbarkeit und Liebe sprachen. Ich war seit fünf Jahren nicht mehr auf der Insel gewesen und sehnte mich danach. Joel schien sich zu freuen und kehrte dann wieder auf seinen Platz zurück, der, wie immer, an Calebs Seite war.
    Schon bald war er in einen Disput mit

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