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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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überschwemmte sie, dann dachte sie: Das ist ja lächerlich, immer mit der Ruhe. »Oh, gut«, sagte sie. »Ich dachte schon, ich hätte dich verloren.«
    »Es ist schon eine Weile her, dass ich einkaufen war. Es gab einen USA -Today -Fotografen, der das Gristedes bei mir um die Ecke belagerte, und einen Typen vom National Enquirer , der immer bei D’Agostino rumhing. Ich konnte mir nicht mal Eier holen. Oder Zahnpasta.«
    Connie nahm Meredith die Brötchen aus der Hand und ließ sie in den Wagen fallen. »Hier folgt dir keiner.«
    »Noch nicht«, sagte Meredith und rückte ihre Sonnenbrille zurecht.
    »Stimmt. Wir sollten es nicht darauf ankommen lassen.« Connie strebte auf die Kasse zu. Sie war dankbar dafür, dass sie hier niemanden kannte. Sie und Wolf hatten die bewusste Entscheidung getroffen, sich vom gesellschaftlichen Leben Nantuckets fernzuhalten. In Washington waren sie ständig zu Gast bei Partys und Galas und Abendessen; da bot Nantucket eine Verschnaufpause, obwohl Wolf aus den Jahren seiner Jugend nach wie vor ein paar Freunde auf der Insel hatte. Seine Eltern und Großeltern waren Mitglieder im Nantucket Yacht Club gewesen, und ein- oder zweimal pro Sommer wurde Wolf zum Segeln oder zusammen mit Connie zu einer Cocktailparty oder einem Barbecue eingeladen. Meistens aber waren die beiden für sich geblieben. Und so fühlte Connie sich jetzt, obwohl sie schon seit über zwanzig Jahren nach Nantucket kam, praktisch anonym. Sie kannte niemanden, und niemand kannte sie.
    Als sie in der Schlange standen, reichte Meredith Connie drei Zwanzig-Dollar-Scheine. »Ich möchte mich an den Kosten beteiligen.«
    Connie erwog, das Geld abzulehnen. Die Fernsehreporter hatten klargemacht, dass Meredith Delinn – falls nicht irgendwo ein Geheimkonto existierte – vollkommen pleite war. »Tu, was du kannst«, sagte Connie. »Aber fühl dich nicht unter Druck.«
    »Okay«, flüsterte Meredith.
    Auf dem Rückweg nach Tom Nevers bemerkte Connie im Kreisverkehr etwas Ungewöhnliches. Übertragungswagen drängten sich auf dem Parkplatz der Inselzeitung Inquirer and Mirror. Connie musste zweimal hinschauen. Waren das Übertragungswagen?
    »Duck dich«, sagte sie. »Da sind Reporter.« Sie sah in den Rückspiegel. » CNN , ABC .«
    Meredith beugte sich so weit nach vorn, wie es ihr Sicherheitsgurt erlaubte. »Du spinnst«, sagte sie.
    »Ich spinne nicht.«
    »Ich fasse es nicht. Ich kann nicht glauben, dass es sie interessiert, wo ich bin. Obwohl, natürlich interessiert sie das. Natürlich muss alle Welt wissen, dass ich auf Nantucket Sommerferien mache. Damit ich schlecht dastehe. Damit es aussieht, als ob ich immer noch ein Luxusleben führe.«
    »Was du ja auch tust«, sagte Connie und versuchte zu lächeln.
    »Warum kannst du nicht in irgendeinem grässlichen Ort wohnen? East St. Louis zum Beispiel. Dann könnten sie berichten, dass Mrs Delinn den Sommer im heißen und gefährlichen East St. Louis verbringt.«
    »Das ist nicht witzig.« Connie schaute erneut in den Rückspiegel. Die Straße hinter ihnen war leer. »Stell dir vor, sie folgen uns gar nicht.«
    »Nein?«
    Connie fuhr weiter. Sie war ein winziges bisschen enttäuscht. »War wohl falscher Alarm.« Sie überlegte, warum Fernsehwagen am Kreisverkehr standen, dann fiel ihr ein Zeitungsartikel ein, der von den Berichten über Freddys Verurteilung in den Schatten gestellt worden war. »Ach, stimmt ja«, sagte sie. »Der Präsident ist dieses Wochenende hier!«
    Meredith richtete sich auf. »Mein Gott, hast du mir einen Schrecken eingejagt.« Sie machte hörbare Atemübungen, um sich zu entspannen, und das erinnerte Connie daran, wie sie Meredith nach Leos Geburt mit der zweijährigen Ashlyn im Krankenhaus besucht hatte. Freddy war stolz gewesen wie ein Gockel und hatte (nicht nur teure, sondern zudem illegale) kubanische Zigarren herumgereicht, sogar Connie eine aufgedrängt und gesagt: »Gib sie Wolf. Er wird sie lieben.« Connie entsann sich, wie neidisch sie auf Meredith wegen der unproblematischen Entbindung gewesen war (sie selbst hatte sich dreiundzwanzig Stunden lang mit Wehen quälen müssen und einen Gebärmutterriss erlitten, infolge dessen sie keine weiteren Kinder bekommen konnte). »Gott sei Dank hat Freddy jetzt seinen Sohn, so dass der geheiligte Name Delinn fortbestehen kann«, hatte Meredith gesagt, und das hatte Connie verletzt, weil Ashlyn ein Mädchen war und sie keine Kinder haben würde, die den Namen Flute weitertragen konnten. Dieses

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