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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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sind?«, gab die Rezeptionistin zurück.
    Meredith krümmte sich. Sie hasste es, ihren Namen zu nennen. »Meredith Delinn.«
    Die Rezeptionistin antwortete nicht. Sie antwortete nie, obgleich Meredith schon Dutzende Male angerufen und mit eben dieser Rezeptionistin gesprochen hatte.
    Das Telefon klingelte. Obwohl Meredith nach Burt gefragt hatte, war Dev am Apparat.
    »Hi, Dev«, sagte sie. »Hier ist Meredith.«
    »Gott sei Dank«, entgegnete Dev. »Ich wollte Sie gerade auf dem Handy anrufen. Wo sind Sie?«
    »Ich bin auf Nantucket.«
    »Auf Nantucket? Was machen Sie auf Nantucket?«
    »Ich bin bei einer Freundin.«
    Dev äußerte Überraschung. Er war eindeutig davon überzeugt gewesen, dass Meredith keine Freundinnen hatte. Und da irrte er sich nicht. Aber sie hatte Connie. War Connie ihre Freundin? Connie war undefinierbar; Meredith wusste nicht genau, was sie war.
    »Wie ist die Adresse?«, fragte Dev.
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Telefonnummer? Bitte, Meredith, geben Sie mir irgendwas. Das FBI will, dass wir jederzeit Kontakt mit Ihnen aufnehmen können.«
    Meredith hatte sich Connies Festnetznummer aufgeschrieben und las sie Dev vor.
    »Eins nach dem anderen«, sagte er. »Ich bin froh, dass Sie in Sicherheit sind.« Meredith lächelte. Dev war außer ihren Söhnen der einzige Mensch, der nicht wollte, dass sie von der George Washington Bridge sprang. Burt, ihr zweiter Anwalt, hätte sich nie zu einer Gefühlsäußerung hinreißen lassen. Burt hatte nichts gegen Meredith, aber er wahrte Distanz. Sie war ein Fall für ihn, ein juristisches Problem. Sie war sein Job.
    »Ich habe von Warden Carmell vom Metropolitan Correctional Center gehört, dass Mr Delinn heute Mittag in den Bus gesetzt wurde«, fügte Dev hinzu. »Es sind zehn Stunden bis nach Butner. Er kommt dort also am Abend an.«
    Meredith schloss die Augen. Als ihre Anwälte ihr telefonisch mitgeteilt hatten, Freddy habe die Höchststrafe erhalten, war sie sich nicht sicher gewesen, was das bedeutete. Sie hatte den Fernseher angestellt und gesehen, wie Freddy in seinem hellgrauen Anzug, der ihm nicht mehr passte, aus dem Gerichtssaal geführt wurde. Und auf dem Spruchbalken darunter stand: DELINN ZU 150 JAHREN VERURTEILT . Würgend beugte sie sich vor und rannte zur Küchenspüle, wo sie die halbe Tasse Tee von sich gab, die sie zuvor mühsam heruntergebracht hatte. Sie hörte ein Geräusch und dachte, es komme aus dem Fernseher, doch es war das Telefon. Sie hatte es zu Boden fallen lassen, und Burts Stimme drang daraus hervor: »Meredith, sind Sie noch da? Hallo? Hallo?« Meredith legte auf und stellte den Fernseher ab. Sie war vollkommen fertig.
    Sie ging ins Schlafzimmer und ließ sich auf ihr riesiges Bett fallen. Sechzehn Stunden blieben ihr, bis Bundesbeamte sie abholen würden und sie sich von ihrer Bettwäsche trennen musste, die glatt war wie Papier, von der seidenen Steppdecke, von den üppig mit Daunen gefüllten Kissen.
    Einhundertfünfzig Jahre.
    In diesem Moment war Meredith klar geworden, dass Freddy sie an den Rand eines riesigen Abgrunds geführt und aufgefordert hatte, mit ihm hineinzuspringen, und sie eingewilligt hatte. Sie war gesprungen, ohne zu wissen, wie tief der Abgrund war oder was passieren würde, wenn sie unten ankamen.
    »Okay«, sagte sie jetzt, obwohl es natürlich ganz und gar nicht okay war, dass Freddy zwei oder drei Leben lang ins Gefängnis musste. Sie war so wütend auf ihn, dass sie sich am liebsten die Haare ausgerissen hätte, aber der Gedanke an ihn in diesem Bus schmetterte sie nieder.
    »Der entscheidende Punkt bei der Ermittlung gegen Sie … «
    »Ich kenne den entscheidenden Punkt.«
    »Daran kommt das FBI nicht vorbei«, sagte Dev. »Haben Sie irgendetwas hinzuzufügen?«
    »Nichts hinzuzufügen«, sagte Meredith.
    »Irgendetwas zu korrigieren?«
    »Nichts zu korrigieren.«
    »Wissen Sie, wie schlecht es für Sie aussieht? Fünfzehn Millionen Dollar sind eine Menge Geld, Meredith.«
    »Ich habe nichts hinzuzufügen oder zu korrigieren«, sagte Meredith. »Ich habe alles zu Protokoll gegeben. Glauben die denn, ich hätte bei meiner Aussage gelogen ?«
    »Die glauben, dass Sie bei Ihrer Aussage gelogen haben«, bestätigte Dev. »Viele Leute tun das.«
    »Na gut, habe ich aber nicht«, widersprach Meredith.
    »Okay«, sagte Dev, doch er klang nicht überzeugt. »Wenn Ihnen noch was einfällt, das Sie hinzufügen oder korrigieren möchten, rufen Sie einfach an. Ansonsten melden wir uns.«
    »Was ist mit

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