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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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Atem war hörbar; sie schlief fest. Wovon sie wohl träumte? Von ihren Söhnen oder Freddy oder Connie oder ihrem Rechtsanwalt oder der wütenden Frau im Salon? Träumte sie von Toby, und falls ja, von Toby mit achtzehn oder von Toby heute, mit einundfünfzig? Connie fielen die Augen zu. Sie hörte Dan ein Lied ohne Worte singen, sie spürte, wie die Brise die Krempe ihres Strohhutes anhob, sie fragte sich, ob Seehunde in den Himmel kämen, und befand, dass es wahrscheinlich so war.
    Sie wachte davon auf, dass Toby lautstark einen Fang vermeldete. Und Dan schrie vom Strand her: »Den behalten wir!« Meredith schlief immer noch. Connie blinzelte zu den Männern hinüber und beschloss, hinzugehen und sich beeindrucken zu lassen. Sie erkannte die dunklen Markierungen auf den Schuppen – ein gestreifter Zackenbarsch. Ein großer.
    »Na, das ist mal eine Schönheit«, sagte Dan.
    »Das Meer hat mich immer gut versorgt«, sagte Toby.
    Connie schaute Dan an. »Essen wir ihn?«
    »Ich habe mein Filetiermesser mitgebracht«, sagte er. »Und eine Flasche Olivenöl und Gewürzsalz. Ich wusste, dass wir was fangen würden. Wir grillen ihn über dem Feuer.«
    Connie lächelte und küsste ihren Bruder auf die Wange. »Du Jäger und Sammler. Das wird Meredith imponieren.«
    Sie warfen Hufeisen, und Dan gewann mühelos. Sie spielten Wiffleball, und Connie schlug den Ball über alle Köpfe hinweg ins Seegras, wo sie ihn nicht wiederfanden. Obwohl das Spiel dadurch frühzeitig beendet war, zeigte Dan sich beeindruckt von dem Schlag, und Connie strahlte.
    »Sie hätten sie beim Hockey sehen sollen«, sagte Toby. »Sie war ein As.«
    Connie und Dan machten einen Spaziergang und blieben stehen, um sich zu küssen, und der Kuss wurde so leidenschaftlich, dass Connie dachte, sie würden vielleicht … es war keiner in der Nähe, also … aber Dan löste sich von ihr. »Wenn Bud uns auf seiner Runde sieht, wird ihm das gar nicht gefallen.«
    »Dreht Bud denn eine Runde?«, fragte Connie.
    »Klar.« Dan knabberte an Connies Ohr.
    Die Sonne ging unter. Als Connie und Dan an ihren Lagerplatz zurückkamen, hatte Toby mit einer Schaufel, die er hinten in Dans Jeep gefunden hatte, schon eine Kuhle ausgehoben. Er füllte sie mit Holz und benutzte das Papier, in das ihre Sandwiches eingewickelt gewesen waren, zum Feueranzünden. Er war geübt in Überlebensdingen. Zwei gescheiterte Ehen, ein lebenslanger Kampf gegen den Alkohol, ein Sohn, den er nicht oft sah. Connie hatte einen Ehemann zu Grabe getragen und eine Tochter verloren: Dan hatte eine Ehefrau zu Grabe getragen und einen Sohn verloren. Meredith – nun ja, Meredith hatte Schwierigkeiten durchlebt, die Connie sich gar nicht vorstellen konnte. Und dennoch, trotz all diesen Leidens, sammelten die vier sich um die zunehmende Hitze und Helligkeit des Feuers und ließen sich davon wärmen.
    Gott, Menschen sind zäh, dachte Connie.
    Wir sind unverwüstlich!
    Dan filetierte den Barsch, und Connie stellte Teller mit Käse und Crackern hin. Toby und Meredith saßen Seite an Seite auf der Decke, und obwohl sie sich nicht berührten, sich nicht unterhielten, gingen sie jetzt definitiv friedfertiger miteinander um. Oder bildete Connie sich das ein?
    Highschool, immer wieder Highschool.
    Connie hörte ein Geräusch, und als sie aufschaute, erblickte sie einen dunkelgrünen Pick-up, der auf sie zukam. Obgleich der Tag nahezu perfekt gewesen war, hatten sie nur wenige andere Leute gesehen – zwei einsame Angler zu Fuß, ein paar Familien in Miet-Jeeps, die sich erst näherten und dann zurücksetzten, weil sie nicht stören wollten. Dieser Wagen aber fuhr direkt auf das Feuer zu und hielt dann so unvermittelt, dass Sand auf Tobys und Merediths Decke regnete. Auf der Seite war eine Aufschrift in Weiß. Verwaltung des Naturschutzgebiets. Ein Mann mit einer grünen Kappe streckte seinen Kopf aus dem Fenster: Bud Attatash.
    Er stieg aus. »Alles in Ordnung bei Ihnen?«
    Dan, der den Grillvorgang überwachte, sagte: »Uns geht’s prima, Bud. Hätten keinen schöneren Tag erwischen können.«
    »Da haben Sie sicher recht«, stimmte Bud zu. Er stand mit den Händen in den Taschen da und hatte etwas Verlegenes an sich. Er war nicht gekommen, um über das Wetter zu reden. Ärgerte es ihn, dass sie grillten? Oder überhaupt Feuer gemacht hatten? Dan hatte eine Genehmigung dafür; sie lag im Handschuhfach des Jeeps. Wollte er sie rügen wegen eines einzigen offen getrunkenen Biers?
    »Auf dem Weg nach Hause?«,

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