Inselglück
Meredith drei Kopfschmerztabletten auf den Nachttisch, wo immer noch, wie sie sah, ein Foto von ihr und Toby von Tobys Abschlussball an der Radnor stand. Connie legte das Bild mit der Vorderseite nach unten hin und flüsterte der schlafenden Meredith zu, alles komme wieder in Ordnung.
Der Epilog zu dieser Geschichte, an den Connie jetzt nicht so gern dachte, war der, dass Meredith ihr im Januar darauf einen Brief aus Princeton geschickt hatte: Rate, was passiert ist! Du hattest recht. Alles kommt wieder in Ordnung! Ich habe einen Wahnsinnstypen kennen gelernt. Er heißt Fred.
Meredith kam von ihrem Spaziergang mit einer Handvoll Muscheln zurück, die sie auf dem Rand ihres Handtuchs aufreihte wie ein präpubertäres Mädchen.
Sie schenkte Dan ein winziges Lächeln. »Es ist wunderschön hier. Danke fürs Mitnehmen.«
»Gern geschehen, Meredith«, sagte Dan.
Es wird besser, dachte Connie.
Ein Weilchen später kehrte Toby mit einer Ladung Treibholz zurück, die er einige Zentimeter neben Meredith lautstark fallen ließ.
»Für ein Feuer«, sagte er. »Irgendwann.«
»Prima!«, lobte Connie.
Toby stupste Merediths Schulter mit dem großen Zeh an. »Du hast einen wunderbaren Spaziergang verpasst.«
»Nein, habe ich nicht«, sagte Meredith. »Meiner war auch wunderbar. Ich bin da entlanggegangen.«
Toby beäugte sie eine Sekunde, dann schüttelte er den Kopf.
Connie schloss die Augen und dachte: Es wird nicht besser. Okay, ihr beide müsst euch ja nicht wieder ineinander verlieben, das erwartet keiner, aber könnt ihr nicht Freunde sein? Und wenn ihr das nicht schafft, könntet ihr euch nicht wenigstens zivilisiert benehmen?
Meredith stand auf. »Ich gehe schwimmen.«
»Ich auch«, sagte Toby.
Meredith drehte sich mit einem Ruck zu ihm um. »Hör auf, Toby.«
Toby lachte. »Das Meer ist groß genug für uns beide.«
»Nein«, sagte Meredith. »Das glaube ich nicht.« Sie watete hinein, und als das Wasser ihr bis zu den Hüften reichte, tauchte sie unter. Sie bewegte sich so ungezwungen darin wie ein Delfin. Toby schwamm ihr hinterher, und Connie dachte: Gott, Toby, lass die Frau in Ruhe. Doch er kraulte direkt auf sie zu und packte sie am Träger ihres schwarzen Badeanzugs und Meredith spritzte ihm Wasser ins Gesicht und sagte: »Denk dir ein paar neue Tricks aus.«
»Was gefällt dir nicht an meinen alten Tricks?«
»Was mir an deinen alten Tricks nicht gefällt? «, sagte Meredith. »Muss ich darauf wirklich antworten?« Aber wenn Connie sich nicht irrte, klang ihre Stimme ein wenig gelassener, was Toby genau die Vorlage lieferte, um sich wieder bei ihr einzuschmeicheln. Meredith schwamm die Küste entlang, und Toby folgte ihr unverdrossen.
»Sieht aus, als ob es Spaß macht«, sagte Dan und stand auf, und Connie erhob sich ebenfalls, obwohl sie sich nicht gern zum Schwimmen drängen ließ. Aber das Wasser war hier warm und flach. Sie ließ sich auf dem Rücken treiben und spürte die Sonne auf ihrem Gesicht. Dan zog sie ein wenig weiter hinaus, schlang seine Arme um sie und sang ihr einen James-Taylor-Song ins Ohr: »Something in the Way She Moves.« Er hatte eine wundervolle Stimme – an ihm war tatsächlich ein Sänger verloren gegangen – , und Connie genoss das Summen in ihrem Ohr. Als er fertig war, sagte sie: »Du bist der Mann mit dem Schlüssel.«
»Dem Schlüssel wozu?«, fragte er.
Zum Leuchtturm, Dummerchen!, hätte sie fast gesagt, aber sie erwiderte: »Zu meinem Herzen.«
Er schien sich zu freuen. »Bin ich das?«
Connie nickte. Dann bekam sie ein schlechtes Gewissen. Wolf! Wolf war der Mann mit dem Schlüssel zu ihrem Herzen. Es war dumm zu glauben, sie könnte einen anderen so sehr lieben.
Sie schwamm zurück zum Ufer.
Nach dem Mittagessen rollte Meredith sich auf ihrer Decke zusammen und schlief ein. Toby beugte sich in seinem Stuhl vor und beobachtete die Segelboote in der Ferne. Connie fragte sich, ob er wohl an die Bird’s Nest dachte. Ganz bestimmt. Für Toby war sie mehr als ein Boot gewesen, nämlich ein Zuhause. Während sie ihn so musterte – sie wollte etwas sagen, wusste aber nicht, was – , bemerkte sie, dass er einen Blick auf Meredith warf. Er schaute sie lange an, und Connie dachte: Ach du meine Güte.
Dan stemmte sich aus seinem Stuhl hoch. »Ich gehe ein bisschen angeln. Connie?«
»Ich passe.«
Toby sprang auf. »Ich komme gern mit.«
Connie sah ihrem Liebhaber und ihrem Bruder nach, die mit ihren Angelruten den Strand entlangschlenderten. Merediths
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