Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
Vom Netzwerk:
Zuckerwürfel angeboten, die aufeinandergestapelt waren wie kleine Eisblöcke. Connies Kaffee war auf ihre Untertase geschwappt, und Annabeth hatte gesagt: »Mit beiden Händen, Constance.«
    Und dann, als Connie nach Hause gekommen war und ihrer Mutter erzählte, dass Annabeth ihnen Kaffee serviert hatte, sagte Veronica: »Die Frau versucht, euer Wachstum zu hemmen.«
    In Gedanken daran musste Connie lächeln. Dann spürte sie, wie sich Schwere auf sie senkte. Sie und Meredith waren seit frühester Kindheit miteinander verbunden. Sie wollte nicht, dass Meredith böse auf sie war. Sie durfte nicht noch einen Menschen verlieren.
    Sie trug ihren Kaffee hinaus auf die Terrasse. Am Horizont hingen ein paar Wolken, doch der Rest des Himmels leuchtete strahlend blau. Nantucket war ein Ort, so schön, dass es einem das Herz brach, weil man ihn nicht festhalten konnte. Die Jahreszeiten verstrichen, das Wetter änderte sich, man musste abreisen – und zurückkehren in die Stadt oder den Vorort, in die Schule, den Beruf, ins richtige Leben.
    Connie trank ihre Kaffee und dachte: Ich darf nicht noch einen Menschen verlieren.
    Sie drehte sich um und sah Meredith, auch mit einem Becher Kaffee, in der Tür stehen. In ihrem kurzen weißen Nachthemd sah sie aus wie eine Puppe. Ihre Haare waren heller.
    Connie sprach, ohne nachzudenken. »Dein Haar ist heller.«
    »Das sagst du nur, weil ich sauer bin.«
    »Das sage ich, weil es stimmt. Es ist heller, blonder.«
    Meredith setzte sich neben Connie und griff nach ihrer Hand. »Es tut mir leid.«
    »Mir auch«, sagte Connie.
    Meredith kniff die Augen zusammen. Ihr Gesicht war gebräunt, ihre Nase zart mit Sommersprossen gesprenkelt. »Ohne dich wäre ich gestorben.«
    Connie drückte ihre Hand. »Schsch«, sagte sie.
    Am späteren Vormittag läutete das Telefon, und Toby sagte: »Meine Güte, in den letzten achtundvierzig Stunden hat das Telefon öfter geklingelt als in den ganzen zwei Wochen davor.«
    Connie warf ihm einen Blick zu. Meredith war oben und kleidete sich an. Vor dem Haus standen keine Reporter, also würden Connie und Meredith zum Supermarkt fahren und, wenn das gut ging, zu Nantucket Bookworks, um sich mit neuen Romanen einzudecken. Dan hatte angerufen und Connie zum Abendessen ins Pearl eingeladen, so dass Meredith und Toby allein zu Hause sein würden.
    Connie überprüfte das Display. Es war die Kanzlei. Connie nahm ab. Der fünfzehnjährig Rechtsanwalt wollte Meredith sprechen.
    »Einen Moment bitte«, sagte Connie.
    Sie fing Meredith an der Treppe ab. »Dein Anwalt.«
    »Ich wünschte, wir wären vor fünf Minuten gefahren«, sagte Meredith.
    »Ich renne hoch und putze mir die Zähne. Wenn du fertig telefoniert hast, geht’s los, okay?«
    »Okay.« Meredith hatte ihre Perücke in der Hand. Sie war nötiger denn je.
    Verdammter Freddy, dachte Connie.
    Sie stieg langsam die Treppe hinauf, denn sie wollte mithören. Toby war unten und lauschte vermutlich ganz unverfroren. Meredith sagte: »Hallo?« Pause. »Einigermaßen. Haben Sie Neuigkeiten für mich?«
    Connie blieb stehen, aber sie war auf der vorletzten Stufe und hörte nichts mehr.

Meredith
    Er wollte nicht mit ihr reden.
    »Ich habe überall im Gefängnis nachgefragt«, erklärte Dev, »und jeder hat dasselbe geantwortet: Fred Delinn will Ihren Anruf nicht entgegennehmen, und keiner kann ihn dazu zwingen, nicht einmal dazu, dass er zuhört, wenn Sie sprechen.«
    Meredith spürte, dass ihre Wangen glühten. Wie peinlich und demütigend! Sie verbrannte bei lebendigem Leibe. »Warum will er nicht mit mir reden?«
    »Da kann man nur raten«, sagte Dev. »Der Mann ist ein Soziopath, und das hat sich in Butner noch zugespitzt. Alle hier kennen die Geschichte mit Mrs Deuce. Sie verstehen, warum Sie eine Audienz wollen. Mrs Briggs, die Sekretärin des Direktors, hat persönlich darauf gedrängt, dass Fred sich Ihnen über Skype stellt und sich zumindest anhört, was Sie zu sagen haben, aber das wurde abgelehnt. Es verstößt gegen die Rechte der Insassen. Sie können ihn einsperren, sie können ihn zwingen, sich zu den Mahlzeiten einzufinden, um neun Uhr in den Hof zu gehen und um zehn wieder reinzukommen, seine Medikamente zu nehmen. Aber sie können ihn nicht zum Reden zwingen, auch nicht mit Ihnen.«
    Meredith erinnerte sich daran, dass sie atmen musste. Toby war irgendwo im selben Raum, obwohl sie nicht sicher war, wo. Ihr rechtes Knie schlug ans Tischbein. »Ich sollte hinfahren und ihn besuchen.«
    »Er will

Weitere Kostenlose Bücher