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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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saß zusammengekauert wie ein verletzter Vogel im Lehnsessel, und Toby rekelte sich auf dem Sofa und wachte über sie. Er liebte Meredith. Das war so unübersehbar wie die Nase in seinem Gesicht.
    Aber Meredith wollte sich nicht von Freddy scheiden lassen. Der Mann hatte die schlimmsten Missetaten begangen, öffentlich und privat, und Meredith liebte ihn immer noch. Jede andere Frau hätte Freddy Delinn verlassen, nicht aber Meredith.
    Essen, wir müssen was essen, dachte Connie, was Simples – Sandwiches, Salat, Rühreier. Doch sie hatte keinen Hunger.
    »Hast du Hunger, Meredith?«, fragte sie.
    »Ich esse nie wieder was«, entgegnete Meredith.
    In diesem Moment klingelte Tobys Handy. »Das ist Michael«, sagte er und sprang die Treppe hinauf in sein Zimmer.
    »Ich fasse es nicht, dass Samantha zweimal hier angerufen hat«, sagte Meredith.
    »Sie will wohl unbedingt mit dir sprechen«, meinte Connie.
    »Bestimmt will sie das.«
    Sie saßen ein Weilchen da und lauschten dem Ticken der Kaminuhr. Connie hörte Tobys Stimme: »Hey, Kumpel.« Alle redeten heute Abend mit ihren Kindern, bis auf sie.
    Meredith musste Toby auch gehört haben, denn sie sagte: »Es tat gut, mit Carver zu sprechen. Es war wunderbar, seine Stimme zu hören, einfach nur zu hören, wie er mich ›Mom‹ nennt, weißt du? Ihn einfach sagen zu hören, dass er mich lieb hat. Ich kann ihn nicht sehen, ich kann ihn nicht anfassen, aber wenigstens weiß ich, dass er da draußen in der Welt am Leben ist. Und an mich denkt.«
    Connie war plötzlich zu traurig für Tränen. So musste Meredith sich gefühlt haben, wurde ihr klar. Ihre Traurigkeit nahm eine metallische Schärfe an.
    »Glaubst du, Samantha war die Einzige?«, fragte sie.
    »Was?«
    »Na ja, wir wissen doch, dass Freddy im großen Stil operierte.«
    »Was willst du damit sagen? Dass er vielleicht noch andere Geliebte hatte?«
    »Könnte sein«, sagte Connie. »Ich meine, du weißt, wie Freddy war.«
    »Nein.« Merediths Stimme war kalter Stein. »Wie war Freddy?«
    »Er flirtete gern. Und manchmal mehr als das.«
    »Hat er dich jemals angebaggert?«, fragte Meredith. Sie richtete sich in ihrem Sessel auf, drückte den Rücken durch und hob das Kinn, so dass es aussah, als wäre ihr Kopf durch eine Schnur mit der Zimmerdecke verbunden. Bei ihrer kleinen Statur hätte sie eine Marionette sein können.
    »Hat er«, bestätigte Connie und konnte kaum glauben, dass sie das sagte. Sie hatte beschlossen, dass es keine Tabus mehr geben sollte, aber das jetzt zur Sprache bringen? Hör auf, Connie, hör auf! Halt den Mund! Doch irgendetwas in ihr trieb sie an, sie wusste nicht genau, was. Ein Drang zu reden. »Auf dem Cap d’Antibes hat er mich mal angemacht. Erst sagte er, ich sei eine wunderschöne Frau, und dann hat er mich geküsst.«
    »Er hat dich geküsst.«
    »Und er, na ja, hat meine Brust berührt. In die Hand genommen.«
    Meredith nickte knapp. »Verstehe. Wo war Wolf?«
    »Joggen.«
    »Und wo war ich?«
    »Einkaufen.«
    »Ihr beide wart also allein im Haus«, sagte Meredith. »Hast du mit ihm geschlafen?«
    »Nein, ich habe nicht mit ihm geschlafen.«
    »Und das war … wann? In welchem Jahr?«
    Connie versuchte zu überlegen. Sie konnte nicht denken. »In dem Jahr, als wir in das Restaurant in Antibes essen gefahren sind. Erinnerst du dich?«
    »Ja«, sagte Meredith. »Also … 2003. Könnte das stimmen?«
    »Ich weiß nicht. Könnte es wohl.«
    »Vor Samantha.« Meredith klatschte mit den Händen auf ihre Oberschenkel. »Dann gab es vielleicht andere. Ziemlich sicher. Dutzende womöglich, Hunderte … «
    »Meredith … «, setzte Connie an.
    »Wieso?«, fragte Meredith. Dann schloss sie den Mund und schluckte. »Wieso um alles in der Welt hast du mir nichts erzählt?«
    Gott, was sollte Connie erwidern? Freddy hatte einen Annäherungsversuch gemacht; sie hatte ihn abgewehrt. Im Grunde gab es nichts zu erzählen. Vielleicht hatte sie geschwiegen, weil es ein sehr persönlicher Moment zwischen ihr und Freddy gewesen war; er hatte seine Bewunderung für sie ausgedrückt, und das hatte Connie genossen. Sie hatte sich begehrt gefühlt und dieses Gefühl nicht dadurch ruinieren wollen, dass sie die Sache aufbauschte. Vielleicht hatte sie sich die Woche auf dem Cap d’Antibes nicht verderben wollen, indem sie aus einer Mücke einen Elefanten machte. Vielleicht hatten ihr die richtigen Worte gefehlt, die nötig gewesen wären, um Meredith von dem Ereignis zu berichten, ohne sich selbst zu

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