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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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scheint. In New York nehmen sie gern diese hässlichen Lacksprays, die nicht mehr abgehen. Dann müssten Sie praktisch Ihr ganzes Haus neu verkleiden lassen. Zufällig kann ich Ihnen jemanden nennen, der einen Hochdruckreiniger hat. Wenn ich ein paar Strippen ziehe, kommt er vielleicht heute noch, falls er nicht wie alle anderen angeln gegangen oder am Strand ist.«
    »Oh«, sagte Connie. »Ja, sehr gern. Das wäre wunderbar.«
    »Okay. Ihre oberste Priorität wird es sein, Ihr Haus von der Farbe zu befreien, und die unsere festzustellen, wer das hier getan hat.«
    »Ich muss Ihnen etwas erklären«, sagte Connie.
    »Und das wäre?«, fragte der Chief.
    »Meredith Delinn wohnt hier.«
    »Meredith Delinn?«
    »Ja. Sie ist die Frau von … «
    »Ich weiß, wer sie ist«, sagte der Chief. »Sie wohnt hier? «
    »Sie ist eine Jugendfreundin von mir«, sagte Connie. »Wir sind seit Ewigkeiten befreundet.«
    Der Chief holte einen Stift aus seiner Tasche und fing an, sich Notizen zu machen. (Was er wohl schrieb?) »Na gut, das erklärt einiges, oder? Entschuldigt es natürlich nicht. Wir werden alles tun, um herauszufinden, wer es getan hat, und dafür sorgen, dass es nicht wieder passiert. Als Erstes werde ich nachts im Stundentakt einen Streifenwagen durch die Straße schicken. Haben Sie was dagegen, wenn ich kurz mit Mrs Delinn spreche?«
    »Äh«, sagte Connie. Meredith war noch im Nachthemd, und Connie fühlte sich als ihre Beschützerin und war misstrauisch. Sicher, dieser Typ war der Polizeichef, doch wenn er die Geschichte nun trotzdem an den National Enquirer verkaufte? »Einen Moment bitte. Ich frage sie.«
    Der Chief nickte. »Ich werde vom Wagen aus einen Hochdruckreiniger organisieren. Vermutlich möchten Sie, dass der so schnell wie möglich anrückt.«
    »Ja, danke.« Connie bemühte sich, nicht auf die Fassade ihres Hauses zu schauen, auf dieses giftige Grün, die absurde Größe der Buchstaben, das hässliche Wort. Es war ein Schrei, der da geschrieben stand. VERBRECHER . Richard Nixon war Verbrecher genannt worden. Bonnie und Clyde waren Verbrecher gewesen, John Dillinger, aber keiner von ihnen ein Verbrecher wie Freddy Delinn.
    »Meredith?«, sagte Connie. Sie sah, dass ihre Freundin nach oben gegangen war und das angezogen hatte, was Connie bei sich als ihr Büßergewand bezeichnete: weiße Hemdbluse, jetzt ein bisschen zerknittert, Jeans, flache Wildlederschuhe. Eigentlich war es bereits zu warm für Jeans. »Der Polizeichef ist hier. Er hat ein paar Fragen an dich. Ist das okay?«
    Meredith nickte.
    »Du musst nicht mit ihm reden«, sagte Connie.
    »Will ich aber.«
    Connie winkte den Chief ins Haus, und sie setzten sich zu dritt an den Esszimmertisch.
    »Kann ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«, fragte Connie den Chief.
    Er hielt eine Hand hoch. »Ich hatte meine drei Tassen schon.«
    »Dann Eiswasser?«
    »Für mich nichts, danke.«
    Connie brachte trotzdem einen Krug mit Eiswasser und drei Gläser an den Tisch. Sie goss sich ein Glas ein und trat wieder an die Küchentheke, wo sie eine Zitrone aufschnitt und die Scheiben in eine flache Schale legte. Sie waren zwar in einem Haus, das VERBRECHER schrie, aber das war kein Grund, sich nicht zivilisiert zu benehmen.
    »Also«, sagte der Chief, »Sie haben Glück. Ich habe den Mann erreicht, der die Reinigung übernimmt. Er wird noch vor heute Mittag hier sein, meinte er.«
    »Großartig, danke«, sagte Connie.
    Der Chief senkte die Stimme, um mit Meredith zu sprechen. Damit reagierte er wohl auf die Situation oder auf ihr hageres Gesicht, aus dem jede Farbe gewichen war. Oder er reagierte auf ihre Statur – ein Meter dreiundfünfzig, fünfundvierzig Kilo. Meredith hatte sich immer schon darüber beschwert, dass ihr zierlicher Wuchs die Leute dazu brachte, sie wie ein Kind zu behandeln.
    »Haben Sie eine Ahnung, wer das getan haben könnte?«, fragte der Chief sie.
    Connie konnte es nicht unterlassen, sich einzumischen. »Na ja, gestern ist auch was passiert.«
    »Was denn?«, wollte der Chief wissen.
    »Jemand hat mir einen Umschlag vor die Haustür gelegt«, sagte Connie. »Und darin war dieses Foto.« Sie schob Umschlag und Foto über den Tisch.
    Der Chief studierte das Bild. »Und Sie wissen nicht, wer es gemacht hat?«
    Connie schüttelte den Kopf. »Es lag einfach auf der vorderen Veranda. Als ob uns jemand mitteilen wollte, er wüsste, dass Meredith hier ist. Es war gruselig.«
    »Gruselig«, stimmte der Chief zu. »Sie hätten uns gleich anrufen

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