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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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Freundschaft, und als Amy, die von Berufs wegen viel reiste – Hongkong, Tokio, Dubai – , das nächste Mal in Palm Beach war, rief sie Meredith an und verabredete sich mit ihr zum Mittagessen. Sie saßen bei Chuck & Harold’s draußen auf der Veranda und unterhielten sich – sehr ungezwungen, sehr nett – , doch dann beugte Amy sich irgendwann zu Meredith vor, als wollte sie ihr etwas anvertrauen. Meredith war auf der Hut. In Palm Beach wurde aufs Übelste getratscht. Meredith hatte nichts dagegen, sich Geständnisse anzuhören, aber sie selbst erzählte ihren weiblichen Bekannten nie etwas über ihr Privatleben.
    »Ich habe Geld zu investieren«, sagte Amy. »So um die neun Millionen. Meinen Sie, ich könnte in den Fonds Ihres Mannes einsteigen? Ich habe gehört, der wirft unglaubliche Renditen ab.«
    »Ach so.« Meredith war ein bisschen enttäuscht. Sie hatte gedacht, Amy Rivers habe sie als Freundin auserkoren, weil sie erkannt hatte, dass Meredith in einer höheren Liga spielte als die Durchschnittsmatrone in Palm Beach. Es stimmte zwar, dass sie nicht mehr unterrichtete, doch sie war äußerst intelligent und gebildet. Jetzt aber schien es, als sei Amy nur auf den Zugang zu Delinn Enterprises aus gewesen. Dabei hatte Meredith in Wirklichkeit gar kein Mitspracherecht bei der Auswahl der Investoren. Die Leute fragten sie ständig, ob sie sie bei Freddy »unterbringen« könne; sogar die Kassiererin bei Publix, die von ihrem Großonkel Geld geerbt hatte, hatte sie darum gebeten. Doch wenn Meredith sie Freddy gegenüber erwähnte, lehnte er immer ab. Nach welchen Kriterien er Investoren akzeptierte, war ein Geheimnis, das er nicht mit Meredith teilte, und es interessierte sie eigentlich auch nicht. Bei einigen Menschen machte sie jedoch eine Ausnahme. Obwohl sie sich von Amy Rivers ein wenig gekränkt fühlte, versprach sie, sich bei Freddy für sie einzusetzen. Amy schlug die Hand vor den Mund, als hätte man sie gerade zur Miss America gekürt.
    »Oh, vielen Dank!«, rief sie. »Danke, danke, danke! Hier ist meine Karte. Sagen Sie mir bitte, was er meint?«
    Als Meredith mit Freddy über Amy Rivers sprach, fragte er, wer Amy sei.
    »Eine Frau, mit der ich im Everglades Tennis spiele«, erwiderte Meredith. »Sie arbeitet bei Hackman Marr.«
    »Hackman Marr?« Freddy klang interessiert.
    »Ja«, sagte Meredith. »Und sie hat auch in Princeton studiert, Jahrgang 85. Ich habe heute mit ihr gegessen. Ich finde sie wirklich nett.«
    »Tut mir leid«, sagte Freddy.
    »Heißt das, du willst sie nicht?«
    »Genau.«
    »Warum nicht?«
    »Wir nehmen Investoren nicht deswegen, weil wir sie ›wirklich nett‹ finden«, sagte Freddy. »Wir haben andere Gründe.«
    »Was für andere Gründe?«, fragte Meredith. »Sie meint, sie hat neun Millionen Dollar.« Sie reichte Freddy Amys Visitenkarte. »Denkst du noch mal darüber nach? Um meinetwillen, bitte!«
    »Um deinetwillen, na schön, ja. Ich denke darüber nach.«
    Und voilà! Freddy rief Amy Rivers selbst an und ermunterte sie zu investieren, und Amy schickte Meredith einen riesigen Strauß Blumen. Sie wurden richtige Freundinnen, spielten Tennis miteinander, trafen sich zum Essen, empfahlen sich gegenseitig Bücher, sprachen über ihre Kinder. Delinn Enterprises, Freddy und ihr Geld erwähnte Amy nie wieder. Und dann gab es natürlich kein Geld mehr. Amy Rivers verlor alles.
    Meredith schaute Connie an. »Geschichten wie die könnte ich dir Dutzende erzählen.«
    Connie wusste nicht recht, wie sie reagieren sollte. Auch sie und Wolf waren Investoren gewesen. Sie befürchtete, das Thema darüber könne zu einem unerquicklichen Gespräch über ihre eigene Situation führen – aber das blieb ihr durch das Klopfen an der Tür erspart. Zuerst erschreckte es sie, und es erschreckte ganz sicher Meredith, doch dann wurde Connie klar, dass es die Reinigungsfirma sein musste, und sie sprintete los.
    Der Mann an der Tür hieß Danforth Flynn und bat Connie sofort, ihn Dan zu nennen. Er war um die fünfzig, drahtig wie ein Langstreckenläufer und hatte einen Dauersonnenbrand. Wieder überfiel Connie Befangenheit. Das war heute schon das zweite Mal, dass ein gut aussehender Mann auftauchte, um ihr zu helfen.
    Dan Flynn betrachtete die Fassade des Hauses und pfiff.
    »Hat der Chief es erklärt?«, fragte Connie.
    »Hat er.«
    »Kriegen Sie es ab?«
    Er trat an die Wand, berührte eine der besprühten Schindeln und rieb die Finger aneinander. »Ja«, sagte er. »Am besten gehen Sie

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