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Inselkönig

Inselkönig

Titel: Inselkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Frederiksen ist daraufhin sofort gegangen?«
    Zum ersten Mal zeigte sich der Anflug eines Lächelns
auf ihrem Gesicht. »Er hat in aller Ruhe seinen Tee ausgetrunken. Erst dann ist
er los.«
    Sie wurden durch ein Geräusch von der Zimmertür
unterbrochen. Schüchtern lugte der Kopf eines kleinen Kindes um die Ecke.
    Ute Hoogdaalen drehte sich um. »Komm, Johanna, sag
guten Tag. Das sind zwei Onkels von der Polizei.«
    Die Kleine schien das nicht zu beeindrucken. Erst als
Frau Hoogdaalen ihre Arme ausstreckte, tauchte Johanna ganz auf. Das Mädchen
war sehr zierlich. Christoph schätzte sie auf vielleicht vier Jahre.
Unverkennbar war, dass das Kind am Downsyndrom litt. Das runde Gesicht mit dem
schmalen Mund, den schlitzartigen Augen und der kürzeren Nase deuteten auf
diese Genommutation hin. Johanna schwenkte einen schon arg ramponierten
Stoffhasen, führte ihn zum Mund und nuckelte daran. Dann flüchtete sie sich in
die Arme ihrer Mutter. Ute Hoogdaalen streichelte sanft über den Kopf des
Kindes. »Du musst keine Angst haben«, flüsterte sie mit sanfter Stimme. Dann
drehte sie vorsichtig den Kopf in Christophs Richtung.
    »Sag guten Tag.«
    Vorsichtig blinzelte das Mädchen in Christophs
Richtung, der ihr freundlich zunickte und lächelte.
    »Du bist die Johanna?«, meldete sich Große Jäger zu
Wort und schob von der Innenseite seinen Zeigefinger durch das Schussloch in
seiner Lederweste. Mit dem ersten Fingerglied machte er eine Lockbewegung und
sagte mit erhöhter Stimme: »Hallo, Johanna. Wie geht es dir? Ich bin der Herr
Finger und wohne hier.«
    Das Mädchen knabberte weiter an seinem Stofftier, die
Gesichtszüge entspannten sich, und schließlich zeigte es mit dem Stofftier in
der Hand auf die Lederweste des Oberkommissars.
    »Mami, Herr Finger wohnt da.« Dann verfiel sie in ein
endloses kindliches Kichern. Sie hatte so weit zu Große Jäger Vertrauen
gefasst, dass sie ihm zum Abschied sogar die kleine schmale Hand reichte,
während sie bei Christophs Annäherung hinter dem Rücken ihrer Mutter Schutz
suchte.
    Der Schneesturm wütete mit unverminderter Heftigkeit.
Große Jäger hatte Hauptkommissar Thomsen angerufen und sich die Adresse von
August Hinrichsen durchgeben lassen. Der Mann, der den Radlader gefahren hatte,
wohnte in der Straße »Ohl Dörp« in Boldixum. Vom Haus der Hoogdaalens war es
nur ein kurzer Weg, obwohl sich dieser in Anbetracht der widrigen
Straßenverhältnisse als schwierig erwies. Die Unterkunft der jungen Familie war
zwar von einfacher Bauart, aber sie unterschied sich von dem ungepflegten
Gebäude, in dem Hinrichsen wohnte. Dessen schlechter Zustand vermochte auch der
reichliche Schnee nicht zu verdecken.
    »Wegen Nommensen, nä?«, fragte die Frau mit der
Dauerwelle und den grauen Haaren, nachdem die beiden Beamten geklingelt und
nach Hinrichsen gefragt hatten. »Ich bin seine Frau. August ist gerade beim
Essen. Das ist ‘ne Knochenarbeit bei diesem Schietwetter. Gott sei Dank ham wir
das ja nur alle paar Jahre, nä? Wenn’s Sie nicht stört, komm Sie man mit
durch.« Sie führte die Polizisten durch einen dunklen, gefliesten Flur, in dem
sich eine stattliche Sammlung von Schuhen befand, in eine Wohnküche, wie man
sie früher oft angetroffen hatte. Die Möbel schienen im Laufe von Jahrzehnten
zusammengekauft worden zu sein, jedenfalls fehlte jede Harmonie. In der Spüle
türmten sich Teller, Tassen und Töpfe, auf der Arbeitsfläche standen
Lebensmittel, zwei leere Konservendosen und weiteres Geschirr, an den Mülleimer
war eine gefüllte Plastiktüte angelehnt, aus der ein unangenehmer Geruch
emporstieg. Inmitten des Chaos saß der Mann, den Christoph heute früh von
Weitem kennengelernt hatte, als der Radlader sie von der Vogelkoje zurück nach
Wyk gezogen hatte.
    »Herr Hinrichsen, Sie erinnern sich an mich?«, fragte
Christoph.
    Der Mann mit dem wettergegerbten Gesicht und den in
die Stirn hängenden grauen Haaren sah Christoph an. Mit einer Art Grunzlaut tat
er kund, dass ihm Christoph bekannt war.
    Christoph stellte Große Jäger vor. Dessen Musterung
schien bei Hinrichsen auf positive Resonanz zu stoßen. Er nickte dem
Oberkommissar zu und führte den nächsten Löffel Suppe zum Mund. Mit einem
Klatschen spritzte etwas vom übervollen Löffel zurück in den Teller und
verursachte dort eine Fontäne.
    »Erbsensuppe«, erklärte Frau Hinrichsen. »Das Rezept
ist von meiner Mutter. Die isst August für sein Leben gern.«
    Christoph versuchte, jede Regung zu

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