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Inselkönig

Inselkönig

Titel: Inselkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Schmerbauch, der über der Gürtelschnalle
hing. Die schmutzige Jeans, das rote Holzfällerhemd, die leicht glänzenden
schwarzen Haare mit den grauen Strähnen und die dunklen Stoppeln am unrasierten
Kinn – das war Große Jäger. Nicht zu vergessen natürlich die speckige
Lederweste mit dem Einschussloch, von der er sich nie getrennt hätte.
    Mommsen, trotz des Winters mit einer gesunden
Gesichtsfarbe, war genau das Gegenstück. Der hochgewachsene Kommissar war
sportlich adrett gekleidet, am Kragen des gelben Pullis ragten die Spitzen
eines gebügelten, farblich abgestimmten Hemds hervor. Die dunkelblonden Haare
lagen in leichten Wellen über den Ohren. »Dem guckt jede Frau hinterher«, hatte
Anna einmal zu Christoph gesagt, und als er sie amüsiert angesehen hatte, hatte
sie ergänzt: »Der hat einen entzückenden Knackarsch. Schade, dass er für die
schönere Hälfte der Menschheit verloren ist.« Sie spielte darauf an, dass
Mommsen seit Langem mit Karlchen in einer harmonischen Partnerschaft lebte.
    Jetzt hüstelte Mommsen. Nachdem er die Aufmerksamkeit
der Anwesenden auf sich gezogen hatte, berichtete er: »Ich habe mit Hilke
gesprochen.«
    Kommissarin Hilke Hauck gehörte zum Team der Husumer
Kriminalpolizei und war in diesem Fall ihre Ansprechpartnerin in der
Dienststelle.
    »Ich habe gebeten, dass Hilke recherchiert, welche
Gespräche gestern von Nommensens Handy aus geführt wurden, nachdem Frederiksen
behauptet hat, das Mordopfer habe ihn noch nach der eingegangenen
Vermisstenmeldung angerufen und beauftragt, einen Koffer von der Vogelkoje
abzuholen.« Er sah Christoph an. »Außerdem werde ich mich darum kümmern, wer
alles einen Schlüssel für den hochklappbaren Steg zur Koje hat. Da das Schloss
nicht aufgebrochen war, könnte der Täter aus dem Kreis der Zugangsberechtigten
stammen. Oder er hat Zugang zu einem Schlüssel.«
    »Die Vermutung liegt nahe«, sagte Christoph. »Wir
können – vorerst zumindest – ausschließen, dass es sich um einen unbekannten
Fremden handelt, der weder einen Schlüssel hatte noch sich so auskennt, dass er
die Tat in der von uns angenommenen Weise hätte ausführen können. Wilderich und
ich werden zunächst einmal Frau Hoogdaalen aufsuchen. Frederiksen hat
behauptet, sich dort aufgehalten zu haben, als er den Anruf von Nommensen
erhielt. Außerdem interessiert mich, warum sich der Mann so geziert hat, als
ich ihn fragte, was ihn mit Frau Hoogdaalen verbindet, nachdem ich gehört
hatte, er sei dort öfter zu Besuch.« Christoph zeigte auf Mommsen. »Dann müssen
wir noch herausfinden, wo der Koffer geblieben ist, den Frederiksen vom
Schuppen aus der Vogelkoje geholt und im Radlader abgestellt hat. Jetzt ist er verschwunden,
und August Hinrichsen, der das Gefährt übernommen und uns samt Einsatzfahrzeug
zurückgeschleppt hat, behauptet, der Koffer war weg, als er in den Radlader
eingestiegen ist.«
    »Heißt der wirklich August Hinrichsen?«, fragte Große
Jäger erstaunt.
    Christoph nickte.
    »Hmh. Es gibt einen niederdeutschen Theaterautor
dieses Namens. Der hat mit viel Phantasie fabuliert. Hoffentlich ist unser
Hinrichsen nicht in dessen Fußstapfen getreten.«
    »Das werden wir klären«, entgegnete Christoph.
    Große Jäger hob den Zeigefinger, als würde er sich in
der Schule zu Wort melden.
    Nachdem Christoph ihm zugenickt hatte, meinte er: »Wäre es nicht rationeller, wenn wir Arbeitsteilung machen? Wir müssen doch
nicht zu zweit zu den Leuten.«
    »Was schlägst du vor?«
    »Wenn du zu den beiden fährst, um sie zu verhören,
nehme ich deinen Platz ein und lasse mein Köpfchen von Anna kraulen.«
    Anna schüttelte den Kopf, dass sich ihre braun
gefärbten Haare mit den blonden Strähnen bewegten. »Das würde ich sofort
machen, lieber Wilderich. Aber wir sind nicht allein. Harm ist noch da.« Dabei
blitzten ihre grünen Augen.
    »Schade«, antwortete Große Jäger mit gespielter
Enttäuschung. »Du hast recht. In Gegenwart eines Kindes muss man Zurückhaltung
üben.«
    »Wann hörst du endlich auf, Harm Mommsen als Kind zu
bezeichnen?«, fragte Anna.
    »Nie«, stellte der Oberkommissar mit Nachdruck fest.
»Der ist doch noch viel zu jung.«
    »Vierunddreißig«, stellte Mommsen fest, doch Große
Jäger winkte ab.
    »Sage ich doch.« Er wandte sich an Christoph. »Nun
zieh dich an, oder willst du in diesem Aufzug auf Kundenbesuch gehen?«
    Christoph löste sich aus Annas Umarmung, stand auf und
verschwand im angrenzenden Schlafzimmer, in das Große Jäger

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