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Inselkönig

Inselkönig

Titel: Inselkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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ist. Hast du vergessen, was
er uns angetan hat?«
    »Du … du …«, stammelte seine Frau, sprang auf und
verließ schluchzend den Raum, ihren Sohn auf dem Arm.
    »Das würde uns auch interessieren«, hakte Christoph
nach.
    »Was?«, fragte der junge Mann geistesabwesend.
    »Welche Differenzen es zwischen Ihnen und Ihrer Frau
einerseits und Thies Nommensen andererseits gab.«
    Frederiksen bewegte heftig seine Hand und winkte ab.
»Vergessen Sie es.«
    »Nee, mein Lieber«, sagte Große Jäger. »Ich sehe nicht
nur wie ein Elefant aus. Ich bewege mich auch so. Und das nicht nur im
Porzellanladen. Vor allem habe ich aber ein Gedächtnis wie ein Elefant. So
schnell vergesse ich nichts.«
    Hoffentlich fügt er jetzt nicht an, was er sonst in
launiger Runde zu sagen pflegt, dachte Christoph: Ich habe auch einen Rüssel
wie ein Elefant. Gottlob schwieg der Oberkommissar.
    »Das war im Zorn so daher gesagt. Ich habe mich
vergessen. Das war nicht so gemeint.«
    »Das klang aber anders«, bohrte Christoph nach.
    Doch Frederiksen schwieg zu diesem Thema.
    »Dass Ihr Schwiegervater eine Liaison mit Inga Matzen
hatte, dürfte kein Geheimnis gewesen sein«, wechselte Christoph das Thema. »Wem
hat er die junge Frau ausgespannt?«
    »Ich weiß nicht, ob er sie ausgespannt oder wer ihre
vorherige Beziehung beendet hat. Sie oder ihr Partner.«
    »Und? Wer war das?«
    »Was kümmert mich das Inselgeschwätz.«
    »Wir sind ganz begierig, am Inseltratsch teilzuhaben.
Von Berufs wegen«, versicherte Große Jäger.
    »Sie erfahren es ja doch. Sie hatte ein Verhältnis mit
Volker Raub.«
    »Bringen Sie da nicht etwas durcheinander? Raub heißt
doch Matthias. Und der Vorname Volker gehört dem Herrn Innig.«
    »Sie machen mich ganz konfus«, schimpfte Bengt
Frederiksen. »Matthias Raub. Und bevor Sie weiterbohren. Ich habe nicht den
Hauch einer Ahnung, wer sich von wem getrennt oder wen ausgespannt hat.«
    »Wie kommt es, dass Nommensen so merkwürdige Leute
beschäftigt hat? Thönnissen, August Hinrichsen und auch Frerk Hoogdaalen waren
ihm nicht wohlgesinnt. Sie selbst auch nicht. Jeder schimpfte auf Nommensen.
Hoogdaalen hat sogar offen zugegeben, dass er Nommensen den Tod gewünscht hat.
Wie kommt das? Solche Mitarbeiter beschäftige ich doch nicht.«
    »Vielleicht gab es Gründe, es doch zu tun«, tat
Frederiksen geheimnisvoll.
    »Nennen Sie uns die Gründe.«
    »Wieso ich?«, wurde der junge Mann laut. »Auf Föhr
gibt es nicht ganz zehntausend Einwohner. Mit Sicherheit hat die Hälfte davon
Thies Nommensen gehasst und die Pest an den Hals gewünscht. Warum fragen Sie
ausgerechnet mich? Gehen Sie hinaus, greifen Sie sich einen beliebigen
Mitbürger und holen Sie seine Meinung über den Inselkönig ein. Ich wette, heute
Abend ist die halbe Insel besoffen, weil Nommensen endlich tot ist.«
    »Sind das nicht sehr harte Worte?«
    »Wenn Sie wüssten, wir hart das Leben mit und vor
allem unter Thies Nommensen war.«
    Frederiksen ließ seinen Blick durch das Zimmer
wandern. Für einen Herzschlag zu lang verweilte er an einer Stelle im Rücken
der Beamten. Große Jäger hatte es auch bemerkt. Er drehte sich gleichzeitig mit
Christoph um. Beide sahen den Aktenkoffer, der neben dem Schrank stand.
    Der Oberkommissar stand auf. Gleichzeitig sprang Bengt
Frederiksen in die Höhe und wollte sich auf das Behältnis stürzen. Doch Große
Jäger kam ihm zuvor. »Moment. Jetzt haben Sie aber meine Neugierde geweckt.« Er
trug den Aktenkoffer an den Couchtisch zurück, legte ihn auf seine Oberschenkel
und betätigte mit seinen Daumen die beiden Schlösser. Mit einem Klack gaben die
Verschlüsse den Zugang frei. Behutsam fasste Große Jäger mit zwei Fingern den
Deckel an den Seiten und hob ihn an. Zwischendurch warfen sie einen Seitenblick
auf Frederiksen, der laut aufstöhnte.
    Im Inneren des Koffers, der mit Sicherheit nicht
preiswert gewesen war, hatte jemand die Initialen » TN « eingeklebt.
    »Gehörte dieser Aktenkoffer Ihrem Schwiegervater?«
    »Jaaa«, antwortete Frederiksen stockend.
    Der Koffer mit einer zweckmäßigen Aufteilung im
Inneren, die ihn in mehrere Fächer gliederte, war fast leer. Nur in einem der
Fächer befand sich ein Dokument.
    Große Jäger fischte sich Einmalhandschuhe aus den
Tiefen seiner Lederweste, streifte sie über und zog das Papier hervor. Es war
ein beigefarbener Aktendeckel aus genarbtem Karton, der durch ein geknotetes
Band zusammengehalten wurde. Ein Siegel schützte den Zusammenhalt. Auf dem
Aktendeckel

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