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Inselkönig

Inselkönig

Titel: Inselkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Lebenshilfe zu erteilen. Anregungen, um selbst im Leben bestehen zu
können.«
    Christoph fand, dass es eine schwache Erklärung für
die dürftige Ausstattung der Wohnung war.
    Während des ganzen Gesprächs hatte Bente Frederiksen
behutsam den Kopf ihres Sohnes gestreichelt. Jetzt rekelte sich das Kind und
drehte sich zu den Besuchern um.
    Christoph hatte Mühe, seine Überraschung zu verbergen.
Auch Oluf litt offensichtlich am Downsyndrom. Es war ein eigenartiger Zufall,
dass ihm heute schon das zweite Kind mit dieser Erkrankung begegnete.
    »Waren Sie bei der Sichtung der Geschäftsunterlagen
erfolgreich?« Christoph sah Bengt Frederiksen an.
    Der knurrte als Antwort etwas Unverständliches.
    »Wissen Sie beide davon, dass Thies Nommensen sich mit
dem Gedanken trug, alles zu verkaufen?«
    Die Verblüffung der Eheleute war perfekt. Sie machten
gar nicht erst den Versuch, ihre Überraschung zu verbergen.
    »Das ist nicht wahr«, fasste sich der junge Mann als
Erster.
    »Doch«, erwiderte Große Jäger ungerührt. »Es gibt auch
schon Interessenten.«
    Bengt Frederiksen tippte sich an die Stirn. »So ein
Blödsinn. Niemals!«
    »Das war der ganze Lebensinhalt meines Vaters«,
bekräftigte seine Frau.
    »Wer sollte sich für Thies’ Unternehmungen
interessieren?« Die Frage kam zögerlich über Frederiksens Lippen.
    »Hmh«, antwortete Große Jäger ausweichend.
    Christoph beschloss, mit offenen Karten zu spielen.
»Innig & Raub. Die beiden Herren haben uns heute die gute Zusammenarbeit
bestätigt. Es sei ein fruchtbares Miteinander zum Nutzen aller gewesen.«
    »Ausgerechnet die Paradiesvögel. Pah. Mein
Schwiegervater hat die nur benutzt, um sich beim Vertrieb der Objekte nicht
selbst die Finger schmutzig zu machen.« Im selben Moment, als er es sagte,
bemerkte Frederiksen seinen Fauxpas.
    »Was heißt schmutzig machen? Waren die Geschäfte
unsauber?«
    »Nein. So war das nicht gemeint. Dem Immobilienverkauf
haftet immer etwas an. Das lässt sich nicht vermeiden.«
    »Es gibt viele seriöse Anbieter in dieser Branche«,
stellte Große Jäger fest. »Warum sollte Thies Nommensen seine Bauvorhaben nicht
selbst vermarkten?«
    »Das geht nicht«, belehrte ihn Christoph. »Man darf
für seine eigenen Immobilien keine Verkaufsprovision in Rechnung stellen.«
    »Ich verstehe«, schaltete der Oberkommissar. »Dann hat
Nommensen die Makler zwischengeschaltet und sich von denen unter der Hand einen
Teil der Provision auszahlen lassen. Wie hoch ist die eigentlich?« Er sah Bengt
Nommensen herausfordernd an. Der tat, als hätte er die Frage nicht verstanden.
    »Wie viel?«, fragte Große Jäger erneut. »Wir bekommen
es ohnehin heraus. Also. Zieren Sie sich nicht.«
    »Acht Prozent zuzüglich Mehrwertsteuer«, kam es
halblaut über Frederiksens Lippen.
    »Toll. Das nennt man Doppelverdiener. Ist das
womöglich noch an der Steuer vorbeigeflossen?«
    Bengt Frederiksen hob abwehrend beide Hände. »Davon
weiß ich nichts. Sie haben es selbst mitbekommen, dass ich erst heute die
Unterlagen gesichtet habe. Zuvor hatte ich keinen Zugriff auf die Dokumente.
Und von den geheimen Absprachen wusste ich auch nichts.«
    »Haben Sie noch mehr Minen bei Ihrer Suche entdeckt?«
    »Nein«, kam prompt die Antwort. »Was sich allerdings
noch im Tresor befindet, kann ich nicht sagen.«
    »Den konnten Sie nicht mit einem Schraubenzieher
aufbrechen.«
    »Moment mal, was soll das heißen?« Christoph hörte
Bente Frederiksen das erste Mal laut sprechen. »Willst du damit sagen, dass du
Schränke aufgebrochen hast?«
    »So war das nicht. Ich musste an die Unterlagen. Und
da wir den Schlüssel nicht finden konnten, ist der Rollladen beim Rütteln kaputtgegangen.«
    »Da haben Sie aber kräftig gerüttelt.« Große Jäger
schüttelte missbilligend den Kopf.
    »Hast du Mama gefragt, Bengt? Sag. Hast du das?«
    »Nun komm mir nicht damit. Die hatte doch ganz andere
Sorgen. Hast du vergessen, dass deine Mutter heute Witwe geworden ist?«
    »Und ich habe meinen Vater verloren.« Bente
Frederiksen schrie es förmlich heraus. Dann begann sie, still zu weinen. Oluf
auf ihrem Schoß kuschelte sich noch enger an seine Mutter. Das Kind kroch fast
in sie hinein und schlang beide Arme um ihren Hals.
    »Was soll diese Heuchelei?« An Bengt Frederiksens
Schläfen waren die Zornesadern deutlich hervorgetreten. »Nun spiel dich nicht
so auf, als würdest du in tiefe Trauer verfallen. Im Grunde deines Herzens bist
du doch froh, dass dieses verdammte Arschloch tot

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