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Inselkönig

Inselkönig

Titel: Inselkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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arbeitest.«
    »Das mach ich doch«, stammelte der Oberkommissar und
versuchte vergeblich, sich aus der Umklammerung zu befreien.
    »Ist das Arbeit, sich zu später Stunde in einem
Urlauberhotel an den Frühstückstisch zu setzen? Komm. Setz dich zu uns und
erzähle deiner Mama, was wirklich los ist.«
    Unbeholfen zeigte Große Jäger auf Christoph, Anna und
Mommsen. »Da muss ich hin.«
    »Ich versteh, du bist mit ein paar Freunden hier.
Nette Leute.« Sie zwinkerte Christoph zu. »Warum hast du mir nie erzählt, in
welchen sympathischen Kreisen du verkehrst?«
    Sie hakte sich bei ihm unter und ging langsam auf
Christophs Tisch zu. »Wenn ich gewusst hätte, dass Sie ein Freund von meinem
Kleinen sind, dann hätte ich zweimal gekniffen.«
    »Du hättest was?«, fragte Große Jäger.
    »Ich habe deinem Freund in den Po gekniffen«, erklärte
die alte Dame ungerührt.
    Der Oberkommissar hielt sich beide Hände vors Gesicht.
»O Gott. Das ist nicht mein Freund, sondern mein Chef.«
    Große Jägers Mutter lachte, dass dabei ihr Gebiss
verrutschte. »Das ist ein netter Scherz. Die beiden jungen Leute hier«, dabei
legte sie ihre Hände vorsichtig auf Christophs und Annas Kopf, »haben ein paar
Tage Urlaub gemacht. Nun lüge mich nicht an. Du bist auch zur Erholung hier.«
    »Wir sind Kriminalbeamte und führen Ermittlungen auf
Föhr durch.« Der Einfachheit halber hatte Große Jäger Anna mit einbezogen.
    Mit einer Spur Skepsis fragte die alte Dame Christoph,
ob das stimme.
    Christoph war aufgestanden, reichte ihr die Hand und
bestätigte es. »Schön, Sie kennenzulernen, Frau Große Jäger.«
    Sie ließ seine Hand nicht wieder los. »Nicht Große
Jäger«, sagte sie, »sondern Lütke Westhues. Nach Wilderichs Vater war ich noch
zweimal verheiratet. Ich bin dreifache Witwe.« Sie begann lauthals zu lachen,
dass ihr Busen bebte. »Und jeder Mann, dem ich das erzähle, nimmt daraufhin
Reißaus. So muss ich mich damit be- und vergnügen, anderen Männern in den
Hintern zu kneifen.«
    »Wir müssen jetzt aber wirklich arbeiten«, versuchte
Große Jäger seine Mutter abzuwimmeln.
    »Dann setzen wir uns zu euch.«
    »Das geht nicht. Das ist alles vertraulich.«
    »Schön. Dann kommst du zum Mittag, mein Kleiner. Hast
du das gehört?« Sie drehte sich um und wollte an ihren Tisch zurückkehren, als
ihr noch etwas einfiel. »Um was geht es eigentlich bei eurem Fall?«
    »Um Mord, Mama.«
    Sie kniff ihm in die Wange, dass er das Gesicht
verzog. »Mord! Du sollst mich nicht belügen. Du hast noch nie in deinem Leben
einen Toten gesehen, geschweige denn an einer Mordermittlung teilgenommen.«
    Entnervt zuckte Große Jäger die Schultern. »Also
schön. Ein Ehedrama. Da ist ein Kerl, der ständig seine Frau verprügelt.«
    »Fast wie mein Karl-Gustav.« Frau Lütke Westhues
verdrehte die Augen. »Trotzdem war es eine schöne Zeit, bis ihn der Schlag
traf.« Sie zog den Kopf des Oberkommissars zu sich herab und gab ihm einen
schmatzenden Kuss auf den Mund, bevor sie sich umdrehte und zu ihrer
Begleiterin zurückkehrte.
    »Das … das habe ich nicht geahnt«, stammelte Große
Jäger, als er sich am Tisch niederließ. »Sonst hätte ich im Freien geschlafen.«
    »Das hast du doch«, erwiderte Christoph fröhlich.
»Zumindest gehen wir alle davon aus, dass du heute Nacht unterwegs warst.«
    »Ich habe gearbeitet, während ihr euch dem süßen
Schlummer hingegeben habt.«
    »So siehst du aber nicht aus.«
    »Du meinst die roten Augen? Das liegt daran, dass ich
kaum geschlafen habe, weil das Kind die ganze Nacht über fürchterlich
geschnarcht hat.«
    »Das hörte sich aber anders an«, warf Anna ein.
    »Du hast an unserer Schlafzimmertür gelauscht?«,
spielte Große Jäger den Empörten und stieß Mommsen in die Seite, dass dieser
nur mit Mühe ein Überschwappen seiner Teetasse verhindern konnte, die er gerade
zum Mund führen wollte. Dann berichtete er von seiner Begegnung mit Wilhelm.
    »Ich hatte nicht den Eindruck, dass er ein
Aufschneider ist«, schloss der Oberkommissar seinen Bericht.
    »Das klingt merkwürdig. Nach allem, was wir bisher
gehört haben, war unser Mordopfer kein Kind von Traurigkeit. Aber
Vergewaltigung … Doch vielleicht war die Darstellung deines Zechkumpans nur
eine Übertreibung. Schließlich hat er auch gewusst, dass man Nommensen das
Geschlecht abgeschnitten hat. Das ist definitiv falsch. Solche Nachrichten
kursieren nach dem Prinzip des alten Kinderspiels der stillen Post. So könnte
sich auch die

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