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Inselkönig

Inselkönig

Titel: Inselkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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anklopfen, wenn Sie
fremde Räume betreten?«
    »Sie sitzen auch in fremden Büros«, entgegnete der
Oberkommissar, angelte sich zwei Stühle und stellte sie vor den Schreibtisch,
ohne die Einladung abzuwarten. Demonstrativ schob er zwei Ordner zur Seite und
schlug die Beine übereinander.
    »Üben Sie schon einmal das Chefsein?«
    »Quatsch. Hier habe ich meine Ruhe. Außerdem geht es
Sie nichts an.«
    »Dürfen Sie hier überhaupt sitzen? Haben Sie mit Ihrer
Schwiegermutter gesprochen und deren Erlaubnis eingeholt?«
    »Geht die Polizei immer so vor wie Sie?«, antwortete
Frederiksen mit einer Gegenfrage.
    Große Jäger klopfte sich mit beiden Fäusten auf die
Brust. »Es gibt wohl kein typischeres Beispiel für einen Beamten der
Landespolizei als mich.«
    Christoph musste sich beherrschen, um nicht in ein
herzhaftes Lachen zu verfallen, als er die beiden Kampfhähne ansah, die sich
gegenübersaßen. Während er seinen Kollegen zur Genüge kannte und keinen Zweifel
an der mangelnden Ernsthaftigkeit von dessen Aussagen hegte, war Frederiksen
der Ärger über diesen Dialog deutlich anzumerken. Vermutlich, dachte Christoph,
fühlte er sich auch von den beiden Beamten ertappt. Er wies Ähnlichkeiten mit
einem kleinen Kind auf, das bei Verbotenem erwischt worden war und mit Trotz reagierte.
    »Was soll das überhaupt mit der DNA bei meiner Frau?«, schimpfte der
junge Mann.
    »Die haben wir nicht nur von Ihrer Frau erbeten,
sondern auch von Ihrem Sohn. Und da wir gerade dabei sind … wie wär’s mit
Ihnen? Tut auch gar nicht weh.«
    »Ich werde mich über Sie beschweren.«
    »Das wäre unklug.« Große Jäger zeigte jene
Gelassenheit, mit der er schon manchen Gesprächspartner aus der Reserve gelockt
hatte. »Stellen Sie sich vor, was Sie das für Geld kostet.«
    Der Oberkommissar genoss für einen Moment die
Ratlosigkeit in Frederiksens Antlitz.
    »Die Beschwerden über mich füllen Bände. Das kostet
Geld. Und dafür müssen Sie in Ihrer Eigenschaft als Steuerzahler aufkommen.«
    »Es würde uns die Arbeit erleichtern, wenn Sie und
Ihre Frau uns Ihr Einverständnis für eine DNA -Analyse
erteilen würden«, mischte sich Christoph ein. »Es geht darum, dass wir über
diesen Weg ein mögliches Tatmotiv ausschließen und Sie damit als Täter
vielleicht nicht ausklammern, aber zumindest in der Priorität ein wenig
zurückstellen können.«
    Frederiksen überlegte eine Weile. »Ich verstehe das
nicht«, murmelte er. »Halten Sie mich für den Mörder meines Schwiegervaters?«
    »Solange wir den Täter nicht haben, müssen wir viele
Möglichkeiten in Betracht ziehen. Wir suchen nicht nur nach den Tätern, sondern
entlasten auch Personen, die zunächst nach den äußeren Umständen als verdächtig
erscheinen.«
    »Aha«, sagte Frederiksen, als wäre ihm eine Erkenntnis
gekommen, und besah sich seine Hände. »Sie haben unter den Fingernägeln des
Opfers winzige Partikel vom Mörder gefunden. Und deshalb sammeln Sie jetzt DNA .«
    Große Jäger nickte. »So funktioniert es im
Fernsehkrimi. Und da die Kollegen dort gegen Ende jeden Mörder überführen,
wollen wir es auch einmal auf diese Weise versuchen.«
    Frederiksen öffnete den Mund zu einer Antwort, doch
Christoph fuhr schnell dazwischen: »Es ist eine reine Routineangelegenheit. Sie
erkennen es daran, dass wir auch eine DNA -Probe
Ihres Sohnes erbitten. Und der steht außerhalb jeden Verdachts, seinen
Großvater getötet zu haben.«
    Ein Lächeln huschte über Frederiksens Gesicht. »Ich
werde mit meiner Frau sprechen«, sagte er eine Spur versöhnlicher.
    Christoph atmete tief durch. Er war froh, dass
Frederiksen nicht auf die Idee gekommen war, die DNA -Probe könnte mit dem Verdacht zusammenhängen, Nommensen
habe seine eigene Tochter vergewaltigt.
    »Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Koffer. Wir
müssen den Weg des Koffers von der Vogelkoje bis in Ihre Wohnung
rekonstruieren.«
    »Ich habe Ihnen schon alles gesagt. Der Koffer stand
in diesem Büro. Hier!« Frederiksen beugte sich zur Seite und zeigte auf den
Platz neben dem Schreibtisch.
    »Das ist merkwürdig«, sagte Christoph. »Ihr
Schwiegervater hatte alle Unterlagen sorgfältig verschlossen, aber ein solch
brisantes Papier wie den Treuhandvertrag bewahrte er in seinem Büro für
jedermann zugänglich auf?«
    Der junge Mann druckste herum. »Das Dokument lag
zwischen anderen Papieren, dort im Rollladenschrank.« Er zeigte mit dem Daumen
über den Rücken. »Ich wollte es sicherstellen und habe es in den

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