Inselkönig
zustimmen.«
»Unser Kollege wird Sie noch heute aufsuchen«, sagte
Christoph schnell.
»Mich auch?«, fragte Telse Nommensen.
»Das ist nicht erforderlich.«
Sie wiegte den Kopf. »Das verstehe ich nicht. Wonach
suchen Sie denn?«
»Aus ermittlungstaktischen Gründen dürfen wir darüber
nicht sprechen«, erwiderte Christoph. »Bei unserem ersten Besuch haben Sie
gesagt, es gebe kein Testament. Dürfen wir Einblick in den Ehevertrag nehmen?«
Telse Nommensen verzog keine Miene. »Welchen
Ehevertrag?«
»Der zwischen Ihnen und Ihrem Mann geschlossen wurde,
um zum Beispiel vermögensrechtliche Fragen zu klären, unter anderem auch
Entscheidungen zur Geschäftsführung.«
»Es gibt keine Vereinbarung. Thies hat sich um das
Unternehmen gekümmert. Er hat niemanden in die Karten sehen lassen. Als wir
geheiratet haben, hatten wir nichts. Das alles hier haben wir gemeinsam
aufgebaut. Worüber hätten wir damals einen Vertrag schließen sollen? Über die
Aufteilung von nichts?«
»Es tritt also die gesetzliche Erbfolge in Kraft«,
stellte Christoph fest.
Sie nickte. »So wird es sein. Aber das interessiert
mich alles nicht. Bei allem Verständnis für Ihre Arbeit, aber … Haben
Sie vergessen, dass ich meinen Mann verloren habe? Meine Tochter ihren Vater?
Würden Sie das bitte respektieren!«
»Ihr Schwiegersohn hat Dokumente gefunden, die
belegen, dass die Maklerfirma Innig & Raub auch Ihnen gehört. Wussten Sie
das?«
Telse Nommensen schien überrascht. »Davon hatte ich
keine Ahnung.«
»Gibt es noch mehr Überraschungen dieser Art?«
»Das wird die Zukunft zeigen. Ich habe Ihnen schon
einmal erklärt, dass es der Familie gut ging und es uns an nichts gemangelt
hat. Ich hatte alles, was mein Herz begehrte. Warum hätte ich mich einmischen
sollen? Thies hat alles höchst erfolgreich gemanagt.«
Christoph war unschlüssig, ob er nachhaken sollte.
»Alles, was das Herz begehrte?« War es denkbar, dass die so beherrscht und
souverän auftretende Frau ihr eigenes Leben auf das materielle Wohlergehen reduziert
hatte? War es ausreichend, über einen gesicherten Lebensstandard zu verfügen
und dabei jede menschliche Nähe zum eigenen Partner zu unterdrücken? Allein kam
Telse Nommensen als Täterin nicht in Frage. Und wenn sie ihren Schwiegersohn
angestiftet haben sollte, hätte sie ihm als Anreiz ein Mitwirken an der
künftigen Unternehmensführung versprechen müssen. Dagegen sprach das
vorsichtige Taktieren der Tochter, die ihren Mann vorgeschlagen hatte. Dies war
aber ohne Resonanz bei Telse Nommensen geblieben.
Er unterließ es, diesen Gedanken in dieser Runde zu
erörtern. Die Frau würde ihm ohnehin keine ehrliche Antwort geben. Stattdessen
wandte er sich an Ingwer Frederiksen.
»Es überrascht mich, Sie überall an Orten anzutreffen,
wo wir ermitteln.«
»Wir sind doch verwandt oder so ähnlich«, brummte der
Mann. »Es ist doch selbstverständlich, dass ich Telse in dieser Lage nicht
alleinlasse.«
»Wir verfolgen die Spur des Koffers. Thies Nommensen
hat Sie bei Ute Hoogdaalen angerufen, da Sie kein Handy haben. Woher wusste er,
dass er Sie dort antrifft?«
»Da bin ich öfter.«
»Sie sollten den Koffer von der Vogelkoje holen. War
das nicht ein außergewöhnlicher Auftrag?«
Frederiksen schüttelte den Kopf. »Thies hat mich
gelegentlich mit sonderbaren Dingen beschäftigt.«
»Nennen Sie uns ein paar Beispiele.«
»Dies und das«, wich er aus.
»Und warum sollten Sie den Radlader nehmen? Wäre es
nicht einfacher gewesen, mit einem anderen Fahrzeug zu fahren?«
»Ich habe doch keins. Und mit dem Radlader kann ich
umgehen.«
»Wo sollten Sie den Koffer abgeben?«
Frederiksen fuhr sich mit der Hand über die Augen.
»Das hat mich auch gewundert. Ich sollte ihn in der Kabine des Radladers stehen
lassen.«
»Das haben Sie aber nicht gemacht?«
»Wieso?« Frederiksen war laut geworden. »Was soll das
jetzt? Natürlich habe ich das gemacht, wie Thies es verlangt hat. Das hätte
sonst Ärger gegeben, wenn Sie die Dinge nicht so ausführen, wie Thies es will.
Nee, wollte, muss man jetzt wohl sagen.« Er senkte seinen Kopf, bis ihm
einfiel, was er von sich gegeben hatte. »Entschuldigung, Telse, das war nicht
so gemeint.«
»Sie sollten den Radlader zum Betriebsgelände
zurückbringen. Richtig?«
»Ja.« Nach einem kurzen Augenblick rief er plötzlich: »Halt! Nein. Sie bringen mich ganz durcheinander. Natürlich nicht. Ich sollte
ihn bei Thönnissen vors Haus stellen und den Schlüssel stecken
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