Inselkönig
lassen.«
»Ist das nicht leichtsinnig?«
»Nee. Wer klaut hier auf Föhr so ein Gerät? Wo wollen
Sie damit hin? Durchs Watt nach Amrum?«
»Hat Thies Nommensen Ihnen gesagt, was weiter mit dem
Radlader und dem Koffer geschehen sollte?«
»Pah«, sagte Frederiksen so heftig, dass zwischen
seinen Lippen ein feiner Sprühregen Speichel herausspritzte. »Thies hat nie
etwas erklärt oder begründet. Was er angeordnet hat, das galt. Basta!«
»Sie haben sich dennoch über die Anordnung
hinweggesetzt, indem Sie den Koffer erst am folgenden Morgen geholt haben«,
sagte Christoph.
Frederiksen stutzte für einen Moment. »Thies hat
nichts davon gesagt, dass ich den Koffer sofort holen sollte«, erwidert er
dann.
»Wir benötigen von Ihnen Fingerabdrücke, auch zu
Vergleichszwecken. Wir können dann feststellen, welche im Radlader von Ihnen
stammen, und nach den Inhabern der anderen Abdrücke suchen.«
»Von mir aus. Ich habe nichts dagegen.«
Christoph bat Frederiksen, die Polizeizentralstation
in Wyk aufzusuchen. Dort würde ein Kollege die Abdrücke abnehmen.
»Wollen Sie uns nicht endlich verraten, warum Sie mit
Ihrem Betrieb Insolvenz anmelden mussten?«
Frederiksen hob die Hände wie zum Segen. »Pech
gehabt«, antwortete er lapidar.
»Sie haben uns in den Vorbereitungen der Trauerfeier
gestört«, mischte sich Telse Nommensen ein.
Für eine Frau, die gerade Witwe geworden war, verhielt
sie sich ausgesprochen gefasst, dachte Christoph. Sie zeigte auch keine
Gefühlsregungen, als sie die beiden zur Haustür geleitete.
»Es gibt eine gute, eine schlechte und eine
interessante Nachricht«, sagte Mommsen, den Christoph vom Auto aus anrief.
»Hilke hat sehr schnell Informationen über den finanziellen Status von Reimer
Matzen einholen können. Der Hof ist gesund und ertragreich. Doch mit seinen
Expansionsgedanken scheint sich Matzen übernommen zu haben. Nachdem das
Bauvorhaben, in das seine ganzen flüssigen Mittel investiert sind, gestoppt
wurde, haben die Banken den Kredithahn zugedreht. Das geht damit einher, dass
die Banken im Zuge der Finanzkrise ohnehin vorsichtiger bei der Kreditvergabe
agieren. Das heißt, der Spielraum für Matzen ist eng geworden.«
»Das könnte ein hervorragendes Motiv sein, dem
Widersacher den Garaus zu machen«, überlegte Christoph laut. »Hinzu kommt die
Schmach, die Nommensen ihm angetan hat, indem er sich an die Tochter
herangemacht hat.«
»Die interessante Nachricht ist, dass wir wissen, wer
das Video mit den intimen Bildern von Nommensen und Inga Matzen ins Internet
gestellt hat.«
Große Jäger, der mithörte, pfiff durch die Zähne.
»Donnerwetter. Wie hast du das so schnell herausgefunden?« Er knuffte Christoph
in die Seite. »Da sind die Kinder uns Alten doch weit überlegen, ich meine, in
dieser modernen Computerwelt.«
»Ich kenne jemanden im Landeskriminalamt in Kiel, der
sich mit diesen Themen beschäftigt«, sagte Mommsen. »Den habe ich angerufen.
Für den war es ein Kinderspiel.«
»Woher hast du Verbindungen zum LKA ?«, wollte der Oberkommissar wissen.
»Der Kollege war mit mir in Münster auf der
Polizeihochschule.«
Erneut knuffte Große Jäger Christoph in die Seite.
»Macht sich allmählich bezahlt, dass wir beide dem Kind eine höhere Bildung
haben zuteilwerden lassen.«
»Hast du einen Namen?«, fragte Christoph.
»Das Ganze läuft über Pseudonyme, hinter denen sich
die Urheber solcher Machenschaften verstecken. Ich bin davon ausgegangen, dass
der Veranlasser hier auf Föhr wohnt und das Video von seinem eigenen Computer
ins Netz gestellt hat.«
»Und woher weiß man, welcher Computer das ist? Im
Internet ist doch alles anonym«, gab Große Jäger zu bedenken.
»Es gibt Software, um die eigenen Spuren zu verschleiern.
Damit kennen sich Amateure aber in der Regel nicht aus. Bei den
Rechtschreibfehlern, die der Urheber gemacht hat, habe ich vermutet, dass er
nicht zu den Klügsten gehört.«
»Und wie kommt man an den Computer?«
»Ganz einfach. Wenn ich dir eine E-Mail schicken will,
muss ich wissen, wo du gerade bist, denn die Mail soll nur dich erreichen.«
»Das leuchtet ein«, sagte Große Jäger. »Du schreibst
an meinen Namen.«
»Mit dem du dich vorher angemeldet hast. Dabei hast du
nicht gemerkt, dass dein Computer zusätzlich auch noch eine weitere Adresse
mitgeschickt hat, nämlich die sogenannte IP -Adresse.
Dahinter verbirgt sich deine technische Identität.«
»Das wird mir jetzt zu viel. Aber wenn ich dich
richtig
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