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Inselkönig

Inselkönig

Titel: Inselkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Handschellen an das Lenkrad gefesselt.
    »Eh, was soll der Scheiß«, giftete der Mann.
    Große Jäger schüttelte seine Schuhe ab. »Hinrichsen,
du bist ein Schwein«, erklärte er. »Und das in mehrfacher Hinsicht.« Der
Oberkommissar stieg vom Trittbrett herab, umrundete den Unimog und kletterte
auf den Beifahrersitz.
    »Hab ich dir gesagt, dass ich ein Gutmensch bin?« Er
zeigte auf eine fleckige Thermoskanne, die auf der Ablage vor der
Windschutzscheibe lag. »Ist das deine?«
    Hinrichsen nickte. »Klar. Bei diesem Wetter brauchst
du zwischendurch einen heißen Schluck.«
    Große Jäger schüttelte die Kanne. »Ist nicht mehr viel
drin.«
    »Nee.« Hinrichsen zerrte an der Handschelle, mit der
er ans Lenkrad gebunden war. »Was soll das? Komm, mach los.«
    »Ist dir kalt?« Große Jäger hielt dem Mann die
Thermosflasche hin.
    »Mach wenigstens die Tür zu. Die Kälte zieht sonst
hier rein.«
    Der Oberkommissar schraubte die Flasche auf, schenkte
in den Deckel, der als Trinkgefäß diente, den Rest ein und reichte den Becher
dem ungläubig staunenden Hinrichsen.
    »Trink«, befahl er.
    Unschlüssig hielt Hinrichsen den Becher in der Hand.
    »Du sollst trinken«, schrie ihn Große Jäger an.
    Der Mann nahm vorsichtig einen Schluck, zuckte aber
zurück, da der Kaffee noch sehr heiß war.
    »Da verbrennt man sich die Schnauze.«
    »Das kann man auch an anderen Dingen machen«, sagte
Große Jäger. »Los. Nun kipp das Zeug weg, sonst flöß ich es dir ein. Das geht
auf die Zähne.«
    In kleinen Schlucken leerte Hinrichsen den Becher.
    »Mann, das haut auf die Pumpe«, sagte er und machte
keine Anstalten, einen Rülpser zu unterdrücken.
    »Hast du Schluckauf?«, fragte Große Jäger und füllte
die Neige aus der Thermoskanne in den Becher. »Trink das aus, dann ist
Frieden.«
    Gehorsam leerte Hinrichsen den Becher, den er an den
Oberkommissar zurückgab. In seinen Augen spiegelte sich seine Ratlosigkeit über
die Situation. Ehe er sich versah, hatte Große Jäger seine rechte Hand gepackt
und mit einem zweiten Paar Handschellen ebenfalls an das Lenkrad gefesselt.
    »Spinnst du?«, fragte Hinrichsen und sah entgeistert
auf seine Hände.
    »Manchmal schon. Nun habe ich aber auch eine Frage: Fotografierst du?«
    »Wieso ‘n das?«
    Große Jäger griff Hinrichsens Schulter und drückte mit
dem Daumen von vorn unterhalb des Schlüsselbeins, sodass der Mann trotz der
dicken Winterjacke zusammenzuckte.
    »Wir spielen jetzt nach meinen Regeln«, sagte Große
Jäger. »Du schuldest mir noch eine Antwort. Fotografierst du?«
    Hinrichsen zerrte fest an seinen Handschellen. »Mach
mich los, aber fix«, brüllte er Große Jäger an.
    Der Oberkommissar deutete mit seiner Hand an, erneut
nach Hinrichsens Schulter greifen zu wollen, sodass der Mann zurückwich.
    »Du leidest unter Amnesie.«
    »Unter was?«
    »Doof bist du auch noch.« Große Jäger schüttelte den
Kopf. »Also! Fotografierst du?«
    Hinrichsen legte den Kopf zur Seite und sah den
Oberkommissar an. Dann zog er wieder an den Handschellen. »Mach mich sofort
los. Das gibt bannig viel Ärger. Das ist dir doch klar.«
    »Stimmt. Aber den Ärger hast du. Hmh!« Große Jäger
legte den Zeigefinger an die Schläfe, als würde er nachdenken. »Hast du
eigentlich viel Kaffee getrunken?«
    »Klar doch. Die ganze Thermospulle.«
    »Das geht auf die Blase, was?«
    »Sicher. Nun mach mich los. Ich muss mal pinkeln.«
    »Ist ein dummes Gefühl, wenn es von innen drückt.«
    »Hör auf. Das wird dadurch nur schlimmer.«
    »Wir wissen ja, dass Kaffee ungemein treibt. Das ist
richtig gemein. Du hast das Gefühl, die Blase platzt gleich. Das zwickt und
zwackt. Nee, schön ist das nicht.«
    »Verflixt. Du bist nicht ganz dicht. Bind mich schon
los.«
    »Irgendwann hält man das nicht mehr zurück. Dann geht
das eben in die Hose.« Große Jäger schüttelte den Kopf. »Das ist auch kein
schönes Gefühl. Besonders nicht bei diesem Wetter. Wenn du mit nasser Hose eine
ganze Weile hier sitzt – bei der Kälte – dann hast du dir die Blase richtig
entzündet.« Er klopfte Hinrichsen jovial auf die Schulter. »Ich sag dir: Dann
kannst du pinkeln. Am laufenden Band. Wie ein Wasserfall.«
    »Bitte, mach mich los. Ich kann nicht mehr.«
Hinrichsens Stimme war nur noch ein Winseln.
    Große Jäger machte Anstalten, den Unimog zu verlassen.
»Mach’s gut«, sagte er. »Ich bin in zwei Stunden wieder zurück. So lange
brauche ich, um meine nassen Schuhe zu wechseln, in die du mir den

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