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Inselkoller

Inselkoller

Titel: Inselkoller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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wenn auch etwas undeutlich, durch den Kopf gegangen. Holtgreve
wird das größte Problem sein. Ich glaube aber, heute Morgen habe ich schon einen
Schritt in die richtige Richtung gemacht. Er verließ mich sichtlich erleichtert,
den Fall in guten Händen wissend. Da werde ich weitermachen. Das Übrige überzeugt
mich auch. Ich glaube, ich mach es so, wie du gesagt hast.«
    Jung grinste Boll an und prostete ihm zu.
    »Dann wären wir uns ja einig«, grinste Boll
zurück. »In vier Wochen berichtest du mir. Ich bin gespannt und äußerst neugierig.
Prost! Lass uns den Schinken aufessen und die Flasche leeren. Das geht gerade noch,
selbst wenn du Auto fahren musst.«
    Als sie sich nun alltäglichen Belanglosigkeiten
und Erinnerungen aus gemeinsamen Zeiten zuwandten, kam das Donnergrollen immer näher.
Die ersten blendenden Blitze erhellten den Himmel im Westen. Schließlich verließen
sie das Haus und gingen zu Jungs Auto.
    »Wie machst du das eigentlich, immer so schlank
zu bleiben?«, fragte Boll Jung zum Abschied.
    »Ich bin 1,82 Meter groß, habe grüne Augen
und bin um die 75 Kilo schwer. Das war immer so, das ist so, und ich hoffe, das
wird immer so bleiben. Fragen dazu kann ich nicht beantworten. Rezepte habe ich
nicht. Ich wünsche dir einen schönen Urlaub; und meine besten Empfehlungen an die
Frau Gemahlin. Bis bald, und vielen Dank für deine Bewirtung und das Gespräch. Ich
melde mich, wenn du zurück bist.«
    »Tschüss und viel Erfolg.« Boll schloss die
Autotür hinter Jung und winkte ihm noch einmal zu. Jung lenkte seinen Wagen die
Einfahrt hinunter auf die Straße nach Bockholm.
    Er nahm den Weg zurück über Glücksburg/Meierwik.
Er fuhr an Solitüde und Twedter Plack vorbei, runter an den Industriehafen und über
Kielseng und den ZOB auf die Husumer Straße. Er musste ihr nicht
lange folgen, um nach Hause zu kommen. Die Auffahrt wurde von rasch aufeinanderfolgenden
Blitzen grell erleuchtet. Das gleichzeitig berstende Donnern des nahen Gewitters
beschwor eine unheimliche Stimmung herauf. Jung war froh, zu Hause zu sein. Als
er das Auto abgestellt hatte, klatschten die ersten dicken Regentropfen auf das
Pflaster. Der Regen steigerte sich rasch. Als Jung die Haustür aufgeschlossen hatte,
war sein Hemd durchnässt.
    Seine Kinder und Jessi saßen einträchtig am
Tresen, der das Esszimmer von der Küche trennte. Vor ihnen standen große Teller
voller Nudeln, chinesischem Gemüse und Hühnerfleisch. Sie aßen konzentriert und
– wie es Jung schien – mit gutem Appetit. Er entspannte sich spontan. Nudeln, Bambussprossen,
Sojabohnenkeime, Hühnerfleisch waren akzeptable Nahrungsmittel. Daran änderten auch
das bisschen Glutamat und die Geschmacksverstärker nichts, jene unvermeidlichen
Bestandteile der deutsch-chinesischen Küche.
    »Hallo, ihr drei, guten Appetit. Schmeckt’s?«
    »Danke, gut«, erwiderte sein Sohn. »Als wir
Hunger hatten, fiel mir der Chinese im Bahnhof ein. Wir schnappten uns die Fahrräder
und holten uns Nudeln mit Huhn.«
    »Das reicht dicke für drei und schmeckt, nicht,
Jessi?«, ergänzte Cara und prostete ihrem Vater mit einem Glas Coca-Cola in der
Hand zu. Über die Coca-Cola auf dem Tresen sah Jung großzügig hinweg. Er wollte
sein erleichtertes Gewissen nicht erneut strapazieren. Er wünschte den dreien einen
vergnüglichen Abend und zog sich in sein Arbeitszimmer zurück.

Der Leitende
     
    Als Jung am Morgen die Wache passierte, erblickte er Petersen in der
Wachstube. Er stand mit dem Rücken zu ihm und sortierte Briefe in die Postfächer.
    »Moin, Petersen. Darf ich ohne Gesichtskontrolle
passieren?«, flachste er ihn an.
    »Guten Morgen, Herr Jung. Ich hab auch Augen
am Hinterkopf. Sie entgehen mir nicht. Wie läuft’s mit dem neuen Fall, Herr Kriminalrat?«
    »Es tut sich nicht viel. Kann man nach so kurzer
Zeit auch nicht erwarten.«
    »Na ja, manchmal klappt’s aber auch überraschend
schnell.«
    »Woher wissen Sie denn das? Sickert das bis
hier unten durch?«
    »Also, durch meine Hände geht die Post, sowohl
die, die reinkommt, als auch die, die rausgeht. Dann schnappt man das eine oder
andere in der Kantine oder im Treppenhaus auf. Bei mir hier unten stranden des Öfteren
Ihre Kollegen, nicht mehr ganz allein, wenn ich mich mal so ausdrücken darf. Sie
kennen das ja. Sie reden gerne, manchmal auch zu viel. Aber bei mir sind ihre Geheimnisse
gut aufgehoben. Ich mache mir so meine Gedanken. Ihren Fall kenn ich auch. War mal
extra ’ne Sonderkommission

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