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Inseln im Netz

Titel: Inseln im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Ausdruck vom Tisch und hielt ihn Magruder hin. »Das werden Sie auch bekommen haben. Diese Leute haben uns aufs Korn genommen! Die FAKT - wer immer dahintersteckt - sind die Mörder, was ist mit ihnen?«
    Loretta verzog das Gesicht und begann zu wimmern. David wiegte sie in den Armen, wandte sich halb zur Seite. Laura mäßigte sich. »Herr Bürgermeister, ich sehe, worauf Sie hinauswollen. Und es tut mir leid, daß es dazu gekommen ist, wenn es das ist, was Sie von mir hören wollen. Aber wir müssen uns den Tatsachen stellen. Diese Datenpiraten sind Profis. Sie sind längst über alle Berge. Ausgenommen vielleicht der andere Grenadiner, Sticky Thompson. Ich glaube, ich weiß, wo Thompson ist. Er ist hier in Galveston untergetaucht, bei den Kirchenmädchen. Ich meine Ihre Freundinnen hier in der Kirche von Ischtar, Herr Bürgermeister.«
    Sie schoß David einen schnellen Blick zu. Seine Miene war aufgetaut, er war auf ihrer Seite, blickte ermutigend zu ihr her. »Und wir wollen nicht, daß die internationale Polizei sich diese Kirche genauer ansieht, nicht wahr? Diese Randgruppen hängen ja alle zusammen, wie Sie wissen. Zieht man an einem. Faden, so geht das ganze Gebilde auseinander.«
    »Und wir stehen mit nacktem Hintern da«, warf David ein. »Wir alle.«
    Der Bürgermeister machte ein Gesicht, zuckte dann die Achseln. »Aber das ist genau, was ich sage.«
    »Schadensbegrenzung«, sagte Emerson.
    »Richtig, das ist es.«
    Emerson lächelte. »Nun, jetzt kommen wir weiter.«
    Lauras Uhrtelefon piepte. Sie blickte zur Videofonanzeige. Es war ein dringlicher Anruf. »Ich nehme ihn unten an und lasse Sie reden«, sagte sie.
    David folgte ihr die Treppe hinunter, Loretta in der Armbeuge. »Diese zwei alten Schreihälse«, murmelte er.
    »Ja.« Sie ließ ihn an ihre Seite kommen, als sie in den Speiseraum traten.
    »Du warst großartig«, sagte er.
    »Danke.«
    »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja, alles in Ordnung. Jetzt.« Das Personal saß mit rotgeränderten, übermüdeten Augen um den großen Tisch und diskutierte auf spanisch. Alle waren zerzaust und nervös. Das Maschinengewehrfeuer hatte sie um zwei Uhr früh aus den Betten gerissen. David blieb bei ihnen.
    Laura nahm den Anruf in dem kleinen Nebenbüro im Erdgeschoß an. Es war Emily Donato, die aus Atlanta anrief. »Ich hörte es gerade«, sagte sie. Sie war blaß. »Bist du unverletzt?«
    »Sie schossen eine wohlgezielte Garbe, die ihn tötete«, sagte Laura. »Den alten Rastafarier. Ich stand unmittelbar neben ihm.« Sie machte eine Pause. »Ich fürchtete mich vor der Maschine. Er kam heraus, mich zu beruhigen. Meinte, es sei ein Spionagegerät. Aber sie hatten auf ihn gewartet und schossen ihn neben mir zusammen.«
    »Aber du wurdest nicht verletzt?«
    »Nein, die Geschosse schlugen in die Wand hinter ihm, und der Sandbeton rettete mich. Die Kugeln gingen glatt hinein. Keine Querschläger.« Laura fuhr sich durchs Haar. »Ich kann kaum glauben, daß ich dies sage.«
    »Ich wollte dir bloß sagen… Also, in dieser Sache stehe ich ganz hinter euch. Dir und David.« Sie hielt zwei Finger in die Höhe und drückte sie zusammen. »Solidarität, klar?«
    Laura lächelte zum ersten Mal seit Stunden. »Danke, Em.« Sie sah ihrer Freundin dankbar ins Gesicht. Emilys Video Make-up sah fehlerhaft aus; zuviel Wangenrouge, die Linien um die Augen wacklig. Laura berührte ihre Wange. »Ich vergaß mein Video-Make-up«, sagte sie erschrocken. Die Erkenntnis war von einem unvernünftigen Gefühl von Panik begleitet. Ausgerechnet an einem Tag, an dem sie die ganze Zeit am Netz hängen würde.
    Im Foyer entstanden Geräusche. Laura blickte zur offenen Tür hinaus und am Empfangsschalter vorbei. Eine Frau in Uniform war hereingekommen. Eine Schwarze, kurzes Haar, Militärbluse, lederner Revolvergurt, Cowboyhut in der Hand. Eine Texasrangerin.
    »Ach du lieber Gott, die Ranger sind hier«, sagte Laura.
    Emily nickte. »Machen wir Schluß. Ich weiß, daß du alle Hände voll zu tun hast.«
    »Gut, Wiedersehen.« Laura legte auf. Sie eilte hinaus ins Foyer. Ein blonder Mann in Zivil folgte der Rangerin in die Eingangshalle. Er trug einen anthrazitfarbenen Maßanzug, einen bunten, mit Computergraphik bedruckten Schlips… Er hatte eine Sonnenbrille auf und einen Koffer in der Hand, der einen Datenanschluß enthielt. Ein Ermittlungsbeamter der Wiener Konvention.
    »Ich bin Laura Webster«, sagte Laura der Rangerin.
    »Die Leiterin des Ferienheims.« Sie bot ihr die Hand. Die

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