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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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war», sagte Ara. «Laß jetzt das Spekulieren, Tom. Mir brummt schon der Kopf. Lieber schlag ich mich mit den Ölfässern herum. Denk allein nach und gib mir den Kurs.»
    «Steady so, und paß auf dieses Drecksding von Minerva Plate auf. Halt genug Abstand und paß auf, daß du nicht auf die Sandbänke rennst.»
    «In Ordnung.»
    Ich möchte wissen, ob ihr Sender noch ging, als sie getroffen waren. Aber sie haben schließlich einen Reservesender, den sie hätten benutzen können, dachte Thomas Hudson. Peters hat keinen Mucks mitbekommen, nachdem sie getroffen waren. Das beweist natürlich nichts. Nichts beweist etwas, außer daß die beiden Boote vor drei Tagen denselben Kurs gesteuert haben wie wir jetzt. Hab ich ihn gefragt, ob sie ihre Beiboote an Deck hatten? Das hab ich vergessen. Aber sie müssen sie an Deck gehabt haben, denn er sagte, es wären ganz normale Schildkrötenfänger von den Bahamas gewesen, abgesehen von den Schutzdächern, die sie sich aus Palmzweigen gemacht hatten.
    Und wie viele sind sie? Du weißt es nicht. Haben sie Verwundete? Du weißt es nicht. Wie sind sie bewaffnet? Du weißt nur, daß sie eine Maschinenpistole haben. Wo fahren sie hin? Bis jetzt bist du ihnen auf den Fersen.
    Vielleicht finden wir etwas zwischen Cayo Cruz und Megano. Was du wahrscheinlich findest sind ein Haufen Entenschnepfen und Leguanspuren im Sand beim Wasserloch.
    Es lenkt dich immerhin ab. Wovon? Es gibt nichts mehr, wovon du dich ablenken lassen müßtest. Es gibt das Schiff noch und die Leute darauf und das Meer und diese Schweinehunde, hinter denen du her bist. Wenn es vorbei ist, kannst du deine Katzen wiedersehen und die Hunde und in die Stadt fahren und dich vollaufen lassen, bis du nicht mehr weißt, wer du bist. Und dann bist du wieder klar zum Auslaufen und tust es wieder.
    Vielleicht kriegst du sie diesmal. Du hast nicht ihr Unterseeboot versenkt, aber du hast dich dabei nützlich gemacht, und wenn du sie jetzt zu fassen bekommst, machst du dich äußerst nützlich.
    Warum ist dir dann alles gleichgültig? fragte er sich. Warum betrachtest du sie nicht einfach als Mörder. Sie sind Mörder. Warum klotzt und klotzt du hinter ihnen her wie ein Pferd, das den Reiter abgeworfen hat und immer noch im Rennen ist? Weil wir alle Mörder sind, sagte er zu sich. Wir sind immer auf beiden Seiten, solange wir etwas taugen, und es kommt nie etwas Gutes dabei heraus.
    Mußt du es überhaupt machen? Ja, sagte er. Ich darf mir nur nichts darauf einbilden. Und ich muß es gut machen. Keiner verlangt von mir, daß ich es gern mache. Ich habe mich nicht verpflichtet, sagte er sich, und das macht es noch schwieriger.
    «Laß mich mal wieder ans Ruder, Ara», sagte er.
    Ara übergab ihm den Kurs.
    «Paß gut auf Steuerbord auf. Aber paß auf, daß dich die Sonne nicht blendet.»
    «Ich hole mir meine Sonnenbrille. Paß mal auf, Tom: Warum läßt du mich nicht am Ruder und läßt vier Mann aufziehen? Du bist müde und hast dich nicht hingelegt, solange wir auf der Insel waren.»
    «Hier drinnen brauchen wir keine vier Mann. Später schon.»
    «Aber du bist doch müde.»
    «Mir ist nicht nach schlafen. Ich denke nur, daß sie auf die Dauer nicht klarkommen können, wenn sie hier Nacht für Nacht dicht unter Land segeln. Irgendwo müssen sie liegenbleiben und die Boote überholen, und dann erwischen wir sie.»
    «Das ist kein Grund, nicht zu schlafen, Tom.»
    «Ich mach’s nicht aus Angabe.»
    «Das hat keiner gesagt.»
    «Was denkst du über diese Schweinehunde?»
    «Nur daß wir sie erwischen und umlegen werden, wenn es nötig ist, und daß wir die übrigen mitbringen.»
    «Und was ist mit dem Massaker auf der Insel?»
    «Wir hätten es vielleicht nicht getan, aber zum Spaß haben sie es auch nicht gemacht. Sie haben gedacht, es muß sein», sagte Ara.
    «Und der eigene Mann, den sie dort umgelegt haben?»
    «Henry hat Peters schon oft umbringen wollen. Und ich auch.»
    Thomas Hudson sagte: «Ja. Das ist eine Idee, auf die man verfallen kann.»
    «Ich denke einfach nicht an solche Sachen, also brauche ich mich auch nicht aufzuregen. Warum machst du dir dauernd Gedanken? Warum liest du nicht und ruhst dich aus, wie du es immer gemacht hast?»
    «Heute nacht werde ich schlafen. Sobald wir geankert haben, lese ich etwas, und dann will ich schlafen. Wir haben vier Tage aufgeholt, auch wenn man’s nicht merkt. Jetzt müssen wir bloß ganz genau aufpassen.»
    «Wir erwischen sie schon», sagte Ara, «oder wir treiben sie den

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