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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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glaub schon.»
    «Guck dir mal Megano drüben an.»
    «Mach ich. Willie und Ara sind schon unterwegs. Wir anderen warten nur noch auf Antonio mit dem Dingi.»
    «Was macht Peters?»
    «Er murkst schon den ganzen Nachmittag an dem großen Gerät herum. Er glaubt, daß es jetzt hinhaut.»
    «Das wäre fabelhaft. Weckt mich, wenn ihr zurückkommt und ich noch schlafe.»
    «Ja, Tom.» Er langte nach unten und langte nach etwas, das ihm heraufgereicht wurde. Es war ein großes Glas voll Eis, und es war zweimal in Papier eingewickelt, das mit einem Gummiband befestigt war. Der Drink darin sah rostbraun aus.
    «Ein doppelter Tomini», sagte Henry. «Trink ihn und lies etwas und versuch dann zu schlafen. Du kannst das Glas in einen Handgranatenhalter stecken.»
    Thomas Hudson nahm einen großen Zug.
    «Das tut gut», sagte er.
    «Du hast’s doch immer gemocht. Es klappt schon, Tom.»
    «Jetzt kommt’s auf jeden von uns an.»
    «Schlaf jetzt.»
    «Das mach ich.»
    Henry verließ die Brücke, und Thomas Hudson hörte das Summen des Außenbordmotors, das langsam näher kam und stoppte. Dann hörte er Stimmen, dann wieder das Summen, das sich entfernte. Er horchte und wartete etwas, dann nahm er das Glas und goß, was darin war, in einem hohen Schwung über Bord, und der Wind nahm es mit, achteraus. Er steckte das Glas in das passende Loch der dreifachen Halterung, legte sich vornüber auf die Luftmatratze und schlang die Arme darum.
    Wahrscheinlich haben sie Verwundete unter dem Palmdach gehabt, dachte er. Natürlich könnten viele Leute darunter gesteckt haben, aber ich glaube es nicht. In der ersten Nacht wären sie bis hierher gekommen. Ich hätte mit an Land fahren sollen. Von jetzt an werde ich es tun. Aber bessere Leute als Ara und Henry gibt es nicht, und Willie ist sehr gut. Ich muß mich auch anstrengen. Versuch’s heute nacht, sagte er zu sich. Bleib ihnen auf den Fersen, mach keine Fehler und lauf nicht an ihnen vorbei.

8
    Jemand faßte ihn an der Schulter. Es war Ara, der sagte: «Wir haben einen, Tom. Willie und ich.»
    Thomas Hudson jumpte von der Brücke, und Ara kam hinter ihm her. Der Deutsche lag auf dem Achterdeck und war in eine Decke eingewickelt. Sein Kopf lag auf zwei Kissen. Peters saß neben ihm mit einem Glas Wasser.
    «Guck mal, was wir da haben», sagte er.
    Der Deutsche war mager, hatte einen blonden Kinnbart, und seine Wangen waren eingefallen. Sein Haar war lang und ungekämmt. Im Spätnachmittagslicht der untergehenden Sonne sah er fast wie ein Heiliger aus.
    «Er kann nicht sprechen», sagte Ara. «Willie und ich haben es versucht. Bleib besser in Luv.»
    «Ich hab’s schon beim Herunterkommen gerochen», sagte Thomas Hudson, und zu Peters sagte er: «Frag ihn, ob er was braucht.»
    Der Funker sprach Deutsch mit ihm, und der Deutsche sah ihn an, aber er gab weder Antwort noch bewegte er den Kopf. Thomas

Hudson hörte den Außenbordmotor wieder, und mitten aus der sinkenden Sonne kam das Dingi quer über die Bucht. Es lag bis an die Ducht im Wasser. Er sah wieder auf den Deutschen hinunter.
    «Frag ihn, wie viele sie sind. Sag ihm, daß wir wissen müssen, wie viele sie sind. Sag ihm, daß es wichtig ist.»
    Peters redete leise mit dem Deutschen, beinahe gerührt, wie Thomas Hudson vorkam.
    Der Deutsche brachte mit großer Anstrengung drei Worte hervor.
    «Er sagt, nichts ist wichtig», sagte Peters.
    «Sag ihm, daß er sich irrt. Ich muß es wissen. Und frag ihn, ob er Morphium haben will.»
    Der Deutsche sah Thomas Hudson freundlich an und sagte wieder drei Worte.
    «Er sagt, daß er keine Schmerzen mehr hat», sagte Peters. Dann sprach er schnell Deutsch, und wieder spürte Thomas Hudson das Rührende in seinem Ton, aber vielleicht lag es auch an dem zutraulichen Klang der Sprache.
    «Hör auf, Peters», sagte er. «Übersetze ihm nur und genau, was ich dir sage, verstanden?»
    «Yes, Sir», sagte Peters.
    «Sag ihm, daß ich ihn zum Sprechen bringen kann.»
    Peters redete mit dem Deutschen, und dieser sah Thomas Hudson wieder an. Seine Augen sahen jetzt alt aus, aber es war das Gesicht eines jungen Mannes, das alt und grau wie Treibholz geworden war.
    «Nein», sagte der Deutsche langsam.
    «Er sagt Nein», übersetzte Peters.
    «Soviel verstehe ich auch», sagte Thomas Hudson. «Mach ihm etwas Suppe warm, Willie, und bring Cognac her. Und du, Peters, fragst ihn, ob er Morphium haben will, wenn er nicht zu reden braucht. Sag ihm, daß wir genug an Bord haben.»
    Peters übersetzte es,

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