Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
Vom Netzwerk:
und der Deutsche lächelte Thomas Hudson an, es war ein dünnes Lächeln, wie sie es im Norden haben. Dann sagte er etwas fast Unhörbares zu Peters.
    «Er bedankt sich, aber er braucht es nicht, und es sei besser, das Morphium aufzusparen.»
    Dann sagte er wieder leise etwas zu Peters, der übersetzte: «Er sagt, vor einer Woche hätte er es brauchen können.»
    «Sag ihm, daß ich ihn bewundere», sagte Thomas Hudson.
    Antonio, der Steuermann, war mit Henry und dem Rest der Leute, die auf Megano gewesen waren, im Dingi längsseit gekommen.
    «Kommt leise an Bord», sagte Thomas Hudson zu ihnen. «Und kommt nicht nach achtern. Wir haben einen Kraut auf dem Achterdeck, und ich will, daß er in Ruhe sterben kann. Habt ihr etwas entdeckt?»
    «Nichts», sagte Henry, «überhaupt nichts.»
    «Peters», sagte Thomas Hudson, «jetzt kannst du mit ihm reden, was du willst. Vielleicht bekommst du etwas heraus. Ich gehe mit Ara und Willie nach vorn. Wir machen uns einen Drink.» Unten sagte er: «Was macht die Suppe, Willie?»
    «Die erste Dose, die ich erwischt habe, war Muschelsuppe», sagte Willie. «Sie ist gleich warm.»
    «Warum gibst du ihm denn nicht gleich Ochsenschwanz-oder Currysuppe?» fragte Thomas Hudson. «Die würde ihm in seinem Zustand schneller drüberweg helfen. Haben wir denn verdammt keine Hühnerbrühe mehr?»
    «Ich wollte ihm die Hühnerbrühe nicht geben. Die Dose gehört Henry.»
    «Das tut sie auch», sagte Henry. «Wollen wir ihn denn aufpäppeln?»
    «Darum geht es nicht. Als ich es sagte, dachte ich, etwas Suppe und ein Drink brächten ihn vielleicht zum Sprechen. Aber er redet nicht. Gibst du mir einen Gin, Ara?»
    «Sie haben ihm eine Hütte aus Zweigen gemacht, Tom, und ein Bett aus Zweigen, und sie haben ihm eine Menge Wasser und einen Topf mit Essen hingestellt. Sie haben es ihm richtig bequem machen wollen, und drumherum haben sie einen Graben im Sand gezogen, für das Regenwasser. Es waren eine Menge frische Spuren vom Strand herauf. Ich schätze, daß es acht bis zehn sind, mehr nicht. Willie und ich haben ihn vorsichtig heruntergetragen. Beide Wunden sind brandig, und der Brand geht schon ein Stück den rechten Oberschenkel hinauf. Vielleicht hätten wir ihn besser nicht hergebracht, und du und Peters hättet in seiner Hütte mit ihm geredet. Wenn’s so ist, ist es meine Schuld.»
    «Hatte er eine Waffe bei sich?»
    «Nein. Auch keine Kennmarke.»
    «Gib mir was zu trinken», sagte Thomas Hudson. «Was würdest du sagen, wann die Äste abgeschnitten worden sind?»
    «Nicht später als gestern früh, denke ich, aber genau kann ich’s nicht sagen.»
    «Hat er irgend etwas gesagt?»
    «Nein. Er sah aus, als wäre er aus Holz, als er uns mit den Pistolen sah. Einmal hatte er Angst vor Willie. Als er sein Glasauge gesehen hat, denke ich. Als wir ihn aufhoben, hat er gelächelt.»
    Willie sagte: «Er wollte uns zeigen, daß er’s noch fertigbrachte.»
    «Danach ist er ohnmächtig geworden», sagte Ara. «Was glaubst du, wie lange es dauert, bis er tot ist, Tom?»
    «Ich weiß es nicht.»
    «Dann laßt uns an Deck gehen und unsere Drinks mitnehmen», sagte Henry. «Ich traue Peters nicht.»
    «Laßt uns die Muschelbrühe trinken», sagte Willie. «Ich habe Hunger. Ich kann ihm eine Dose Hühnersuppe aufmachen, wenn Henry einverstanden ist.»
    «Klar, wenn’s ihn zum Sprechen bringt», sagte Henry.
    «Wahrscheinlich hilft es nichts mehr», sagte Willie. «Aber ich find’s irgendwie beschissen, ihm Muschelbrühe zu geben in seinem Zustand. Bring ihm den Cognac hinaus, Henry. Vielleicht mag er was davon, genau wie du und ich.»
    «Laßt ihn in Ruhe», sagte Thomas Hudson. «Er ist ganz in Ordnung.»
    «Bestimmt», sagte Willie. «Wenn sie fertig sind, sind die alle in Ordnung.»
    «Er ist nicht fertig», sagte Thomas Hudson. «Er stirbt jetzt bloß.»
    «Und nicht schlecht», sagte Ara.
    «Bist du auch so ‘n Kraut-Anhänger?» fragte ihn Willie. «Peters und du sind schon zwei.»
    «Hör auf, Willie», sagte Thomas Hudson.
    «Was hast du denn?» sagte Willie zu Thomas Hudson. «Du bist bloß der angeknackte Chef eines Vereins von ernsthaften Kraut-Anhängern.»
    «Komm mit nach vorn, Willie», sagte Thomas Hudson. «Ara, du bringst die Suppe nach achtern, sobald sie warm ist. Ihr anderen könnt zugucken, wie der Kraut stirbt, wenn ihr wollt. Aber kommt ihm nicht zu nahe.»
    Antonio ging hinterher, als Thomas Hudson und Willie aufs Vorschiff gingen, aber Thomas Hudson schüttelte den Kopf,

Weitere Kostenlose Bücher