Inseln im Strom
Deck herauf. Er warf einen Blick auf Peters, als er vorbeikroch.
«Hallo, Tom», sagte er.
Thomas Hudson griff nach Henrys Arm und sagte leise: «Kriech zum Bug vor und leg dich vollkommen flach hin. Paß auf, daß man nichts von dir über dem Schandeckel sieht.»
«Ja, Tom», sagte der große Mann und legte sich langsam hin, um zum Bug vorzukriechen. Er mußte über Peters’ Beine hinwegkriechen, und er griff sich sein automatisches Gewehr und die Magazine und steckte die Magazine in den Gürtel. Er holte die Handgranaten aus Peters’ Tasche und hängte sie sich an den Gürtel. Er klopfte Peters auf die Beine und kroch auf seinen Platz im Bug. Die beiden Schnellfeuergewehre hielt er an den Läufen fest.
Thomas Hudson sah, wie er einen Blick in die gesprengte Luke und auf die zerfetzten Mangrovenzweige warf, als er das steile Deck heraufkroch. Sein Gesicht verzog sich keinen Moment. Als er im Schutz der Bugverschanzung war, nahm er beide Gewehre in die rechte Hand, probierte den Verschluß von Peters’ Gewehr und schlug ein neues Magazin an. Die anderen Magazine legte er unter die Verschanzung. Dann hakte er die Handgranaten vom Gürtel los und legte sie in Reichweite aus. Als Thomas Hudson ihn auf seinem Platz wußte, und wußte, daß er jetzt das Inselgebüsch beobachtete, drehte er sich Willie zu, der im Dingi liegen geblieben war und sein gesundes wie sein Glasauge zugemacht hatte, um sie vor der Sonne zu schützen, und sprach mit ihm. Willie trug ein ausgewaschenes Khakihemd mit Ärmeln, zerschlissene Shorts und Segeltuchschuhe an den Füßen. Ara saß im Heck. Thomas Hudson sah auf seinen schwarzen Haarbusch hinunter, und ihm fiel auf, wie sich seine großen Hände um den Dollbord krampften. Seine Beine zuckten noch immer, aber Thomas Hudson wußte gut, wie nervös er vor jedem Gefecht gewesen war und wie wunderbar er sich dann gehalten hatte.
«Hast du dir etwas ausgedacht, Willie?» fragte Thomas Hudson.
Willie machte sein gesundes Auge auf und ließ das Glasauge zu wegen der Sonne.
«Ich möchte von der anderen Seite her die Insel absuchen und nachsehen, was da los ist. Wir dürfen sie nicht abhauen lassen.»
«Ich komme mit.»
«Nein, Tommy. Davon verstehe ich mehr als du.»
«Ich will nicht, daß du allein hineingehst.»
«Das ist die einzige Möglichkeit. Du traust mir doch, Tommy. Ara kommt wieder zurück und hilft dir hier, falls ich sie aufscheuche. Wenn’s nichts ist, kann er ans Ufer kommen und mich abholen.»
Er hatte jetzt beide Augen geöffnet und sah Thomas Hudson fest an, wie ein Nähmaschinenvertreter jemanden anguckt, der wirklich eine Nähmaschine haben müßte, falls er sie sich leisten könnte.
«Ich komme lieber mit.»
«Das macht zuviel Krach, Tom. Ich sage dir, ich kenn mich da wirklich aus. Das ist meine Masche. Du wirst nie einen größeren Fachmann erleben.»
«Also geh los», sagte Thomas Hudson. «Aber jag ihr Skiff in die Luft.»
«Was soll ich da drinnen sonst wohl wollen? Wichsen?»
«Wenn du hineinwillst, dann mach’s besser gleich.»
«Tom, jetzt haben wir zwei Fallen für sie. Unser Schiff und das hier. Ara kann dich überallhin bringen, und du hast einen einzigen, entbehrlichen, aus gesundheitlichen Gründen entlassenen Seesoldaten zu verlieren. Auf was wartest du noch?»
«Du redest zuviel», sagte Thomas Hudson. «Hau ab und brich dir’s Genick.»
«Sollst verrecken», antwortete Willie.
«Du hörst dich an, als wärst du wieder auf dem Damm», sagte Thomas Hudson und setzte Ara kurz auf spanisch auseinander, was sie besprochen hatten.
«Gib dir nicht soviel Mühe», sagte Willie. «Ich mach’s ihm schon klar, unterwegs.»
Ara sagte: «Ich bin gleich wieder da, Tom.»
Thomas Hudson sah zu, wie er den Motor anwarf, und sah ihnen nach. Er sah Aras breiten Rücken und schwarzen Schopf und Willie, der im Boden des Bootes lag, und sie entfernten sich. Willie hatte sich verkehrt herum ins Dingi gelegt, so daß sein Kopf zu Aras Füßen lag und er mit ihm reden konnte.
Dieser gute, brave, kaputte Schweinehund, dachte Thomas Hudson. Der alte Willie. Schlägt mir vor, was ich gerade aufgegeben hatte. Wenn alles schiefgeht ist mir ein guter Ledernacken lieber als alles andere, sogar ein ruinierter. Und es ist alles schiefgegangen. Viel Glück, Mr. Willie, dachte er, und brich dir nicht das Genick.
«Wie geht’s, Henry?» fragte er leise.
«Tadellos. Allerhand von Willie, da hineinzugehen. Er hat vor nichts Angst.»
«Er weiß nicht einmal, was das
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