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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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hinuntergeworfen hatte. Thomas Hudson sah Willie im Wassergraben liegen und den Stift einer zweiten Handgranate herausziehen, um sie hinunterzuwerfen. Peters lag auf der Seite, sein Kopf lag auf dem Schandeckel. Aus seinem Kopf rann Blut in den Wassergraben.
    Willie warf die Granate, die mit einem andersartigen Knall explodierte, da sie tiefer ins Boot gerollt war, ehe sie hochging.
    «Meinst du, daß noch mehr von diesen Lahmärschen da unten sind?» rief Willie.
    «Ich schmeiß noch eine von hier aus hinunter», sagte Thomas Hudson, tief geduckt los, um gegen jeden Beschuß aus dem Cockpit gedeckt zu sein, zog den Stift aus der Granate, die grau, schwer, solide und überkreuz geriffelt war, wog sie in der Hand, rannte im Zickzack bis an den Rand des Cockpits und warf sie ins Heck. Da war der Knall. Das Deck bäumte sich hoch, und Rauch und Trümmer flogen durch die Luft.
    Willie stand neben Peters, Tom kam hinzu und sah ihn auch an. Er sah nicht viel anders aus als sonst.
    «Jetzt haben wir keinen Dolmetscher mehr», sagte Willie. Sein gesundes Auge zuckte, aber seine Stimme war unverändert.
    «Die Hulk säuft schnell ab», sagte Thomas Hudson.
    «Sie hat schon vorher auf Grund gelegen. Aber jetzt kriegt sie Schlagseite.»
    «Wir sind noch lange nicht fertig, Willie.»
    «Herausgesprungen ist auch nicht viel. Es steht eins zu eins, nur daß wir den Scheißkasten erledigt haben.»
    «Besser, du fährst jetzt zum Schiff zurück und holst Ara und Henry. Sag Antonio, er soll das Schiff unter die Landzunge bringen, sobald er genug Wasser hat.»
    «Ich guck erst mal nach unten.»
    «Das mach ich.»
    «Nein», sagte Willie. «Das ist meine Sache.»
    «Wie ist dir, Junge?»
    «Gut. Ich bin nur bestürzt über das Ableben von Mr. Peters. Ich such ein Stück Zeug oder irgendwas, das wir ihm aufs Gesicht tun können. Wir sollten ihn auch lang hinlegen und den Kopf nach oben, jetzt, wo wir Schlagseite haben.»
    «Was ist mit dem Kraut im Vorschiff?»
    «Alles Matsch.»

17
    Willie war weggefahren, um Ara und Henry zu holen. Thomas Hudson lag hinter der Verschanzung unter dem hohen Schandeckel des Schildkrötenfängers. Seine Füße waren gegen den Lukenrand gestemmt, und er sah nach dem Beiboot aus. Peters lag auf der anderen Seite der Luke. Seine Beine lagen tiefer, sein Gesicht war mit einem deutschen Marinehemd zugedeckt. Ich habe nie gewußt, daß er so riesig ist, dachte Thomas Hudson.
    Er hatte mit Willie zusammen das Fahrzeug durchsucht, und sie hatten alles in Fetzen gefunden. Der einzige Deutsche, der an Bord gewesen war, hatte Peters erschossen. Er hatte ihn anscheinend für den Offizier gehalten. Sie hatten eine zweite, Schmeißer-Maschinenpistole gefunden und nahezu zweitausend Schuß Munition in einer Blechkiste, die mit einer Drahtzange oder einem Dosenöffner aufgemacht worden war. Es war anzunehmen, daß die anderen, die an Land waren, bewaffnet waren, denn es fanden sich keine weiteren Waffen an Bord. Dem Vorreiber an Deck nach zu schließen war das Beiboot ein schweres Skiff von wenigstens sechzehn Fuß Länge. Sie besaßen immer noch Proviant. Das meiste war Stockfisch und hartgeröstetes Schweinefleisch. Es war der Verwundete gewesen, der an Bord geblieben war und Peters erschossen hatte. Er hatte eine große Hüftwunde, die beinahe zugeheilt war, und eine zweite, fast verheilte Wunde im linken Schultermuskel. Sie hatten gute Seekarten von der Küste und vom Karibischen Meer, und eine Stange Camel hatte sich gefunden, die keine Banderole hatte und mit dem Stempel ‹Schiffsproviant› versehen war. Sie hatten weder Kaffee noch Tee, noch irgendwelchen Alkohol an Bord.
    Die Frage war jetzt, was sie tun würden. Wo steckten sie? Sie mußten das kurze Gefecht auf dem Schildkrötenfänger gehört oder mitangesehen haben, und sie würden vermutlich zurückkommen, um ihre Vorräte zu retten. Wahrscheinlich hatten sie den einzelnen Mann im Motordingi davonfahren sehen, und der Schießerei und den Explosionen nach konnte es gut sein, daß drei Tote oder kampfunfähige Männer an Bord waren. Vermutlich würden sie wegen der Vorräte zurückkommen, oder wegen anderer Sachen, die sie versteckt haben konnten, und dann während der Nacht zur Hauptinsel durchzubrechen versuchen. Wenn das Skiff irgendwo auflief, so konnten sie es darüberwegschieben.
    Das Skiff mußte ziemlich stark gebaut sein. Thomas Hudson hatte keinen Funker mehr, und er konnte daher keine Beschreibung des Fahrzeugs durchgeben, so daß es unbeachtet

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