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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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ist», sagte Thomas Hudson. «Er hält einfach alles für seine Pflicht.»
    «Es tut mir leid, daß es zwischen uns so mies gegangen ist.»
    «Wenn’s einem schlecht genug geht, tut das einem immer leid.»
    «Aber jetzt soll’s anders werden.»
    «Wir werden jetzt alle alles anders machen», sagte Thomas Hudson. «Ich wünschte, wir könnten überhaupt jetzt neu anfangen.»

18
    Sie lagen auf dem heißen Deck und beobachteten die ganze Länge der Insel. Die Sonne brannte auf ihre Rücken, aber der Wind wehte kühl darüberhin. Ihre Rücken waren fast so dunkel gebräunt wie die Haut der Küsten-Indianerinnen, die sie heute morgen auf der äußeren Insel gesehen hatten, und das schien jetzt ein Leben her zu sein, dachte Thomas Hudson. Das und die offene See, die lange Brandung über die Riffs hin und die dunkle Bodenlosigkeit des tropischen Meeres waren jetzt ebenso weit weg wie sein Leben. Wir hätten ebensogut draußen bleiben können bei diesem Wind. Wir hätten über das offene Meer nach Cayo Frances fahren können, und Peters hätte ihnen geantwortet, wenn sie uns angeblinkt hätten, und heute abend hätten wir alle kaltes Bier getrunken. Denk jetzt nicht daran, dachte er. Du hast es schon richtig gemacht.
    «Henry», sagte er, «was machst du da oben?»
    «Prima geht’s», sagte Henry leise. «Kann eine Handgranate hochgehen, wenn sie in der Sonne zu heiß wird?»
    «Das hab ich noch nie erlebt. Vielleicht verstärkt es die Sprengkraft.»
    «Hoffentlich bringt Ara etwas zu trinken mit», sagte Henry.
    «Weißt du nicht, ob sie euch Wasser mitgegeben haben?»
    «Nein, Tom. Ich hatte mit meinen Sachen zu tun und habe nicht aufgepaßt.»
    Dann trug ihnen der Wind das Geräusch des Außenbordmotors zu. Thomas Hudson drehte sich vorsichtig um und sah das Dingi die Landzunge umfahren. Das Dingi ritt hoch auf dem Wasser, und Ara saß im Heck. Seine breiten Schultern und sein schwarzer Kopf waren auf diese Entfernung auszumachen. Thomas Hudson wendete sich wieder der Insel zu und sah von einem Baum in der Mitte der Insel einen Nachtreiher aufsteigen und wegfliegen. Dann standen zwei Rote Ibisse auf und drehten ab. Sie flogen mit schnellem Flügelschlag davon, segelten ein Stück, schlugen dann wieder schnell mit den Flügeln und entfernten sich mit dem Wind in Richtung auf die kleinere Insel zu.
    Henry, der sie auch beobachtet hatte, sagte: «Willie scheint gut voranzukommen.»
    «Ja», sagte Thomas Hudson. «Sie kamen von dem Landrücken in der Mitte der Insel her.»
    «Dann ist also außer ihm keiner dort.»
    «Falls Willie es war, der sie hochgeschreckt hat.»
    «Aber Willie müßte jetzt ungefähr so weit sein, wenn die Macchia nicht zu dick ist.»
    «Bleib in Deckung, wenn Ara kommt.»
    Ara brachte das Dingi an die Leeseite des überhängenden Schildkrötenfängers heran und hielt sich mit dem Bootshaken am Schandeckel fest. Dann kroch er vorsichtig und mit der Leichtigkeit eines Bären an Bord. An einem Stück dicker Angelleine, das er sich um das Genick gelegt hatte, hingen eine Wasserflasche und eine alte Ginflasche voll Tee. Er kroch herauf und legte sich neben Thomas Hudson.
    «Gib mir was von deinem Dreckswasser», sagte Henry.
    Ara legte alles neben Thomas Hudson ab, machte die Wasserflasche von der Angelleine los und kroch vorsichtig das schrägliegende Deck hinauf zu Henry, der über den beiden Luken lag.
    «Trink», sagte er. «Brauchst aber nicht gleich darin zu baden.»
    Er klopfte Henry den Rücken, kroch zurück und blieb neben Thomas Hudson liegen.
    «Tom», sagte er flüsternd, «wir haben nichts gesehen. Ich habe Willie auf der anderen Seite an Land gesetzt, ziemlich genau uns gegenüber, und bin zum Schiff zurückgefahren. Dort bin ich in Lee an Bord gegangen, so daß sie mich von der Insel aus nicht sehen konnten. Antonio habe ich Bescheid gesagt, und er hat’s gleich kapiert. Dann habe ich den Motor und den Reservekanister vollgetankt und habe Eiswasser und Tee mitgebracht.»
    «Gut», sagte Thomas Hudson. Er ließ sich das Deck ein Stück weit hinunterrutschen und trank einen langen Zug von dem eiskalten Tee. «Vielen Dank für den Tee.»
    «Antonio hat daran gedacht. Vorhin hatten wir einige Sachen, vergessen, als wir so schnell losmußten.»
    «Rutsch nach achtern, dann kannst du das Achterschiff decken.»
    «Ja, Tom», sagte Ara.
    Sie lagen in Sonne und Wind, und alle drei beobachteten die Insel. Ab und zu flogen ein oder zwei Vögel auf, und sie wußten, daß sie von Willie oder den

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