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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Flasche Perrier-Jouet Brut 1915 getrunken und dann noch eine, und nach einer Weile hatte sich der Prinz zu ihnen gesetzt. Der Prinz war sehr nett, und Hudson mochte ihn. Sie waren in Ostafrika auf Jagd gewesen, genau wie er, und er hatte sie im Mutbaiga Club und im Torr’s in Nairobi kennengelernt, und sie hatten dasselbe Schiff von Mombasa genommen. Es war ein Round the World-Vergnügungsdampfer, der – auf dem Weg zum Suez-Kanal, ins Mittelmeer und eventuell nach Southampton – in Mombasa geankert hatte und auf dem es nur Appartements gab. Während der Weltreise war er ausverkauft gewesen, wie es damals normal war, aber in Indien waren einige Passagiere von Bord gegangen, und einer von diesen Typen im Mutbaiga Club, die immer alles wissen, hatte Thomas Hudson gesagt, daß man auf dem Schiff einige Kabinen haben könnte und daß die Passage wahrscheinlich nicht übertrieben teuer käme. Er hatte es dem Prinzen und der Prinzessin erzählt, denen der Flug nach Kenia nicht viel Spaß gemacht hatte, denn die Handley Pages damals waren so langsam gewesen und die Flüge so lang und ermüdend, daß sie über die Idee mit der Dampferreise und über die billige Passage entzückt gewesen waren.
    «Es wird eine ganz fabelhafte Reise, und Sie sind ein fabelhafter Kerl, daß Sie das herausbekommen haben», sagte der Prinz zu ihm. «Ich ruf gleich morgen früh an.»
    Es wurde eine fabelhafte Reise. Der Indische Ozean war blau, und das Schiff hatte sich langsam aus dem neuen Hafen gezogen, und dann lag Afrika hinter ihnen und die alte weiße Stadt mit den grünen Bäumen und dem ganzen grasgrünen Hinterland. Auf einem langen Riff, das sie passiert hatten, hatte die See sich gebrochen, und dann hatte das Schiff Fahrt aufgenommen, und sie waren auf offener See, und die Fliegenden Fische waren vor dem Schiff aus dem Wasser geschossen. Afrika fiel zurück, bis es nur noch ein langer blauer Strich war, dann war der Steward mit dem Gong vorbeigekommen, und er und der Prinz und die Prinzessin waren mit dem Baron, der ein alter afrikanischer Freund von ihnen und wirklich verrückt war, in die Bar gegangen und hatten einen Dry Martini getrunken.
    «Lassen Sie ihn ruhig gongen», sagte der Baron, «wir können im Ritz essen, meinen Sie nicht?»
    Er hatte auf dem Schiff nicht mit der Prinzessin geschlafen, obwohl sie zu der Zeit, als sie Haifa erreichten, so viele andere Sachen gemacht hatten, daß sie in eine Art rauschhafter Verzweiflung geraten waren, die so groß war, daß es einfach eine gesetzliche Bestimmung hätte geben müssen, die sie zwang, miteinander schlafen zu gehen, bis sie genug davon hatten, zur bloßen Beruhigung ihrer Nerven, falls nicht aus anderen Gründen. Statt dessen machten sie von Haifa aus eine Autofahrt nach Damaskus. Auf dem Hinweg saß Thomas Hudson neben dem Fahrer, und das Paar saß hinten im Wagen. Thomas Hudson sah ein bißchen vom Heiligen Land und ein bißchen von dem Land von T. E. Lawrence und eine Menge kalter Berge und viel Wüste unterwegs, und auf der Rückfahrt setzte sich der Prinz neben den Chauffeur, und sie saßen im Fond. Er wußte nun, daß die Straße von Damaskus nach Haifa, wo das Schiff lag, einen Fluß entlangführte und daß es in dem Flußtal eine enge Schlucht gab, die zu klein war für die großen Landkarten, und in der Schlucht gab es eine kleine Insel. Diese Insel war es, an die er sich von allem am genauesten erinnerte, was er während der Fahrt zu sehen bekommen hatte.
    Die Fahrt nach Damaskus war auch kein Ausweg gewesen, und als sie aus Haifa ausliefen, und das Schiff auf das offene Mittelmeer hinaushielt, waren sie oben auf dem Bootsdeck, wo jetzt ein kalter Nordost blies, und das Schiff fing an, langsam im Seegang zu rollen. Sie sagte zu ihm: «Wir müssen irgendwas machen.»
    «Machst du dir viel aus Understatements?»
    «Nein, ich will nur ins Bett und eine Woche im Bett bleiben.»
    «Das klingt nicht nach viel, eine Woche.»
    «Dann eben einen Monat. Aber wir müssen es jetzt machen, und es geht wieder nicht.»
    «Wir können in die Kabine des Barons unten gehen.»
    «Nein, ich will’s nicht, ehe wir’s nicht tun können, ohne Angst zu haben.»
    «Wie geht dir’s jetzt?»
    «Mir ist, als würde ich verrückt. Wahrscheinlich bin ich’s schon halb.»
    «In Paris können wir miteinander ins Bett gehen.»
    «Wie soll ich denn wegkommen? Ich hab doch keine Ahnung, wie ich wegkommen soll.»
    «Du kannst einkaufen gehen.»
    «Wenn ich einkaufen gehe, muß ich jemanden

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