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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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mitnehmen.»
    «Du kannst doch jemanden mitnehmen. Hast du niemanden, auf den du dich verlassen kannst?»
    «Doch, aber ich hab mir immer gewünscht, daß ich das nicht tun müßte.»
    «Dann laß es sein.»
    «Nein, ich muß. Ich weiß, daß ich’s muß. Aber davon wird es auch nicht besser.»
    «Hast du ihn noch nie betrogen?»
    «Nein, und ich wollte es auch nie tun. Aber jetzt will ich nur noch das. Es ist nur furchtbar, daß es jemand erfahren könnte.»
    «Wir werden uns schon etwas ausdenken.»
    «Bitte, leg deinen Arm um mich und halt mich ganz fest», sagte sie. «Und sag nichts, bitte nicht. Denk auch nicht. Grüble auch nicht. Halt mich nur ganz fest und lieb im Arm. Alles in mir sehnt sich danach.»
    Nach einer Weile sagte er zu ihr: «Paß mal auf, wenn du so weitermachst, wird es auch nicht besser für uns. Du willst ihn nicht betrügen, und erfahren soll es auch keiner. Also wird es immer so bleiben.»
    «Ich will’s ja, aber ich will ihm nicht weh tun. Ich kann nicht anders. Ich hab mich nicht mehr in der Hand.»
    «Dann tu es, jetzt.»
    «Jetzt wäre es furchtbar gefährlich.»
    «Denkst du wirklich, daß es hier an Bord jemanden gibt, der uns kennt und uns gesehen und gehört hat und sich einbildete, wir hätten nicht miteinander geschlafen? Was wir gemacht haben ist nicht viel anders.»
    «Natürlich ist es was anderes, das ist ja der Unterschied. Von dem, was wir gemacht haben, könnten wir kein Baby kriegen.»
    «Du bist herrlich», sagte er, «du bist wirklich herrlich.»
    «Ich würde mich über ein Baby freuen. Er wünscht sich eines, wir kriegen nur keins. Ich geh gleich danach mit ihm ins Bett, und dann kriegt er nie heraus, daß es deins ist.»
    «Ich würde es nicht gleich danach machen.»
    «Vielleicht nicht. Aber am nächsten Tag.»
    «Seit wann hast du mit ihm nicht mehr geschlafen?»
    «Ich schlaf doch jede Nacht mit ihm, Hudson. Ich muß doch. Ich bin doch so aufgeregt, daß ich einfach muß. Das ist bestimmt der Grund, warum er jetzt immer so lange Bridge spielt. Er will, daß ich schlafe, wenn er hereinkommt. Ich bin schon so lange in dich verliebt, wahrscheinlich hat er’s jetzt ein bißchen satt.»
    «Ist es das erste Mal, daß du dich verliebt hast, seit du verheiratet bist?»
    «Nein, leider nicht. Ich hab mich ein paarmal verliebt, aber ich habe ihn nie betrogen und nicht einmal daran gedacht. Er ist so nett und gut und ein wirklich guter Mann, und er liebt mich, und ich mag ihn richtig, und er ist immer nett zu mir.»
    «Ich glaube, wir gehen besser hinunter und lassen uns im Ritz etwas Champagner geben», hatte Thomas Hudson gesagt. Er fühlte sich irritiert.
    Im Ritz war niemand, und der Steward servierte ihnen den Wein an einem Tisch an der Wand. Sie hatten den Perrier-Jouet Brut 1915 jetzt immer schon auf Eis und fragten nur noch: «Denselben, Mr. Hudson?»
    Sie tranken sich zu, und die Prinzessin sagte: «Ich mag diesen Wein, du auch?»
    «Sehr.»
    «Woran denkst du jetzt?»
    «An dich.»
    «Ich denke auch nur an dich. Aber was hat’s für einen Sinn, an mich zu denken?»
    «Ich glaube, wir sollten jetzt in meine Kabine hinuntergehen. Wir reden zuviel und albern herum und tun nichts. Wie spät hast du’s?»
    «Zehn nach elf.»
    «Wie spät ist es?» rief er dem Steward zu.
    «Elf Uhr fünfzehn, Sir.» Der Steward hatte sich nach der Uhr in der Bar umgedreht.
    Als er außer Hörweite war, fragte er: «Wie lange dauert das Bridge?»
    «Er hat gesagt, daß sie lange spielen würden und ich nicht auf ihn warten sollte.»
    «Wir trinken den Wein aus und gehen hinunter. Ich hab welchen in der Kabine.»
    «Aber Hudson, es ist so gefährlich.»
    «Es ist immer gefährlich», hatte Thomas Hudson gesagt. «Es nicht tun und weiter so verdammt herumlaufen ist noch gefährlicher.»
    Er schlief mit ihr und machte es dreimal in dieser Nacht, und als er sie zu ihrer Kabine begleitete – sie hatte es nicht gewollt, aber er hatte gesagt, es würde viel natürlicher aussehen, wenn er mitginge –, saß der Prinz noch beim Bridge.
    Thomas Hudson war ins Ritz zurückgekehrt, wo die Bar noch geöffnet war, und er hatte sich noch eine Flasche bestellt und die Zeitungen gelesen, die in Haifa an Bord gekommen waren. Es wurde ihm klar, daß er das erste Mal seit langem Zeit hatte, Zeitung zu lesen, und er genoß es, daß er jetzt dazu kam. Als das Spiel beendet war, kam der Prinz vorbei und sah ins Ritz herein. Thomas Hudson fragte ihn, ob er ein Glas mit ihm trinke, ehe er schlafen gehe,

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