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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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daß er gehört hatte, wie die Milchschalen auf die Fußbodenkacheln des Eßzimmers gestellt worden waren. Er selber hatte das Klicken nicht gehört, auch nicht den Ruf, aber Boise hatte es gehört.
    Thomas Hudson hatte sich fertig rasiert, goß sich von dem herrlichen dreiundneunzigprozentigen Alkohol, der in Kuba genausoviel kostete wie das miserabelste Gesichtswasser in den Staaten, in seine rechte Hand und rieb es sich ins Gesicht. Er fühlte, wie das eisige Beißen das Spannen der Haut nach der Rasur abtötete. Ich nehme keinen Zucker, dachte er, ich rauche nicht. Aber der Alkohol, den sie hier machen, tut mir in jeder Form gut.
    Der untere Teil der Badezimmerfenster war übermalt, weil die gepflasterte Terrasse rund ums Haus lief, aber die obere Hälfte der Fenster war aus klarem Glas, so daß er sehen konnte, wie der Wind die Äste der Palmen peitschte. Es weht härter, als ich dachte. Vielleicht reicht die Zeit, sie auf Slip zu nehmen, aber genau weiß es keiner. Es hängt davon ab, was der Sturm macht, wenn er auf Nordost gedreht hat. Er hatte es ein paar Stunden lang genossen, nicht an die See zu denken. Fang nicht wieder an damit, dachte er. Denk nicht an sie, denk auch nicht, was drüber oder drunter ist oder sonst mit ihr zu tun hat. Überleg dir nicht einmal, an was du nicht denken willst. Denk an gar nichts. Laß die See See sein und belaß es dabei. Laß auch alles andere gut sein. Wir wollen auch daran nicht denken.
    «Wo wollen der Señor frühstücken?» fragte Mario.
    «Irgendwo, wo ich diese Hure von Meer nicht sehe.»
    «In der Halle oder im Schlafzimmer?»
    «Im Schlafzimmer. Zieh den Korbstuhl aus und stell das Frühstück auf einen Tisch daneben.»
    Er trank den heißen Tee, aß ein Spiegelei und danach etwas Toast mit Orangenmarmelade.
    «Obst gibt’s keines?»
    «Nur Bananen.»
    «Gib mir ein paar.»
    «Vertragen sich Bananen mit Alkohol?»
    «Das ist Aberglaube.»
    «Aber während Sie weg waren, ist im Dorf ein Mann gestorben, weil er Bananen gegessen hat und dazu Rum trank.»
    «Wahrscheinlich war es ein Säufer, der Bananen gegessen hat und am Rum gestorben ist.»
    «Nein, Señor, der Mann ist ganz plötzlich gestorben, weil er ein kleines bißchen Rum getrunken hat, nachdem er eine Menge Bananen gegessen hatte. Es waren seine eigenen Bananen, aus dem Garten. Er hat auf dem Berg hinter dem Dorf gewohnt und war bei der Buslinie 7 angestellt.»
    «Er ruhe in Frieden», sagte Thomas Hudson. «Bring mir ein paar Bananen.»
    Mario brachte die Bananen, kleine gelbe, reife, wie sie im Garten wuchsen. Geschält waren sie kaum größer als die Finger eines Mannes, und sie schmeckten wunderbar. Thomas Hudson aß fünf.
    «Paß auf, ob’s schon losgeht», sagte er, «und bring die Princessa her, sie soll das zweite Ei fressen.»
    «Sie hat schon ein Ei bekommen, zur Feier Ihrer Rückkehr», sagte der Boy, «Boise und Willy habe ich auch jedem eins gegeben.»
    «Und Goats?»
    «Der Gärtner sagt, es sei nicht gut für Goats, zuviel zu fressen, ehe die Wunden abgeheilt sind. Er hatte große Wunden.»
    «Was war denn das für ein Kampf?»
    «Es war sehr ernst. Sie haben fast eine Meile weit gekämpft. In den Dornbüschen hinter dem Garten konnten wir sie nicht mehr sehen. Sie schrien nicht während des Kampfes, neuerdings machen sie es so. Ich weiß nicht, wer gewonnen hat. Big Goats kam aber als erster zurück, und wir haben uns um seine Wunden gekümmert. Er kam auf die Terrasse und legte sich hinter die Zisterne. Er war nicht imstand hinauf zuspringen. Fats kam eine Stunde danach, und wir haben uns auch um seine Wunden gekümmert.»
    «Weißt du noch, wie nett sie zueinander waren, als sie noch klein waren?»
    «Natürlich. Aber jetzt habe ich Angst, daß Fats Goats umbringt. Er wiegt bestimmt ein Pfund mehr.»
    «Goats ist ein großer Kämpfer.»
    «Gewiß, Señor, aber bedenken Sie, was ein ganzes Pfund bedeutet.»
    «Ich glaube nicht, daß es bei Katzen so viel zu sagen hat wie bei Kampfhähnen. Du denkst bei allem gleich an Hahnenkampf. Auch bei Menschen bedeutet es nicht viel, solange sie sich das Gewicht nicht herunterhungern müssen, um sich in der Gewichtsklasse zu halten. Jack Dempsey wog nur 160 Pfund, als er Weltmeister wurde. Willard hatte 209. Goats und Fats sind beide große Kater.»
    «Aber so, wie sie kämpfen, ist ein Pfund ein Riesenvorteil», sagte Mario. «Wenn sie für Geld kämpften, würde jeder an das Pfund denken. Sie würden an hundert Gramm denken.»
    «Gib mir noch ein

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