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Inseln im Wind

Inseln im Wind

Titel: Inseln im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Santiago
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schien nicht darauf zu achten. Er reckte sich und hob den Kopf.
    » Wenn es um die Freiheit von Barbados geht, dürfen die politischen Überzeugungen keine Rolle mehr spielen. Unser aller Überleben hängt davon ab, dass wir freien Handel treiben können. Möchte einer von Euch hier das Gegenteil behaupten?«
    Einige der Pflanzer blickten sich verstohlen an, manche zuckten ratlos die Achseln. Viele von ihnen waren Royalisten, die es ohnehin immer rundheraus abgelehnt hatten, sich Cromwell zu unterwerfen. William Noringham und Niklas Vandemeer tauschten ebenfalls Blicke. Duncan versteifte sich, als er es bemerkte. Der Holländer hatte doch Gelegenheit gehabt, vor der Sitzung mit Noringham zu sprechen. Nun fehlte nur noch, dass sich beide auf die Seite Dunmores schlugen und für einen Krieg plädierten, dann wäre die Strategie festgelegt. Doch zu seiner Erleichterung wählte Noringham den Kurs, der ihm selbst vorschwebte.
    » Ich möchte eine gemäßigtere Richtung vorschlagen«, sagte der junge Lord. Dunmore spießte ihn mit wütenden Blicken auf, aber William Noringham sprach ungerührt weiter. Er hatte sich erhoben, um seinem Anliegen mehr Nachdruck zu verleihen, was ihm problemlos gelang. Er stand aufrecht und straff, einen Ausdruck natürlicher Autorität im Gesicht.
    » Wir sollten Verhandlungen aufnehmen und zu diesem Zweck eine umfassende Liste mit unseren Forderungen vorbereiten, von deren Erfüllung wir unsere Zustimmung zum neuen Parlament und den Navigationsakten abhängig machen.«
    » Und die wären?«, fragte Benjamin Sutton interessiert.
    » Die Übernahme des Zuckers zu unseren Bedingungen«, sagte einer der Pflanzer prompt.
    » Regelmäßige Sklavenlieferungen!«, rief ein anderer dazwischen.
    » Keine steigenden Preise für die Importe«, ergänzte ein weiterer.
    Harold Dunmore lachte verächtlich.
    » Glaubt Ihr ernsthaft, Eure Forderungen würden die Rundköpfe auch nur einen Deut interessieren? Während wir verhandeln wollen, werden sie von See aus alles, was in Reichweite liegt, in Schutt und Asche schießen, bewaffnete Truppen an Land setzen und unseren Pflanzerrat entmachten. Ein neuer Gouverneur wird ernannt, das Land an regierungstreue Pflanzer verteilt und fortan nur noch nach den Regeln des Commonwealth Zucker angebaut und verschifft. Zu alldem wird es zwangsläufig kommen, wenn wir nicht unsere Stärke demonstrieren! Die einzige Alternative wäre, uns dem Parlament sofort zu unterwerfen, die Navigationsakte zu befolgen und künftig nur noch Waren von englischen Frachtschiffen zu kaufen. Und, was noch schlimmer ist, all unseren Zucker auf Gedeih und Verderb ausschließlich nach England zu liefern und uns dafür die Preise diktieren zu lassen.« Dunmore blickte mit verengten Augen in die Runde. » Wollt Ihr das etwa? Will das auch nur ein Einziger von uns? Wir müssen Kanonen in Stellung bringen, ob wir nun Verhandlungen führen wollen oder nicht! Wir müssen außerdem eine Bürgerwehr aufstellen und sie mit Musketen bewaffnen!« Beifall heischend blickte er von einem zum anderen. » Wir knallen die Rundköpfe einfach ab!«
    Erregte Ausrufe wurden laut. Ein paar der Pflanzer sprangen auf, zwei oder drei stießen Schmähungen gegen Cromwell aus, den verhassten Königsmörder. Andere, die sich den Puritanern zugehörig fühlten, blieben ruhiger, aber auch sie neigten dazu, Dunmores Ansicht zu teilen. Er hatte es richtig beurteilt: Wenn es ums Geschäft ging, hörte alle politische Loyalität auf.
    Duncan sah den Moment gekommen, seinen Vorschlag anzubringen.
    » Ich habe noch etwas zu sagen«, rief er laut.
    Es dauerte ein paar Augenblicke, bis Ruhe einkehrte. Nach und nach ließen die Pflanzer sich wieder auf ihre Stühle sinken. Ein Diener ging um den Tisch herum und schenkte Sherry und Wein nach. Ein paar der Anwesenden bevorzugten Rum, unter ihnen Robert Dunmore, der mit glasigen Augen die Debatte verfolgte. Sein blondes Haar war nass von Schweiß, sein Gesicht verquollen.
    » Sprecht, Master Haynes«, forderte William Noringham Duncan auf.
    » Ich könnte den Rat bei den Verhandlungen unterstützen«, sagte Duncan. » Ich kenne die Herren der Admiralität aus früheren Gesprächen und weiß, dass sie nicht an einem Krieg interessiert sind.« Er warf einen Seitenblick zu Harold Dunmore. » Auch wenn manche hier es vielleicht glauben wollen.« Unter den gespannten Blicken der Pflanzer erhob er sich von seinem Stuhl und nahm den Hut ab, damit alle sein Gesicht sehen konnten. Wenn er für

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