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Inseln im Wind

Inseln im Wind

Titel: Inseln im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Santiago
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etwas einstand, wollte er auch überzeugend wirken. » Schauen wir uns doch zunächst einmal an, was durch diese Navigationsakte erreicht werden soll«, fuhr er fort.
    » Ein verdammtes Embargo!«, rief einer der Pflanzer ungeduldig.
    » Gewiss. Aber nur, was den Handel mit nicht englischen Schiffen angeht. Dagegen soll der Handel erlaubt sein, wenn die Waren von englischen Schiffen kommen oder auf englische Schiffe verfrachtet werden. Nun ist die momentane Lage jedoch dergestalt, dass erstens nicht genug englische Schiffe die Insel anlaufen und zweitens deren Frachtpreise ruinös sind. Das liegt daran, dass sie im Vergleich zu den holländischen Schiffen mehr Ausfälle auf See haben, jedenfalls auf dieser Strecke.«
    » Und sie bringen uns keine Sklaven!«, rief einer der Pflanzer dazwischen. Die Übrigen murmelten zustimmend. Der Sklavenhandel lag immer noch überwiegend in der Hand der Holländer und Portugiesen. Wie also sollte unter Einhaltung der Navigationsakte der Zuckeranbau in ausreichendem Maße fortbestehen können oder gar ausgeweitet werden?
    Duncan sprach weiter, als hätte er den Einwurf nicht gehört.
    » Es ist eine Tatsache, dass England zwar Gesetze über den Handel mit den Kolonien erlassen hat, aber bisher nicht imstande war, diesen auch zufriedenstellend aufrechtzuerhalten. Und hier sehe ich für Barbados eine Möglichkeit, selbst das Heft in die Hand zu nehmen. Warum sollten die Pflanzer dieser Insel nicht versuchen, ein neues Handelskonsortium zu gründen? Barbados könnte Schiffe ausrüsten und eine Frachtlinie einrichten. Wenn dies unter der Schirmherrschaft des Commonwealth geschieht, wird zugleich das Gesetz befolgt, aber auch der sichere Handel sowie der daraus resultierende Gewinn gewährleistet. Er wäre vor allem ausbaubar.« Er blickte eindringlich in die Runde, bevor er fortfuhr: » Wenn dies die Bedingung für die Anerkennung des Parlaments und der Navigationsakte wäre, wird es uns niemand versagen.«
    Die Pflanzer starrten ihn an, hier und da erhob sich beifälliges Gemurmel.
    » Master Haynes, mir scheint, dieser Vorschlag hat viel für sich«, sagte William Noringham nachdenklich.
    Nur Niklas Vandemeer schüttelte den Kopf. Er war verständlicherweise wenig angetan von Duncans Idee.
    » Ich dachte, wir seien Freunde«, sagte er zu Duncan, so leise, dass nur sie beide es hörten. In seiner Miene zeigten sich Irritation und Enttäuschung.
    » Du wirst mir noch dankbar sein«, erwiderte Duncan ebenso leise.
    Harold Dunmore hieb erneut auf den Tisch, um Aufmerksamkeit einzufordern.
    » Der Vorschlag von Master Haynes in allen Ehren …« Er spuckte den Namen aus, als hätte er Gift im Mund. » Aber ist er auch richtig durchdacht? Sehen wir doch einmal nach England. Dort gibt es eine gewaltige Gesellschaft, die East India Company, so wie es in Holland bereits jetzt eine Westindische Handelskompanie gibt. Diese Handelsgesellschaften haben mehr Macht und Geld, als Cromwell und seine Anhänger sich je zusammen auf einem Haufen vorstellen können. Wie lange wird es wohl dauern, bis sich in England eine weitere Handelskompanie nach holländischer Manier etabliert hat? Sie werden den Tee und die Gewürze aus Indien holen, den Tabak und die Baumwolle aus Virginia und den Zucker von Barbados. Wir werden dann nur noch Zwangsarbeiter sein, die für unsere Londoner Grundherren die Felder abernten und das Rohr auspressen! Und im Gegenzug müssen wir glücklich sein über die Almosen, die man uns angedeihen lässt. Wir werden weder Herr über das sein, was wir verkaufen, noch über das, was wir kaufen. Niemand auf dieser Insel wird dann auch nur ein Wort zu sagen haben, in keiner Weise.« Er schüttelte die Faust. » Ich sage, wir müssen für unsere Freiheit kämpfen! Für die Unabhängigkeit von Barbados!«
    Robert Dunmore sprang auf.
    » Freiheit für Barbados!«, rief er. Es klang ein wenig verwaschen, doch das minderte die Wirkung kaum. Einige andere Pflanzer taten es ihm gleich.
    » Freiheit für Barbados! Freiheit für Barbados!«, schallte es durcheinander.
    Duncan ließ sich seufzend auf seinen Stuhl zurückfallen. William Noringham hob beide Hände.
    » Meine Herren, so beruhigt Euch doch! Lasst uns alles noch einmal gründlich bedenken!«
    Es kehrte nur zögernd Ruhe ein, das Stimmengewirr hielt noch eine Weile an. Duncan unternahm einen letzten Versuch.
    » Was kann es schaden, Verhandlungen nach meinen Vorschlägen zu führen? Dass es eine englische Westindienkompanie geben wird,

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