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Inseln im Wind

Inseln im Wind

Titel: Inseln im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Santiago
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Mulattin Celia vom Gericht des heimtückischen Mordes an Robert für schuldig befunden und zum Tod durch den Strang verurteilt worden war. Ein Termin für die Vollstreckung sollte bald verkündet werden. Elizabeth hatte sich auf ihr Zimmer zurückgezogen, als sie davon erfuhr, denn sie war außerstande, Harolds Genugtuung zu teilen. Selbst wenn Celia tatsächlich den Mord an Robert begangen hatte – das Todesurteil erschien Elizabeth wie eine sinnlose Vergeudung jungen Lebens, die Robert nicht wieder lebendig machen konnte. Zudem fühlte sie sich abermals an ihre eigene Schuld erinnert, denn hätte sie Robert in jener unseligen Nacht nicht abgewiesen, wäre er gewiss nicht zu Celia gegangen. Diese quälenden Überlegungen führten wiederum dazu, dass sie an Duncan denken musste, was sie doch unbedingt hatte vermeiden wollen. Nur die Pflichten, die sie nach und nach in Dunmore Hall übernahm, halfen ihr dabei. Da Martha den weitaus größten Teil des Tages in ihrer abgedunkelten Schlafkammer verdämmerte, sah sich Elizabeth mit diversen hausfraulichen Aufgaben konfrontiert, denn jemand musste dafür Sorge tragen, dass der gewohnte Tagesablauf aufrechterhalten wurde. Sie stellte den wöchentlichen Speiseplan auf und ging mit einem Knecht zum Markt, um die nötigen Einkäufe zu tätigen, außerdem beaufsichtigte sie die Mägde beim Putzen und Waschen. All das bedeutete mehr Arbeit und Verantwortung, als sie sich vorgestellt hatte, und zum ersten Mal kam bei ihr Bewunderung für ihre Schwiegermutter auf. Ein reibungslos funktionierender Haushalt von dieser Größenordnung setzte umfassende Planung und Überwachung voraus. Elizabeths Aufmerksamkeit wurde davon in einem bislang nicht gekannten Maß beansprucht, sodass sie sich die Zeit für Ausritte oder die Beschäftigung mit ihrem Kind gut einteilen musste.
    Zusätzlich kümmerte sie sich um Martha. Sie sorgte dafür, dass ihre Schwiegermutter regelmäßig aß, sich wusch und frische Kleidung anlegte. Auch ein Bad setzte sie durch. Martha ließ es lethargisch und mit nach innen gewandtem Blick über sich ergehen, wobei ihre Fügsamkeit daher rührte, dass Elizabeth ihr vorher etwas Laudanum genehmigt hatte. Das war Marthas Bedingung dafür gewesen, in den Zuber zu steigen und sich das Haar waschen zu lassen. Danach war sie sofort wieder ins Bett gekrochen.
    Auf Felicitys Unterstützung konnte Elizabeth in diesen Tagen nur eingeschränkt zählen, denn diese konnte nur an ihren Kapitän denken. Sie traf sich weiterhin mit ihm, meist nach Einbruch der Dämmerung am Strand, wo man sie nicht so schnell entdecken konnte. An einem Abend kam sie tränenüberströmt zurück und erzählte Elizabeth, dass es nun ernst werde und Niklas wirklich kurz vor dem Aufbruch stehe. Die englische Flotte nahte.
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    G anz Bridgetown befand sich in heller Aufregung. Was vorher nur ein Gerücht gewesen war, wurde nun von mehreren Seiten übereinstimmend bestätigt. Fischer, die von St. Christopher kamen, berichteten, dass ein Flottenverband von mindestens zwei Dutzend englischen Kriegsschiffen zwischen den Antillen kreuzte.
    Auf der Insel brachen hektische Aktivitäten aus. Kanonen wurden entlang der Küstenlinie in Stellung gebracht und auf die schiffbaren Fahrrinnen ausgerichtet. Die Bürgerwehr unter Jeremy Winston und George Penn wurde um mehrere Dutzend waffenfähiger Männer erweitert und mit zusätzlichen Schießübungen gedrillt. Es fand eine weitere Versammlung der freien Pflanzer statt, denn nun galt es, alle Stimmberechtigten auf dieselbe Haltung einzuschwören. Das Marinekommando unter Admiral Ayscue, dem Befehlshaber des englischen Flaggschiffs, sollte den ersten Schritt tun, danach wollte man entscheiden, wie es weitergehen sollte. In jedem Fall aber wollte man auf alles vorbereitet sein, auch auf das Schlimmste – eine Invasion durch Landetruppen.
    Harold Dunmore hielt sich bei den Aktivitäten der Bürgerwehr und den Besprechungen des Rats so weit wie möglich heraus, sein Augenmerk galt allein Rainbow Falls. Er wollte schnellstmöglich das nach dem Brand verbliebene Zuckerrohr abernten lassen, daher mussten alle Schuldknechte, auch die von Dunmore Hall, mit Hand anlegen, sogar die Hausmädchen und die Küchenhilfen. Nur ein Stallbursche blieb auf Dunmore Hall zurück – und Rose, die zu alt für die Feldarbeit war.
    Harold hatte gleich nach dem Brand auf der Plantage eine Baracke für die Arbeiter zimmern lassen, in der alle schlafen mussten, ob es ihnen gefiel oder nicht.

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