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Inseln im Wind

Inseln im Wind

Titel: Inseln im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Santiago
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hochgeschoben, sie sah aus wie eine berittene Nemesis. Sie zügelte die Stute mit harter Hand und sprang aus dem Sattel, bevor Pearl zum Stillstand gekommen war. Ihre Augen schossen Zornesblitze, während sie von Duncan zu Claire blickte.
    » Du elender Mistkerl, das hätte ich mir denken können!«
    » Ich wollte gerade nach dir sehen«, sagte er.
    » Ja, was sonst?« Sie starrte ihn verbittert an.
    » Wenn du mir nicht glaubst – frag Claire. Ich wollte eben gehen.«
    » Das stimmt«, sagte die Französin in verbindlichem Ton.
    Elizabeth weigerte sich beharrlich, die Frau zur Kenntnis zu nehmen, doch sie konnte nicht verhindern, dass ihre Blicke sich selbstständig machten. Natürlich musste diese Person genauso berückend schön aussehen wie immer, wenn sie einem über den Weg lief, wie ein erlesenes, poliertes Schmuckstück in ihrem reinweißen Kleid und mit diesem Gesicht, das jeden Engel vor Neid zum Weinen bringen musste – abgesehen davon, dass ihr Lächeln eher ironisch als beflissen wirkte. Fast schien es, als genieße sie die Situation. Doch dann erinnerte Elizabeth sich daran, warum sie hier war. Für einen Eifersuchtsanfall war wahrhaftig nicht der passende Zeitpunkt. Sie schluckte, weil der harte Kloß, der ihr seit ihrer Rückkehr von Oistins im Hals steckte, sie am Sprechen hinderte.
    » Johnny ist weg.«
    » Was?« Duncan schrie es fast.
    » Harold hat ihn zu Miranda gebracht. Ich war vorhin dort, doch Harold ist mir zuvorgekommen. Er hat ihn wieder abgeholt, aber ich finde ihn nirgends.«
    » Wieso hast du ihm den Kleinen überhaupt mitgegeben?«
    » Er hat ihn einfach mitgenommen!«, rief sie. Und dann war es endgültig um ihre Beherrschung geschehen. Sie brach in Tränen aus und vergrub das Gesicht in den Händen, außerstande, einen zusammenhängenden Satz zu bilden. Duncan nahm sie in den Arm, und sie ließ es zu, obwohl sie ihn vorhin noch glühend gehasst hatte, weil er sich mit der Kurtisane herumtrieb. Sie versuchte, ihm das Vorgefallene zu schildern, doch ihr abgerissenes Gestammel taugte kaum dazu, ihn ins Bild zu setzen. Er musste mehrmals nachfragen, bis sie alles erzählt hatte. » Du musst Johnny finden!«, stieß sie schließlich schluchzend hervor.
    » Aye, das werde ich. Warte hier.« Er ließ sie los und verschwand in der Schänke. Elizabeth drückte ihr tränenüberströmtes Gesicht an Pearls Hals, sie wollte nicht, dass die Französin sie in ihrem Elend sah. Gleich darauf kam Duncan zurück. Er hatte zwei Männer von seiner Besatzung im Schlepptau, den ungeschlachten Bootsmann John Evers und einen nicht minder gefährlich aussehenden Burschen, dem ein halbes Ohr und sämtliche Vorderzähne fehlten.
    » Bringt Dunmore her, ob er will oder nicht«, befahl Duncan ihnen. » Kommt ja nicht ohne ihn zurück.«
    Beide machten sich mit Fackeln auf den Weg und verschwanden um die Ecke einer windschiefen Spelunke. Duncan nahm Elizabeth den Zügel der Stute aus der Hand und schwang sich wie selbstverständlich in den Sattel. » Ich mache mich ebenfalls auf die Suche. Wenn ich Dunmore in der Stadt nicht finde, reite ich zur Plantage. Irgendwo wird er schon stecken.«
    Pearl warf den Kopf herum, sie reagierte nervös auf das ungewohnte Gewicht des fremden Reiters, doch Duncan brachte sie sofort mit einem harten Schenkeldruck unter Kontrolle. Während er die Stute um die eigene Achse lenkte, blickte er über die Schulter zu Claire. Sein Gesicht war ausdruckslos.
    » Kümmere dich um Lizzie, bis ich wieder da bin, ja?«
    » Dein Wunsch ist mir wie immer Befehl«, erwiderte die Französin. Es klang spöttisch, doch zugleich auf nachsichtige Art zärtlich.
    » Ich kann auf mich selbst aufpassen!«, sagte Elizabeth frostig, während Duncan in scharfem Trab davonritt.
    » Selbstverständlich könnt Ihr das«, gab Claire zurück. » Aber für den Augenblick ist es besser, Ihr begebt Euch in meine Obhut. Die Gegend ist nicht ideal für eine Lady.« Dezent deutete sie auf den Zecher, der gerade aus dem Schankraum getorkelt kam und sich in hohem Bogen übergab, bevor er singend davonstapfte.
    Zu ihrem Schrecken sah Elizabeth, dass es sich um Reverend Martin handelte. Ein anderer kam ihm entgegen, im Arm eine kichernde Brünette, der eine nackte Brust aus dem Kleid hing. Im Gehen versuchte er, die in Reichweite seiner Hand baumelnde Beute zu erhaschen, was beide zu lautstarkem Gelächter animierte. Zwei Männer, bierselig Arm in Arm einherwankend, blieben stehen und wollten an dem Spiel teilnehmen,

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