Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inseln im Wind

Inseln im Wind

Titel: Inseln im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Santiago
Vom Netzwerk:
sich gegen die Tür und betrachtete Elizabeth aufmerksam.
    » Jonathan ist mein Licht und mein Leben.«
    » Ich meinte nicht Euren kleinen Sohn.«
    Elizabeth merkte, dass sie rot wurde.
    » Warum wollt Ihr das wissen?«
    » Der Kleine ist von Duncan, oder?«
    Elizabeth schob das Kinn vor.
    » Was erlaubt Ihr Euch? Ich bin eine ehrbare Witwe!«
    » Und eine schlechte Lügnerin.«
    Elizabeth schwieg verstockt.
    » Alors«, sagte Claire langsam, » eine Zeit lang dachte ich, Duncan könnte es für mich sein. Der Mann, der eine Frau dazu bringt, ihr ganzes bisheriges Leben über den Haufen zu werfen und lauter Dummheiten zu begehen, nur, um bei ihm sein zu können. Ein paar Mal war ich fast so weit, ihn auf Knien anzubetteln, dieses vermaledeite Schiff aufzugeben und bei mir zu bleiben. Oder mit mir irgendwohin zu gehen, wo uns niemand kennt und wo wir beide zusammen auf anständige Weise sesshaft werden könnten. Ich schlief mit keinem anderen mehr, manchmal Monate nicht, weil ich auf ihn warten und nur für ihn da sein wollte.« Sie lachte, als sei sie über ihre eigene Dummheit erheitert. » Er hat es nicht mal bemerkt. Ich war für ihn …« Sie suchte nach einem Wort und schnippte mit den Fingern. » N’importe laquelle. Irgendeine. Aber es war trotzdem eine verdammt gute Zeit.«
    » Ich verstehe«, sagte Elizabeth hölzern. Es traf sie tief, dass Duncan und diese Frau sich zeitweilig nahe genug gewesen sein mussten, um in Claire die Hoffnung auf ein gemeinsames Leben zu wecken. Während sie selbst sich hoffnungslos nach ihm verzehrte, hatte er mit Claire nebenan in diesem … Liebeskabinett vermutlich Dinge getan, die viel zu frevelhaft waren, um daran auch nur zu denken.
    » Was ich damit nur sagen wollte«, unterbrach Claire das Schweigen, » ich bin keine Konkurrenz um seine Gunst. Er gehört Euch. Tat es schon die ganze Zeit. Mit Haut und Haaren und allem Drum und Dran. Er hätte Euch auch gehört, wenn das Kind nicht seins wäre. Es würde mich nicht wundern, wenn er für Euch sogar sein Schiff aufgibt.«
    Elizabeth saß mit steifem Rücken auf dem Stuhl, hin und her gerissen zwischen ihrer Sorge um Johnny und dem Unbehagen, das die Anwesenheit von Duncans ehemaliger Geliebter in ihr wachrief. Wobei nicht einmal sicher war, dass das Attribut ehemalig überhaupt zutraf. Sie räusperte sich.
    » Seid Ihr noch … Habt Ihr noch … Ich meine, er und Ihr …« Sie stockte, ihr Blick irrte zum Nebenraum.
    Claire kicherte und machte eine eindeutige Handbewegung.
    » Das?«
    Peinlich berührt blickte Elizabeth zur Seite, doch dann straffte sie sich und nickte stumm.
    » Nicht, seit er wieder hier auf der Insel ist«, sagte die Französin sachlich. » Ich sagte doch, er gehört Euch.«
    Jemand klopfte an der Tür, Claire öffnete. Der große Mann mit dem vernarbten Gesicht sagte etwas auf Französisch zu ihr, woraufhin Claire sich zu Elizabeth umwandte.
    » Duncans Männer sind wieder da. Und wie es aussieht, haben sie gefunden, was sie suchen sollten.«
    Elizabeth war schon bei ihren ersten Worten aufgesprungen. Sie stürmte an Claire vorbei, lief durch das von rötlichem Schummerlicht erfüllte Boudoir, stieß die Tür zur Hintertreppe auf und rannte die Stufen hinab. John Evers und der zahnlose Bukanier aus Duncans Mannschaft hatten sich mit verschränkten Armen vor dem Lokal aufgebaut, doch Elizabeth achtete nicht auf sie. Hinter ihnen stand Harolds Apfelschimmel, er selbst war vom Pferd gestiegen, das Kind in seinen Armen. Elizabeth entriss es ihm auf der Stelle.
    » Johnny!«, schrie sie.
    Der Kleine, der allem Anschein nach friedlich geschlafen hatte, wachte abrupt auf und fing an zu quengeln. Sie drückte ihn an sich und küsste seine warmen Wangen, während sie fieberhaft den kleinen Körper abtastete, um sich zu vergewissern, dass ihm nichts fehlte.
    » Mommy«, sagte er schläfrig. » Grandpa reiten.«
    » Es geht ihm gut«, sagte Harold ungeduldig. » Ich war auf dem Weg nach Hause, als diese beiden wilden Kerle mich abfingen und mit vorgehaltener Pistole zwangen, ihnen zur Mutter des Kindes zu folgen.« Er äffte John Evers’ Stimmlage nach. » Bei der Gelegenheit erfuhr ich, dass du hier bist.« Seine Stimme hatte einen missbilligenden Tonfall angenommen. » Was hast du in dieser verrufenen Gegend verloren?«
    Sie setzte an, ihm von Duncan und ihren Plänen zu erzählen, doch dann machte sie sich klar, dass eine andere Mitteilung Vorrang hatte.
    » Harold.« Sie schluckte angestrengt. » Ich muss dir

Weitere Kostenlose Bücher