Inseln im Wind
hat nicht gezählt, denn es gilt nur der letzte Tag.«
Sie wich ihm nicht aus, als er sie an sich zog und den Kopf neigte, um sie zu küssen. Ihr Herz zersprang fast, so köstlich war das Gefühl, ihn zu spüren und in seiner festen Umarmung gefangen zu sein. Auch diesmal erwiderte sie den Kuss voller Inbrunst, womöglich noch begieriger als tags zuvor. Sie wehrte auch nicht seine Hand ab, die sich unversehens mit schamloser Selbstverständlichkeit über ihren Körper bewegte und Stellen erkundete, die noch kein Mann berührt hatte. Er öffnete ihren Umhang, strich über ihr Mieder, schob es nach unten und rieb mit dem Daumen eine Brustwarze. Sie keuchte in seinen Mund und bäumte sich im festen Griff seines Arms auf, als er seine Hand tiefer gleiten ließ, ihre Röcke hochzog und zwischen ihre Beine fasste, und sie schrie unterdrückt auf, als er seinen Finger in die glitschige heiße Nässe rutschen ließ.
Nein, dachte sie betäubt, tief in einem Winkel ihres Verstandes, das darf er nicht! Das ist Sünde, und es ist Verrat! Sie musste es ihm verbieten, auf der Stelle! Doch dieser Gedanke verflüchtigte sich, bevor er richtig Gestalt annehmen konnte. Unmöglich, sich zu wehren, solange er das mit ihr tat! Noch nie hatte sie dergleichen gefühlt, und sie war davon überzeugt, es nie wieder erleben zu können, es sei denn hier und jetzt.
Er hörte nicht auf, sie zu küssen und zu streicheln, sie wusste nicht, wie lange es andauerte, denn die Zeit hatte jede Bedeutung verloren. Es zählte nur noch das Empfinden, einem großartigen Ziel entgegenzustreben, das sich in unmittelbarer Reichweite befand. Irgendwann wurde die Hand zurückgezogen, aber nur kurz, während Elizabeth wie durch einen Schleier spürte, dass er an sich herumnestelte. Dann verlor sie den Boden unter den Füßen. Kaum noch bei Sinnen glaubte sie, auf geheimnisvolle Weise von der Erde zum Himmel emporzufliegen, doch dann merkte sie, dass er sie mit beiden Händen anhob, die Finger fest zupackend unter ihren Schenkeln, ihren Rücken hart gegen den Baum drängend. Sie konnte nicht anders, als sich an Duncans Nacken festzuhalten. Die Welt geriet aus den Fugen, als sich etwas heiß und zuckend gegen ihre weiche Nässe presste, dann vorstieß und sich den Weg in ihr Inneres bahnte. Sie warf den Kopf zurück und schrie, geschüttelt von den heftigen Wonneschauern der Erfüllung, während sich ihr Unterleib pulsierend um den Eindringling krampfte, bevor sie überhaupt richtig begriffen hatte, was mit ihr geschah. Hart und schnell stieß er in sie und hielt sie dabei ohne Anstrengung, als wöge sie nichts. Ihre umnebelten Sinne klärten sich schlagartig.
» Nein!«, rief sie, sich anspannend und hilflos seinen Hals umklammernd. » Hör auf!«
Doch ebenso gut hätte sie dem Meer befehlen können stillzustehen. Duncan hörte sie gar nicht. Sein Körper hämmerte förmlich in den ihren, dann bog er den Rücken durch und stieß einen unterdrückten Schrei aus, gefolgt von einem lang gezogenen Ächzen. Sie fühlte das konvulsivische Zucken, mit dem er sich in ihr ergoss und dann schnaufend ausatmete. Starr vor Entsetzen schloss sie die Augen, als er sie langsam an sich herabrutschen ließ und dabei aus ihr herausglitt.
Elizabeth konnte nichts sagen. Sie stand regungslos da, den Rücken immer noch an den Baum gelehnt, den Blick auf die Fußspuren im Lehm geheftet. Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, wie Pearl kaum ein Dutzend Schritte entfernt äste. Zögernd streckte Duncan eine Hand aus, zog ihr Mieder hoch und ordnete ihren Umhang.
» Ich fürchte, im Eifer des Gefechts haben wir uns vergessen.« Er strich ihr linkisch übers Haar. » Was hast du?«, fragte er.
Endlich löste sich ihre Erstarrung. Es gab nichts zu sagen. Ihr blieb nur die Flucht, alles andere hätte die Schmach nur verschlimmert. Mit fliegenden Röcken rannte sie zu Pearl, schwang sich hinauf in den Sattel und schlug der Stute die Fersen in die Flanken.
» Ho«, schrie sie. » Lauf!«
Aufgeschreckt von dieser ungewohnten Heftigkeit, stieg die Stute hoch, doch Elizabeth hatte die Zügel bereits fest im Griff. Erneut brachte sie Fersen und Unterschenkel zum Einsatz und zwang Pearl nach vorn und in schnelle Bewegung, bis sie in gestrecktem Galopp über die Felder flog, weg vom Meer und dem Mann, der zugleich Zeuge und Verursacher der schlimmsten Schande ihres Lebens war.
Ihr ganzer Körper brannte vor Scham, ihr Kopf war wie leergefegt. Der Schock über das Vorgefallene lähmte ihren
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