Inseln im Wind
bloßen Schultern. Die Flammen erzeugten unruhige Schatten auf der nackten Haut ihres viel zu tiefen Ausschnitts.
» Dich nicht mehr wollen?«, wiederholte er mit rauer Stimme.
Und wenn er hundert Jahre alt werden würde – er würde es doch niemals schaffen, die Finger von ihr zu lassen. Schon während er auf sie zutrat, wusste er, dass er einen weiteren Fehler beging, und zwar einen noch dümmeren als die letzten Male, doch offenbar war er, was Elizabeth anging, auch diesmal nicht Herr seiner Entscheidungen. Er warf die brennende Pfeife in den Sand und griff nach Elizabeth. Sie schlug ihm hart ins Gesicht, einmal, zweimal. Es ging so schnell, dass er gar nicht dazu kam zurückzuweichen. Er packte sie bei den Schultern.
» Verdammt, Lizzie …«
Doch sie wehrte sich gar nicht mehr, sondern warf sich ungestüm gegen ihn, und ihr Mund war auf seinem, bevor er den Satz beenden konnte. Sie umschlang ihn mit beiden Armen, zerrte an seinem Hemd und stöhnte wild in seinen Mund. Rohe, besinnungslose Leidenschaft durchflutete ihn, er musste sie haben, sofort. Wenigstens hatten sie diesmal den weichen Sand zum Liegen. Eng umschlungen sanken sie zu Boden. Heftig drängte er sich zwischen ihre offenen Schenkel, fand sie nass und bereit. Er stieß ohne Umschweife in sie und kam binnen kürzester Zeit zum Höhepunkt, genau wie sie. Ihren erstickten Aufschrei im Ohr, sackte er keuchend auf ihr zusammen, das Gesicht in ihrem Haar vergraben. Es roch nach Lavendel und Sonne. Unter seiner Brust spürte er ihren hämmernden Herzschlag.
» Geh runter von mir, ich krieg keine Luft«, sagte sie gepresst.
Er stützte sich auf den Ellbogen ab, blieb aber auf ihr liegen.
» Besser?«, fragte er, immer noch schwer atmend.
» Nein«, sagte sie mit abgewandtem Gesicht.
» Verdammt, Lizzie. Sieh mich an.«
Sie kniff die Augen zusammen. Er küsste sie sacht auf die Stirn.
» Hör mal, es tut mir leid, dass es immer auf diese Weise passiert. So … überstürzt. Das ist sonst nicht meine Art. Ich bin kein Tier, Lizzie. Eigentlich ist die Liebe eine Sache, für die ich mir gern Zeit nehme.«
» Was hat das mit Liebe zu tun?«
Er merkte, dass sie sich auf gefährlichem Terrain bewegten, und wechselte rasch das Thema.
» Ich hätte es einfach nur gern langsamer angehen lassen. So, dass es angenehmer für dich ist.«
» Und wohin soll das führen?«
» Na, für den Anfang einfach nur dahin, dass wir beide mehr Spaß daran haben.«
Er spürte, dass sie zu einer weiteren Frage ansetzen wollte, doch sie blieb stumm. Immerhin blickte sie ihn nun an. Ihre weit geöffneten Augen schimmerten feucht wie von ungeweinten Tränen. Zärtlichkeit wallte in ihm auf, und er spürte den beinahe übermächtigen Drang, alle Vorsicht über Bord zu werfen und das auszusprechen, was ihn die ganze Zeit daran gehindert hatte, ihr zu nahe zu kommen, weil es die schiere Unvernunft und völlig unmöglich war: Er wollte ihr sagen, dass sie ihren Kram packen und mit ihm kommen sollte. Doch es ging nicht an, seinen ohnehin schon schwerwiegenden Missetaten ständig schlimmere hinzuzufügen. Allein, dass er hier bei ihr lag, war schon eine gewaltige Dummheit. Er erkannte sein Dilemma und unterdrückte einen Fluch.
In dieser misslichen Lage wusste er sich nicht anders zu helfen, als sie zu küssen. Bedachtsam öffnete er ihre Lippen zu einem langen, innigen Kuss, streichelte zärtlich ihren Hals, ihre Schultern und ihre Brüste und ließ sich dabei alle Zeit der Welt. Zugleich bewegte er sich vorsichtig und langsam in ihr, eher gleitend als stoßend, obwohl es ihm schon nach kurzer Zeit schwerfiel, sich zurückzuhalten, weil er spürte, wie rasch ihre Erregung wuchs. Sie stöhnte verhalten, als er sich aus ihr zurückzog und an ihrem Körper hinabrutschte.
» Was hast du vor?«, fragte sie atemlos.
» Wart’s ab.« Er schob ihr so weit wie möglich die Röcke hoch. » Bei allen Teufeln, was haben wir denn da?« Er kauerte zwischen ihren Schenkeln und konnte es nicht glauben. » Du trägst ein Messer am Strumpfband?«
» Ich sagte doch, es könnte dir übel an den Kragen gehen.«
Er lachte und betastete das kleine Futteral.
» Damit? Es ist winzig.«
» Aber scharf wie ein Skalpell.«
Wohlweislich verkniff Duncan sich die Frage, wer sie auf den Gedanken gebracht hatte, sich ein Messer ins Strumpfband zu stecken. Die Idee konnte nur von Claire Dubois kommen. Er wusste, dass sie sich auf dieselbe Weise vor unerwünschten Zudringlichkeiten schützte.
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