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Inseln im Wind

Inseln im Wind

Titel: Inseln im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Santiago
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hinauf, die von der Dienerschaft benutzt wurde. Sie wollte nur noch ins Bett kriechen, sich die Decke über den Kopf ziehen und weinen.
    17
    D eirdre schrak hoch, denn sie hatte ein Geräusch gehört. Sie lauschte in die Dunkelheit und vernahm Jonathans ruhige Atemzüge. Der Kleine lag in seinem Bettchen unter dem Mückennetz und schlief tief und fest. Auch ein Hurrikan hätte ihn nicht aufwecken können, umso weniger vermochte es die lärmende Feier unten im Festsaal. Deirdre war ebenfalls sofort eingeschlafen, kaum dass sie sich auf ihrer Strohmatte neben dem Kinderbett zusammengerollt hatte.
    In der anderen Ecke der Kammer schnarchte Miranda, die frühere Amme des Kleinen, eine fette Portugiesin, die von sich behauptete, schon acht Kinder mit ihrer Milch großgezogen zu haben, ihre eigenen zehn nicht mitgerechnet. Mittlerweile lebte sie wieder in ihrer Hütte bei Oistins, denn Jonathan war längst entwöhnt, doch Elizabeth ließ sie noch gelegentlich kommen, so auch anlässlich der Feier, damit während des ganzen Trubels eine zusätzliche Betreuung für den Kleinen bereitstand.
    Deirdre sank zurück auf ihr Lager und schloss die Augen, doch gleich darauf fuhr sie senkrecht empor und starrte zur Tür. Jemand hatte sie geöffnet.
    » Wer ist da?«, zischte sie.
    » Deirdre?«, kam es leise zurück.
    Sie zuckte zusammen, denn diese Stimme erkannte sie trotz des Flüsterns.
    » Komm raus, ich will mit dir reden«, befahl Robert Dunmore.
    Ihr blieb nichts anderes übrig. Er war ganz offensichtlich betrunken und würde es sonst fertigbringen, zu ihr hereinzukommen, ohne Rücksicht darauf, dass sie nicht allein war. Deirdre wollte auf keinen Fall, dass Jonathan aufwachte und mitkriegte, was los war. Kurz kam ihr der Verdacht, dass Robert das genau wusste und deshalb darauf baute, dass sie zu ihm kam. Hastig erhob sie sich und ging zur Tür.
    » Bitte, Herr, lasst mich in Ruhe. Das Kind schläft, und die Amme …«
    Doch Robert Dunmore hatte sie bereits beim Arm gepackt und aus der Kammer hinaus auf die schmale Galerie gezogen. Sie lag über dem Außenhof, an der Seite, wo die Kutschen und Fuhrwerke der Besucher standen. Niemand war dort unten, höchstens ein paar dösende Pferdeknechte, die nicht sehen konnten, was sich hier oben abspielte.
    » Deirdre, du bist so süß! Ich will dich bloß küssen, weiter nichts!«
    Er zog sie an sich und erstickte ihren Protest mit seinen Lippen. Er roch betäubend nach Rum und Pfeifentabak. Mit der einen Hand hielt er sie fest, mit der anderen zerrte er ihren Rock nach oben. Entsetzt bemerkte sie, dass er sich bereits entblößt hatte. Offenbar hatte er vor, sie an Ort und Stelle zu nehmen.
    Sie hatte es schon ein paar Mal über sich ergehen lassen müssen, meist dann, wenn er gerade Langeweile hatte oder keine andere zur Hand war. Dabei hatte er jedoch immer darauf geachtet, dass niemand es mitbekam. Anders diesmal: Die Tür zur Kammer stand noch offen! Es war so dunkel, dass man kaum die Hand vor Augen sah, aber die Musik war nicht laut genug, um die Geräusche zu übertönen. Der Kleine konnte davon aufwachen. Und die Amme ebenso.
    » Du darfst dich nicht wehren«, hatte Rose, eine ältere Dienerin, ihr in ihren ersten Tagen auf Dunmore Hall eingeschärft. » Und vor allem darfst du niemandem was davon sagen. Denn wenn es herauskommt, wirst du umgebracht.«
    Schockiert hatte sie wissen wollen, was es damit auf sich hatte, und sie hatte erfahren, dass schon zwei der irischen Mädchen verschwunden waren – beide hatten sich dem jungen Herrn verweigert. Eine, weil sie erst vor einem Monat ihren Mann verloren hatte und ein Kind von ihm erwartete, die andere, weil sie kaum fünfzehn und noch Jungfrau war. Eine schlichte Zurückweisung hatte jedoch nicht ausgereicht, Robert hatte es immer wieder versucht, bis beide sich bei der Mutter des jungen Herrn beklagten. Jeweils am Tag darauf waren die Mädchen verschwunden. Fortgelaufen, wie es hieß. Doch niemand hatte sie seither gesehen.
    Sein Glied stieß gegen ihren Leib, doch es war nicht hart genug, um einzudringen. Wahrscheinlich hatte er zu viel getrunken. Er begann zu fluchen und packte ihre Hand, drückte sie gegen sein Geschlecht und schloss ihre Finger darum.
    » Mach schon«, stieß er hervor. » Hilf mir!«
    Aus dem Kinderzimmer war leises Quengeln zu hören. Jonathan war aufgewacht. Doch Robert schien es nicht zu bemerken. Er zerquetschte Deirdres Finger fast in dem Bemühen, seine Erregung zu steigern. Mit der anderen Hand

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