Inseln im Wind
Entschuldigend setzte sie hinzu: » Das gottverflucht stammt von ihm.«
» Ich weiß, dass er mich nicht ausstehen kann. Das war schon immer so, damit sagst du mir nichts Neues. Er kann sich leicht ausrechnen, dass ich bei unseren Geschäften mehr verdiene als er, und das nagt an ihm, er hasst mich schon lange deshalb. Was erzählt er dir sonst noch? Von wirklich wichtigen Dingen?«
Sie verzog schmollend den Mund, und Duncan seufzte.
» Na gut. Ich sag dir, was ich vorhabe, und du sagst mir, was du über Dunmore weißt. Aber erzähl mir zuerst, wie du auf die Sache mit Elizabeth und mir gekommen bist.«
» Ich saß quasi zu euren Füßen, als ihr es auf dem Schiff getan habt.«
Er musterte sie forschend, doch sie machte keine Anspielung auf das letzte Treffen zwischen ihm und Elizabeth, also schien sie davon nichts zu wissen. Dass sie die Begegnung auf der Elise mitbekommen hatte, war schlimm genug, und dass sie in den beiden letzten Jahren nie darüber gesprochen hatte, legte nahe, dass sie sich von diesem Wissen noch Vorteile erhoffte. Und sei es nur, indem sie sich dafür weiteres Wissen verschaffte, so wie sie es jetzt gerade versuchte. Trotzdem hätte er sich bedeckt gehalten, wäre er nicht sicher gewesen, dass sie den Mund halten würde, denn letztlich würde es ihr selbst zugutekommen, wenn er erfolgreich war. Er nahm noch einen Schluck von dem Rum, dann begann er, Claire von seinen Plänen zu erzählen.
20
E lizabeth, Anne und Felicity saßen auf der Veranda des Herrenhauses und vertrieben sich die Zeit mit Geplauder. Die glühende Hitze des Nachmittags war hier im Schatten der dicken Steinmauern erträglich, zudem wehte von Zeit zu Zeit eine schwache Brise vom Meer herauf und brachte zumindest den Eindruck von Frische mit sich.
Lady Harriet kam aus dem Haus und erklärte, es sei nun Zeit für den Nachmittagstee. Sie war die Schwester der leiblichen Mutter von Anne und William. Diese, die erste Lady Noringham, war bereits im Jahr ihrer Ankunft auf Barbados gestorben, und ihr Mann hatte sich nach einer angemessenen Trauerzeit mit Harriet vermählt, die sich der Kinder angenommen und sie wie ihre eigenen aufgezogen hatte. Mit unaufdringlicher Liebenswürdigkeit gesegnet, war Lady Harriet Noringham eine formvollendete Gastgeberin. In ihrer gepflegten Erscheinung schien sich die noble Kultiviertheit des gesamten Anwesens widerzuspiegeln. Sie spielte Virginal und war belesen, und die Speisen, die unter ihrer Aufsicht von den Dienerinnen zubereitet wurden, konnten leicht mit denen eines Londoner Adelshaushalts konkurrieren.
Elizabeth wusste jedoch, dass die Noringhams, ebenso wie alle anderen Pflanzer auf der Insel, unter erbärmlichen Bedingungen und schlimmer Entbehrung angefangen hatten, ihr Leben hier einzurichten. Wie die Dunmores hatten sie zu den ersten Siedlern gehört und mitten in der Wildnis begonnen, das Land urbar zu machen. Sie hatten nichts gehabt außer ihrer Zähigkeit und dem unerschütterlichen Willen, sich eine neue Heimat zu schaffen. Ihr erstes Zuhause auf Barbados war eine roh zusammengefügte Blockhütte mit nur einem Zimmer gewesen, unzivilisiert und voller Ungeziefer. Um nicht von den Ameisen zerbissen zu werden, hatten sie in Hängebetten geschlafen, und an allen Ecken der Hütte hatten sie Schwelbrände entfacht, um die Mückenschwärme fernzuhalten.
Saß man heute, nach über zwanzig Jahren, auf der Veranda von Summer Hill, war von diesen mühseligen Anfängen kaum noch etwas zu ahnen, abgesehen von Kleinigkeiten, die sich seit Beginn der Kolonisierung der Insel kaum geändert hatten. Gegen die nicht auszurottenden Ameisen etwa mussten die Tischbeine immer noch in Schalen mit Essigwasser gestellt werden.
Celia, die Mulattin, die als Annes persönliche Dienerin im Haus arbeitete, schenkte ihnen Tee ein und servierte Gebäck. Geräuschlos und auf bloßen Füßen ging sie um den Tisch herum, der Griff ihrer schlanken Finger um den Henkel der Kanne sicher und fest, die Lippen des vollen Mundes zu einem sanften Lächeln entspannt. Ihr olivfarbenes Gesicht war von berückender, exotischer Schönheit, die dicht bewimperten Augen leuchteten darin hell wie Bernstein. Ihr biegsamer junger Körper steckte in einem kittelartigen Kattunkleid, das ihre Figur eher verhüllte als betonte, doch allein der schwanengleiche Hals, die sanft geschwungenen Konturen ihrer Brüste und die schmalen Fesseln und Füße zeugten von ihrer äußerlichen Vollkommenheit. Man konnte sich kaum an ihr
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