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Inseln im Wind

Inseln im Wind

Titel: Inseln im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Santiago
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wurde nur denen gewidmet, die gut zahlten. Offiziere oder Pflanzer oder deren Aufseher, die anderen konnten es sich nicht leisten. Claire hatte ihre Prinzipien. Gezahlt wurde vorher, und zwar in Silber, und davon besaßen nur die Bessergestellten auf der Insel genug.
    Duncan schlug eine Mücke tot, die sich auf seine Brust gesetzt hatte. Der Regen und die nachfolgende dampfige Schwüle lockten die Biester zu Tausenden aus dem sumpfigen Boden, manche Winkel auf der Insel waren geradezu von ihnen verseucht. Er selbst wurde selten gestochen, aber er hatte von anderen gehört, die davon Beulen bekamen wie von der Pest. Träge strich er einen Tropfen Rum von seinem Bauch, der ihm beim Absetzen des Bechers über die Haut gerollt war. Er verspürte eine diffuse Erregung, und flüchtig überlegte er, ob er nicht doch nach oben gehen sollte. Claires Mädchen waren sauber, und Claire selbst hatte ihm eben freundlich lächelnd mitgeteilt, dass sie, sobald sie den nächsten Kunden abgefertigt hätte, keine anderen Verpflichtungen habe. Sie hatten schon gelegentlich ihren Spaß zusammen gehabt in den beiden letzten Jahren. Sie war geschickt und zuvorkommend und gab einem Mann das Gefühl, willkommen zu sein.
    Doch die kurze Regung verschwand so schnell, wie sie gekommen war. Die Hitze in seinem Inneren konnte Claire nicht lindern. Er würde sich hinterher schlechter fühlen als vorher. Die ersehnte Befriedigung würde in schale Bitterkeit umschlagen, noch bevor er wieder die Hose zugeknöpft hätte. Manche Dinge konnte man sich nicht kaufen. Er nahm einen tiefen Schluck Rum und fluchte stumm in sich hinein.
    In dieser Verfassung fand Claire Dubois ihn vor, als sie wenig später ins Hinterzimmer zurückkam. Sie ließ sich auf einen der Schemel fallen, die um den Tisch herum standen, und streckte die Beine aus. Seufzend streifte sie den Rock hoch und zog ihre Strumpfbänder zurecht.
    » Puh, heute ist es wirklich schwül, was?«
    » Das ist die Karibik«, sagte Duncan. Er sah zu, wie sie die Röcke über ihren schlanken Beinen ausschüttelte und sich dann die Frisur richtete, völlig unbeeindruckt von seiner Anwesenheit. Sie war wirklich eine Augenweide mit ihrer porzellanweißen Haut, dem roten Haar und den leicht schräg stehenden grünen Augen. Ihre fragile Schönheit hatte etwas zeitlos Exquisites, wie ein makelloses Gemälde. Unwillkürlich verglich er sie mit Elizabeth, mit deren hellen, ungebärdigen Locken, den Türkisaugen und der von der Sonne honigdunklen Haut. Sie war überall braun, wie er unlängst festgestellt hatte. Irgendwo gab es einen Ort, an dem sie sich regelmäßig nackt der Sonne aussetzte, ohne Rücksicht darauf, dass jede vornehme Blässe dabei zum Teufel ging. Die silberne Messerscheide hatte im Schein der Flammen auf ihrer Haut geleuchtet wie ein weißer Fleck. Und ihre vollen Brüste waren so dunkel, dass die rosigen Brustwarzen darauf heller wirkten als die übrige Haut. Er hatte sie in den Mund genommen, als er in Elizabeth eingedrungen war, und sie hatte aufgeschrien vor Lust. Er merkte, wie er hart wurde.
    Fragend lächelte Claire ihn an.
    » Na, hast du es dir anders überlegt?«, wollte sie wissen.
    Es wäre nicht dasselbe. Er verspürte nicht den geringsten Wunsch, mit ihr ins Bett zu gehen.
    » Heute nicht«, sagte er.
    Sie nahm es ihm nicht übel. In den vergangenen zweieinhalb Jahren waren sie recht gute Freunde geworden.
    » Gehst du morgen zur Versammlung der Pflanzer?«, fragte sie, das Thema wechselnd.
    » Mal sehen«, meinte er vage.
    » Ich weiß, dass du hingehst.«
    » Warum fragst du dann?«
    Er sah, dass sie die Stirn runzelte, und ihm war klar, warum. Sie merkte, dass er ihr etwas verschwieg, es war fast, als hätte sie dafür ein besonderes Gespür. Wenn sie den Eindruck hatte, ihr werde wichtiges Wissen vorenthalten, konnte sie sich wie ein Bluthund auf die Fährte des Ungesagten setzen.
    » Du hast Pläne, oder?«, wollte sie wissen. Es klang betont beiläufig, doch Duncan ließ sich nicht täuschen. Er unterdrückte ein Grinsen.
    » Pläne habe ich doch immer.«
    » Aber diesmal sind es besondere, hein?« Sie lächelte schmeichelnd, ihr verführerischer französischer Akzent war deutlich hörbar. » Komm schon. Du weißt doch, wie neugierig ich bin. Ich sage es auch keinem weiter.«
    Das stimmte zweifellos. Mit vertraulichen Informationen ging sie niemals leichtfertig um. Sie gab sie nur preis, wenn sie es für richtig und gewinnbringend hielt. Das eine oder andere hatte sie auch

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