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Inseln im Wind

Inseln im Wind

Titel: Inseln im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Santiago
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sattsehen, es war fast, als sei sie von einem besonderen Zauber umgeben. Anne hatte Elizabeth erzählt, dass Lady Harriet Celia als kleines Mädchen im Dschungel gefunden hatte. Eine der Sklavinnen von Summer Hill hatte sich ihrer angenommen, und als sie alt genug zum Arbeiten gewesen war, hatte man sie als Dienerin ins Haus geholt.
    Der Tee war köstlich, das Gebäck nicht minder. Die Stimmung war so entspannt, dass Elizabeth sich dabei ertappte, wie sie in behaglicher Zufriedenheit aufseufzte. Im Vergleich zu Dunmore Hall war dies eine Oase des Friedens. Sie war seit drei Tagen hier und genoss es zusehends. Felicity plapperte unablässig, doch ihre Worte waren wie ein freundlich murmelnder Bach, der die hier herrschende Ruhe nur unterstrich. Man musste sie nicht verstehen, sondern konnte sich einfach davon einlullen lassen. Hob Felicity fragend die Stimme, reichte es, eine interessierte Bemerkung zu machen und dann den Geist schweifen zu lassen, während die Worte gleichförmig weiterflossen. Im Wesentlichen drehte sich das Gespräch darum, dass Niklas Vandemeer auch zu der am folgenden Tag anberaumten Versammlung der Pflanzer erwartet wurde, da seine Interessen als Handelskapitän durch die anstehenden Entscheidungen unmittelbar tangiert waren. Zu der anschließenden Verlobungsfeier war er ebenfalls eingeladen, da er ein guter Freund von William war.
    Tatsächlich aber würde er, wie Felicity Elizabeth anvertraut hatte, in aller Heimlichkeit bereits am heutigen Abend kommen, denn die Gelegenheit, sich unbeaufsichtigt von Martha oder der alten Rose mit Felicity zu treffen, würde sich so schnell nicht wieder ergeben. Unterhalb von Summer Hill war ein Strandstück, wo er bei Einbruch der Dunkelheit auf sie warten wollte. Felicitys nicht enden wollendes Geplapper war folglich in erster Linie ein Zeichen ihrer Nervosität. Ständig hob sie die Blicke zum Himmel, als wollte sie prüfen, ob es nicht schon bald dunkel wurde, obwohl die Dämmerung noch Stunden entfernt war.
    Anne war kaum weniger nervös, was sich indessen bei ihr durch ungewöhnliche Schweigsamkeit bemerkbar machte. Ihre bevorstehende Verlobung mit George Penn versetzte sie in Unruhe, sie grübelte fortgesetzt über ihre Zukunft. Einerseits wünschte sie sich sehnlich eine eigene Familie, andererseits fragte sie sich nicht ohne Bangigkeit, ob sie sich auf Penns Plantage so wohl fühlen konnte wie auf Summer Hill. Sie hatte schon vor Monaten mit Elizabeth darüber gesprochen und mit einem gewissen Fatalismus angemerkt, dass nur wer wage, auch gewinnen könne, doch Elizabeth spürte, dass Anne ihre Ängste weiter mit sich trug.
    Sie selbst versuchte nach Kräften, all ihre eigenen Probleme für eine Weile zu verdrängen, was ihr erstaunlich gut gelang. Summer Hill übte eine eigenartig dämpfende Wirkung auf sie aus, alle Sorgen schienen in der beschaulichen Abgeschiedenheit der Plantage bedeutungslos zu werden. Am frühen Vormittag hatte Maggie, Annes irische Schneiderin, letzte Arbeiten an den Kleidern vorgenommen, die sie zum Fest am nächsten Tag tragen würden. Bei der Anprobe hatten sie miteinander gelacht und kühle Limonade getrunken, und Elizabeth hatte sich so froh und zufrieden gefühlt wie lange nicht mehr. Für eine Weile war es ihr sogar gelungen, nicht an Duncan zu denken.
    William Noringham kam von den Zuckerrohrfeldern herüber. Er trug keine Weste; das Hemd hatte er nachlässig in die Hose gestopft, die von Melasse befleckt war. Das dunkle Haar fiel ihm ungebärdig in die Stirn. Sein offenes, jungenhaftes Gesicht strahlte vor Begeisterung.
    » Die neue Mühle funktioniert tadellos!«, rief er.
    » Das ist wundervoll, mein Lieber«, rief Lady Harriet fröhlich zurück, und sie vermittelte dabei den Eindruck, als gebe es nichts Wichtigeres auf der Welt als die neue Mühle. Als jedoch William verschwitzt und von der Arbeit beschmutzt die Stufen zur Veranda erklomm und dabei Erdklumpen von seinen Schuhen fielen, meinte sie freundlich: » Du siehst aus, als hättest du hart gearbeitet, mein Junge.«
    Errötend blickte er an sich herab.
    » Oh, verflixt. Tut mir leid. Ich wollte nur rasch Bescheid geben, wie gut es mit der Mühle läuft. Das war die beste Anschaffung seit Langem.« Ohne sich hinzusetzen, nahm er einen Becher, goss Tee hinein und trank in durstigen Zügen alles bis auf den letzten Tropfen. Anschließend meinte er zu Elizabeth: » Ich könnte Euch die Mühle einmal zeigen, wenn Ihr mögt.«
    » Warum nicht?«, meinte Elizabeth,

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