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Inseln im Wind

Inseln im Wind

Titel: Inseln im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Santiago
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sie von seinem Pferd zertrampeln. Meine Mutter war sofort tot.«
    Elizabeth war wie erstarrt. Sie konnte nicht sprechen. Das war der Unfall gewesen, von dem ihr Vater gesprochen hatte! Gerade wollte sie es Duncan sagen, als er ihr mit seinen nächsten Worten zuvorkam.
    » Mein Vater raste vor Kummer und Zorn. Er bewaffnete sich mit einem Spieß und wollte den Viscount töten. Dein Vater war jedoch viel schneller als er, damals war er ein wendiger Fechter, während mein Vater ein ausgehungerter, abgemagerter Fischer war, den ein Windhauch hätte umwerfen können. Der Viscount stach ihn ab wie ein Stück schlachtreifes Vieh. Mein Vater verblutete zu seinen Füßen.«
    Elizabeth hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten. Wie sollte sie ertragen, all das über ihren eigenen Vater zu hören?
    » Ich verstehe, dass du ihn schrecklich hassen musst«, sagte sie mühsam. » Aber ich hatte dir nie etwas Böses getan.«
    » Denkst du, das weiß ich nicht? Doch in dem Moment, als du damals bei dem alten Cottage aufgetaucht bist und mich so offen angehimmelt hast, konnte ich an nichts anderes denken, als die Situation auszunutzen. Mir kam es wie eine gute Gelegenheit vor, deinem Vater – auf welche Weise auch immer – auf üble Weise eins auszuwischen.«
    » Ich habe dich nicht angehimmelt!«, widersprach sie empört.
    » Lizzie, du warst so versessen darauf, es mit mir zu tun, wie ich es selten bei einer Frau erlebt habe. Ich glaubte wirklich, du wolltest dich vor deiner Hochzeit noch mal richtig rannehmen lassen.«
    » Oh!« Erzürnt versuchte sie ihn von sich zu stoßen. » Lass mich los, du erbärmlicher, selbstherrlicher, widerlicher, stinkender …« Ihr fiel kein Wort mehr ein, das ihn auf angemessene Weise beschrieben hätte.
    » Das alles ist vorbei, Lizzie«, sagte er, ohne auf ihr Gezappel zu achten. Nach wie vor hatte er fest den Arm um ihre Schultern geschlungen. » Es wurde schon leichter für mich, als deine Mutter und deine Geschwister starben. Und als dein Vater nach dem Machtwechsel um sein Leben bangen musste. Ich wusste stets, wie es um ihn stand. In dem Augenblick, als ich von seinem Tod erfuhr, habe ich für immer mit der Vergangenheit abgeschlossen.«
    Aufgewühlt hörte sie seine Worte. Wie konnte er als Erleichterung empfinden, was ihr das Herz zerrissen hatte? Doch wie hätte er es nicht so empfinden sollen, nach allem, was seiner Familie widerfahren war? In ihrer Seelenqual nahm sie Zuflucht zu dem Gefühl, das am greifbarsten war – ihrer Wut.
    » Dann kann ich mich ja glücklich schätzen, dass du es in jener Nacht am Strand nicht aus Rache, sondern nur aus Begierde mit mir getrieben hast«, sagte sie bissig.
    » Begierde war bei mir immer im Spiel«, konterte er.
    » Und was war mit dem einen Mal auf dem Schiff? Hast du das auch noch für deine Rache gebraucht?«
    Er stöhnte verhalten.
    » Lizzie, müssen wir weiter über diese alten Geschichten reden?«
    » Ja! Wenn du schon ehrlich sein willst, dann richtig! Also, warum hast du dich auf dem Schiff noch mal an mich rangemacht?«
    » Es könnte dich kränken, wenn ich es dir sage.«
    Sie lachte misstönend.
    » Dazu müsste ich tiefere Gefühle für dich hegen. Was ich gewiss nicht tue. Du bist mir von Herzen gleichgültig, und ich hoffe sehr, dass du dir keine diesbezüglichen Schwachheiten einbildest.« Grob setzte sie hinzu: » Alles, was mich je zu dir hingezogen hat, war dein Schwanz.« Ihre eigenen Worte hallten ihr obszön in den Ohren, doch es tat ihr gut, ihn auf diese Weise in die Schranken zu weisen und dabei zu sehen, wie er zusammenzuckte.
    » Na schön«, sagte er. Es klang angriffslustig. » Wenigstens gibst du es mal offen zu. Wenn du es wirklich wissen willst – diese eine Begegnung auf der Elise hatte ich arrangiert, weil ich dir und mir beweisen wollte, dass ich dich jederzeit haben kann, wann und wo immer ich will. So wie jede beliebige andere Frau auch.«
    Elizabeth war fassungslos.
    » Das sagst du mir ins Gesicht?«
    » Du wolltest es ja unbedingt hören.«
    Sie wollte aufstehen, doch er hielt sie fest.
    » Warte, so war es in Wirklichkeit gar nicht. Oder höchstens zum Teil. Eigentlich war das, was ich da eben sagte, nur ein Vorwand.«
    » Ein Vorwand?«
    » Ja, weil ich irgendeine Rechtfertigung brauchte, die mich vor mir selbst nicht so verdammt schwach aussehen ließ.« Er schwieg eine Zeit lang, bevor er ironisch schloss: » Ich bin dir anscheinend rettungslos verfallen.«
    Sie hob den Kopf.
    » Da kommt

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