Inselsommer
viel.«
»So sind wir Männer eben«, grinste Olli. »Kein Grund, sich Sorgen zu machen. Gib ihm einfach täglich zehn Minuten seine Kuscheleinheit, und du wirst sehen, dass er schnurrt wie eine Katze … oder vielmehr wie ein Kater. Männer wollen bedauert, umschmeichelt und geliebt werden. Und wer kann das besser als ihr Frauen.«
»Lass das ja nicht Alice Schwarzer hören«, kam es von Larissa, die die Kaffeemaschine ansteuerte und aussah, als hätte sie die halbe Nacht nicht geschlafen. »Die würde dir sofort den Kopf abreißen!«
»Solange es nur der Kopf ist«, erwiderte Olli grinsend und begann, die Brötchenlieferung von Lars auszupacken.
»Und ich störe euch wirklich nicht?«, fragte Vero zaghaft und schaute in Larissas Richtung.
»Bist du verrückt? Paula und Olli machen das natürlich wunderbar, und ich bin beiden sehr dankbar, aber du bist doch die Seele des Cafés. Hast du nicht gehört, wie unsere Gäste am Samstag auf dem Lesefest von deinem Fingerfood geschwärmt haben?«
Vero errötete.
»Dann … dann … packe ich wohl am besten gleich mit an …«
»Als Erstes servierst du Fiete seine Spiegeleier«, sagte ich und freute mich diebisch. »Der wird sein Glück gar nicht fassen können!«
Am Abend saßen Bea und ich im Strandkorb und schauten in den klaren Julihimmel. Nach dem Gewitter war es wieder wärmer, aber nicht ganz so heiß geworden wie an den vergangenen Tagen. Wir hatten lecker gegessen und über Veros Sinnkrise gesprochen. Ich hatte Bea angeboten, meinen Posten wieder Vero zu überlassen. Zunächst hatte Bea nicht reagiert, doch dann schien es in ihr zu rumoren.
»Könntest du dir denn vorstellen, etwas anderes zu machen?«, fragte sie schließlich und schaute mich prüfend an.
»Und woran hast du dabei gedacht?« Ich war irritiert. Sollte ich Larissa und Rieke in der Buchhandlung unterstützen?
»Wir haben doch gestern darüber gesprochen, dass es auf Sylt zu wenig Angebote für Kinder und Jugendliche gibt. Ich habe mich etwas geschämt. Denn es ist die Aufgabe von uns Buchhändlern, etwas für die Kids zu tun, damit sie nicht den lieben langen Tag im Internet herumhängen. Aber bislang hat uns schlicht die Zeit gefehlt. Und jemand, der sich gern mit Kindern beschäftigt und passende Ideen hat. Natürlich kommt das jetzt ein wenig überraschend, aber ich bin nun mal ein spontaner Mensch, der vieles aus dem Bauch heraus entscheidet.«
»Was ja meist besser ist«, bemerkte ich.
»Versteh mich bitte nicht falsch, Paula. Vielleicht schätze ich deine Lebenssituation falsch ein. Aber ich habe den Eindruck, dass du deine Galerie nur behältst, weil du weißt, dass sie eine relativ stabile Einnahmequelle ist und du dort Mitarbeiter hast, auf die du dich verlassen kannst. Mit dem Herzen bist du aber ganz woanders. Denk bitte über meinen Vorschlag nach. Das Büchernest könnte wirklich jemanden mit einem zusätzlichen Rahmenprogramm brauchen. Die Zeiten ändern sich, und nur Bücher ins Regal zu stellen wird auf Dauer nicht genügen, weil man sie auch online bestellen kann. Aber wenn die Kinder wissen, dass sie an einem Ort ihrer Fantasie freien Lauf lassen können …«
Mir wurde augenblicklich warm ums Herz.
Ich dachte an Paulas glückliches Gesichtchen, als sie ihr Bild zu Ende gemalt und es zum Trocknen beiseitegelegt hatte. Morgen wollten wir einen passenden Rahmen dazu suchen. Danach malte die Kleine ein Geburtstagsgeschenk für ihre Mutter. Und sie hatte mich gefragt, ob sie zu unserer nächsten Stunde ihre beiden Freundinnen Maren und Lale mitbringen durfte, worüber ich mich sehr gefreut hatte.
Ich überlegte fieberhaft.
Womit konnte man Kinder glücklich machen?
Woran hatten sie Spaß?
»Wir könnten den Einheimischen, aber natürlich auch den Feriengästen eine Art Rundum-Kinderbetreuung für den Nachmittag anbieten«, dachte ich laut. »Wir könnten malen, basteln, töpfern oder handarbeiten. Oder zusammen kochen …«
Beas Gesicht leuchtete.
»Und zufälligerweise kannst du sowohl kochen als auch mit Kindern umgehen und bist kreativ. Und Pädagogik hast du rein zufällig auch noch studiert …«
»Aber hätten wir denn genug Platz?«
»Wenn wir ein wenig umbauen, schon«, antwortete Bea und sah so aus, als würde sie am liebsten sofort loslegen. »Larissa hat neulich erst gesagt, dass sie nach dem Lesefestival gern etwas verändern würde, weil ihr der Laden allmählich auf die Nerven geht. Das wäre doch die perfekte Gelegenheit!«
»Aber sollten wir
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