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Inselsommer

Inselsommer

Titel: Inselsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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Nordwind
plädieren«, warf Bea Hansen ein. »Alle anderen sind Nachahmer. Keines von ihnen reicht an die sensationelle Vorlage heran!«
    Larissa zog die Nase kraus und stemmte die Hände in die Hüften: »Da muss ich dir aber energisch widersprechen, liebstes Tantchen. Die beiden anderen, die Paula sich ausgesucht hat, sind mindestens ebenso raffiniert gestrickt.«
    »Ach, papperlapapp!«, entgegnete Bea, und ich wusste nicht, ob sie es ernst meinte oder Larissa aufzog. »Und nenn mich nicht immer Tantchen! Du weißt, wie sehr ich das hasse. Das klingt wie aus einem Roman der fünfziger Jahre. Als hätte ich rot bemalte Bäckchen, würde den lieben langen Tag Topflappen häkeln und eine karierte Kittelschürze tragen, wenn ich Napfkuchen backe.«
    »Nur mit dem Unterschied, dass du gar keinen Kuchen backen kannst.« Larissa grinste.
    Leon schmunzelte ebenfalls und gab Bea einen Kuss auf die Wange.
    »Könnte das Tantchen sich eventuell vorstellen, heute zu uns zum Essen zu kommen? Ich hätte Lust, mal wieder den Kochlöffel zu schwingen.« Und zu mir gewandt: »Wie sieht es mit Ihnen aus, Frau Gregorius? Sie sind ebenfalls ganz herzlich eingeladen und schrecken hoffentlich nicht davor zurück, einen Abend mit diesen beiden Streithähnen zu verbringen.«
    Ich musste nicht lange überlegen.
    »Das ist eine wundervolle Idee. Was kann ich denn beisteuern? Hier gibt es doch bestimmt eine gute Weinhandlung. Ich könnte …«
    »Ach was«, winkte Larissa ab. »Wein haben wir genug. Wir freuen uns, dass Sie Zeit haben. Mit etwas Glück kommt sogar Nele. Sie ist zwar momentan noch in Hamburg, wollte aber auf alle Fälle einige Tage hier verbringen, bevor sie endgültig ihre Zelte abbricht und nach Mexiko geht.«

    Pünktlich um acht Uhr klingelten Bea und ich bei Familie Wagner.
    Larissa und ihr Mann wohnten ebenfalls in einem schnuckeligen Friesenhäuschen, das so aussah, als sei es erst kürzlich erbaut worden. Die Fensterläden waren blau gestrichen, und auf den Fensterbänken standen Töpfe, üppig bepflanzt mit pink- und lilafarbenen Blumen, deren Namen ich nicht kannte. Es dauerte einen Moment, ehe Larissa die Tür öffnete.
    »Bitte entschuldigt«, sagte sie mit hochroten Wangen und schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Der Pürierstab war so laut, dass wir das Läuten überhört haben.«
    Irgendetwas an ihrem Gesichtsausdruck verriet mir, dass das nicht stimmte, denn sie wirkte sehr nervös. Ich vermutete, dass Leon und sie sich gestritten hatten. So etwas kam manchmal vor, wenn man Gäste erwartete. An sich waren Patrick und ich bei Einladungen ein gutes Team, aber es konnte durchaus passieren, dass er sich in letzter Sekunde entschloss, zu experimentieren. Gelegentlich ging das Flambieren einer Crème Brûlée daneben, oder das selbstgemachte Sushi ließ sich nicht so perfekt rollen wie erhofft. Am Ende eines solchen Abends beschlossen wir meist erschöpft, beim nächsten Mal etwas Einfacheres zu kochen, da wir letztendlich einen entspannten Abend mit netten Freunden verbringen wollten.
    »Das macht doch nichts«, winkte Bea ab und nahm ihre Nichte in den Arm. Spürte sie ebenfalls, dass etwas nicht in Ordnung war?
    »Hey, Paula. Klasse, dass du auch gekommen bist.« Ich stand noch nicht im Flur, als ein Wirbelwind namens Nele Sievers mich erfasste und beinahe umwarf, so stürmisch fiel sie mir um den Hals. Dann schlug sie sich erschrocken auf den Mund. »Oh, ich bitte um Entschuldigung, dass ich Sie im Eifer des Gefechts geduzt habe. Kommt nicht wieder vor.«
    Ich gab Leon meinen Mantel.
    »Kein Problem. Vielleicht ist das Abendessen eine gute Gelegenheit, das endlich zu ändern. Mal sehen, was Frau Hansen zu diesem Thema zu sagen hat.«
    Bea schmunzelte und schob mich ins Esszimmer.
    »Frau Hansen hat überhaupt nichts dagegen, Bea genannt zu werden. Darauf sollten wir anstoßen.«
    »Das klingt gut, ich hole den Sekt.« Leon verschwand Richtung Küche. Larissa nahm Sektflöten aus der Bauernschrankvitrine und stellte sie auf den Tisch. Nachdem wir uns alle gegenseitig zugeprostet hatten, servierte sie die Vorspeise: Kartoffel-Mini-Rösti mit Räucherlachs und orange schimmerndem Forellenkaviar. Binnen Sekunden verfiel ich in einen wahren Genussrausch, verstärkt durch die Wirkung des perlenden Sylt-Sekts.
    »Was ich dich noch fragen wollte, Nele. Entlässt dein Vermieter dich nun eigentlich frühzeitig aus dem Vertrag?« Bea schaute Nele mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    Nele räusperte sich

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