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Inselsommer

Inselsommer

Titel: Inselsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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viel besser«, protestierte Bea. »Und das macht mir auch nichts aus, ich will ja keinen Wettbewerb gewinnen. Kuchen kann man kaufen, und um mich zu ernähren, reicht es allemal. Seit Lissy und Nele nicht mehr bei mir wohnen, macht das Kochen sowieso kaum noch Spaß. Außerdem ist es doch viel wichtiger, dass mein Verstand funktioniert, oder etwa nicht?«
    Adalbert nickte, und ich dachte schmunzelnd an die Pfanne mit den verbrannten Spiegeleiern.
    »Das finde ich auch. Außerdem führst du zusammen mit Larissa dieses traumhafte Buchcafé und hast jede Menge Stammkunden, die auf deinen Geschmack vertrauen und nur die Bücher lesen, die du empfiehlst. Du bist eine liebevolle Gastgeberin. Ich finde, das alles zählt weitaus mehr als kochen zu können.«
    »Auch wenn Liebe bekanntlich durch den Magen geht«, ergänzte Adalbert und warf Bea einen vielsagenden Blick zu.

7 . Kapitel
    N a, wie war dein Männerabend?«, wollte ich am nächsten Tag von Patrick wissen, während ich in Beas Garten auf und ab ging. Patrick klang ein wenig übermüdet, aber bestens gelaunt. Die Zeit mit seinem Freund schien ihm gutgetan zu haben.
    »Und was hast du in der Zwischenzeit getrieben?«, fragte er, und ich erzählte ihm von meinem Meditationskurs und dem quälenden Muskelkater.
    »Vielleicht sollte ich so etwas auch mal versuchen«, lachte Patrick. »Allerdings fällt mir die Vorstellung, einmal nicht zu denken, sehr schwer. Vermutlich würde ich anfangen, Schäfchen zu zählen …«
    » … oder dir im Geiste die Bundesligaergebnisse des letzten Jahres aufzusagen«, ergänzte ich. Wie gut es tat, über so unverfängliche Themen zu sprechen. »Heute Abend schaue ich mir übrigens zusammen mit Bea, ihrer Freundin Vero und ihrer Nichte Larissa den Film
Eat, Pray, Love
mit Julia Roberts an. Vielleicht kann ich ja noch etwas lernen. Vero steuert indische Spezialitäten bei, Larissa mixt Mango-Lassis, und ich werde mich an einem Dessert versuchen. Du siehst, ich habe heute noch jede Menge vor.«
    »Dann lasst mir bitte was davon übrig und schickt es per Kurier nach Hamburg. Ich brauche definitiv ein bisschen Nervennahrung«, antwortete Patrick.
    Im Hintergrund hörte ich aufgeregte Stimmen, unter anderem die seiner Sekretärin Nicole, der Sound des Agenturalltags. »Ich muss jetzt leider Schluss machen und zu einem Meeting. Hab einen schönen Tag, und grüß mir die Damen unbekannterweise. Zu schade, dass ich sie auf der Vernissage verpasst habe. Aber wer weiß? Vielleicht komme ich ja kurz vor deiner Abreise noch nach Sylt, und wir fahren zusammen wieder zurück.« Bei dieser Vorstellung wurde mir sofort mulmig. Gedankenverloren setzte ich mich in den weißen Strandkorb, der innen mit rot-weiß kariertem Stoff bezogen war, und genoss die unerwartete Wärme der Aprilsonne auf meinem Gesicht. Mit knapp achtzehn Grad ließ es sich im Windschatten gut aushalten, ansonsten musste man sich immer noch warm anziehen.
    Ich konnte es kaum erwarten, bis es endlich Sommer war!
    Wie mein Leben dann wohl aussah?
    Würde ich immer noch in Vincent verliebt sein und meine Ehe auf dem Spiel stehen? Oder hätten Patrick und ich dann schon die Scheidung eingereicht?
    Und wo genau fing Betrug eigentlich an?
    Reichte es schon, wenn man im Geheimen von einem anderen Leben träumte?
    Eine Biene surrte aufgeregt um mich herum und ließ sich auf den gelben Rosen nieder, die in einem mit Rankenmuster verzierten Tontopf neben dem Strandkorb standen.
    Geistesabwesend beobachtete ich das Tierchen.
    Was ich an Vincent so anziehend fand, wusste ich.
    Aber was sah er eigentlich in mir?
    Sah er die Fünfundvierzigjährige, deren grüne Augen immer mehr von zarten Fältchen umrahmt wurden und in denen sich jede Sorge widerspiegelte?
    Deren ehemals fülliges, kastanienfarbenes Haar allmählich dünner wurde und nur dank regelmäßiger Friseurbesuche halbwegs saß und glänzte? Sah er die Rundungen meines Bauches, der allerdings nie ganz flach gewesen war und den ich unter fließenden Stoffen versteckte oder mit Unterwäsche versuchte zu kaschieren? Oder saß er einem idealisierten Trugbild auf, einer Projektion?
    Erhoffte auch er sich durch mich die Erfüllung eines langgehegten, heimlichen Traums?
    In diesem Moment hätte ich wirklich jemanden zum Reden gebraucht.
    Doro und Helen mussten beide arbeiten, und hier waren alle mit ihrem Alltag beschäftigt. Der Garten – Beas ganzer Stolz – war so gut in Schuss, dass ich mich auch da nicht austoben konnte. Zum Lesen hatte

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