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Inselsommer

Inselsommer

Titel: Inselsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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einfacher.«
    »Das klingt so, als hättest du mit deiner Ehe so gut wie abgeschlossen«, stellte ich betrübt fest und schaute durch die Glaswand, die das Strandrestaurant vor dem Wind schützte, der mittlerweile wieder kräftig blies. »Ist es wirklich so schlimm mit Thomas? Irgendetwas muss euch doch verbinden, außer Emma und Nils natürlich. Bislang hatte ich das Gefühl, dass ihr gut miteinander auskommt, auch wenn eure Ehe nicht besonders aufregend ist.«
    Doro rührte mit dem langstieligen Löffel in ihrem Milchkaffee und aß einen Keks.
    »Ehrlich gesagt habe ich mir lange überhaupt keine Gedanken darüber gemacht, denn ich hatte nie Zeit. Die Arbeit in der Kanzlei, die Kids, der Haushalt. Da ist kein Platz für romantische Flausen im Kopf. Aber als du mir erzählt hast, dass du wegen Vincent wie auf Wolken schwebst und jeden noch so kleinen Moment mit ihm genießt, kam mir das alles sehr bekannt vor. Es erinnerte mich daran, als ich Thomas kennengelernt und geglaubt habe, keine Sekunde mehr ohne ihn sein zu können. Also begann ich meine eigene Ehe zu hinterfragen. Vor allem, als wir zusammen in dem Theaterstück waren, in dem Vincent mitgespielt hat. Er ist ja wirklich ein heißer Typ, selbst Helen war komplett hingerissen! So eine Empfindung löst mein Mann leider nicht mehr bei mir aus, und ich vermutlich auch nicht bei ihm.«
    Ich dachte an den Abend, als das Stück in einem Hamburger Off-Theater Premiere hatte und ich Vincent zum ersten Mal nicht nur als Mitarbeiter meiner Galerie wahrnahm. Er trug eine schwarze Lederjacke, spielte fortwährend mit einer Zigarette und wirkte so sexy, geheimnisvoll und unnahbar, dass sich vermutlich alle Frauen im Theater auf der Stelle in ihn verliebt hatten. Von da an konnte ich es nicht mehr länger vor mir selbst leugnen: Ich war verknallt wie ein Teenager, der einen Filmstar anhimmelt. Nur mit dem Unterschied, dass Vincent erstaunlicherweise nicht unerreichbar war, sondern mir ziemliche Avancen machte und offensiv flirtete, sobald wir allein waren.
    Zudem schien es ihm wichtig zu sein, dass ich mich gut mit seiner fünfjährigen Tochter Lilly verstand, die nach der Scheidung bei seiner Ex-Frau lebte.
    »Darf ich mich auf einen Espresso zu Ihnen setzen?«, fragte plötzlich ein sympathisch aussehender Herr Ende vierzig mit grauen, vom Wind zerzausten Locken und einem freundlichen Lächeln. »Das Grand Plage ist leider bis auf diesen einen Platz ausgebucht, und ich würde gern noch Sonne tanken«, fügte er so charmant hinzu, dass Doro und ich gleichzeitig nickten. »Vielen Dank«, entgegnete der Fremde.
    Während die Kellnerin unsere Bestellung entgegennahm, sah er uns beide an. »Oder haben die Damen noch Zeit für einen Tee oder Kaffee? Ich würde Sie gern einladen.« Ich schaute unsicher zu Doro, die mich unter dem Tisch sanft anstieß und »gern« hauchte.
    »Mein Name ist übrigens Mats Tönnis, ich komme aus Husum.« Doro und ich stellten uns ebenfalls vor, und ich beobachtete, wie die Funken zwischen Mats und Doro sprühten.
    Das kann ja heiter werden, dachte ich schmunzelnd, während die beiden sofort in ein Gespräch über Mats’ Heimatstadt verstrickt waren, wo er einen Trödelladen am Hafen betrieb. Dass auf Sylt gern und schnell geflirtet wurde, wusste ich bereits aus Erzählungen. Dass aber ausgerechnet Doro so schnell Feuer fing, erstaunte mich.

12 . Kapitel
    E in leises Klopfen an der Zimmertür holte mich am nächsten Morgen aus meinen romantischen Träumen, in denen ich gerade mit Vincent und Lilly am Elbufer entlangspazierte.
    »Paula? Bis du schon wach?«, ertönte Beas Stimme.
    »Ja«. Ich setzte mich auf.
    »Guten Morgen, meine Liebe«, begrüßte sie mich und stellte ein Tablett neben mich auf den Nachttisch.
    »Nun ist aber endgültig Schluss mit dem Zimmerservice«, schimpfte ich, obwohl ich mich insgeheim freute.
    Innerhalb kürzester Zeit hatte Bea die Rolle von Patrick übernommen, außer dass sie sich natürlich nicht zu mir ins Bett kuschelte.
    »Ach was, das mach ich doch gern«, winkte Bea ab und setzte sich zu mir. »Seit Lissy und Nele nicht mehr hier wohnen, fühle ich mich ab und zu ein wenig einsam, deshalb genieße ich es sehr, dass du hier bist. Außerdem habe ich mich mittlerweile an unser kleines Morgenritual gewöhnt und habe selbst Freude daran.«
    In der Tat: Seit einigen Tagen brachte Bea mir jeden Morgen Kaffee und eine kleine Schale Kekse. Sie trank ihren starken, süßen Friesentee mit frischer Sahne, und wir

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